SECHZEHN

2K 188 344
                                    

Sie kam nicht zurück.

Meine Ehefrau betrat unser gemeinsames Haus für mehrere Monate nicht mehr.

Jeden Abend wartete ich auf ihren Eintritt, auf den Duft, der das Haus erfüllte, wenn sie da war, auf die Töne aus dem Atelier, wenn sie Kunstwerke zauberte, auf das Blättern in ihren Romanen, welche sie jeden Abend im Wohnzimmer las.

Ich wartete auf ihre kecken Antworten, ihre immer gewagteren Aussagen, ihre durchschaubaren Blicke, ihre vorsichtigen Bewegungen.

Doch auch ich entschied mich so langsam damit abzufinden, dass sie nicht zurückkommen würde.

Ihre Eltern sprach ich nicht drauf an, kam sie hin und wieder besuchen. Sie wussten nicht, dass ich ihre Tochter nicht mehr sah.

Mit Elodie änderte sich alles von Mal zu Mal. Ihr Duft ekelte mich an. Ihre Augen auf mir zu spüren machte mich wütend. Ich bildete mir ein an jeder Straßenecke die Haare meiner Ehefrau zu erkennen. Wenn jemand nach mir rief, wollte ich, dass sie es war.

Ich vergaß, dass sie meinen Namen nie sagte.

Guilo und andere kamen abends zur Tischrunde in unser Haus.

"Wo ist sie?", war seine erste Frage, als sie erst paar Wochen nicht mehr zurückkam.

Cecilé befahl mir deutlich keine Sorgen zu machen, da sie wüsste, wo sich meine Frau befand. 

"Nicht hier, Guilo" Ich verstand nicht, wieso es ihn interessierte. Es sollte ihm egal sein. Mir genau so.

"Ich habe nur gefragt, Mann. Beruhig dich"

Ich schüttelte den Kopf, fuhr mir übers Kinn und schloss die Augen, um mich zurückzuhalten.

"Dann frag' nicht. Frag nie wieder mehr was über sie"

Guilos Augen weiteten sich, als ich ihn wieder ansah. Die anderen am Tisch sahen mich fragend an.

"Scheiße, was starrt ihr mich so an?" Ich wurde immer wütender. "Ich habe es mir anders überlegt. Der Abend ist vorbei. Verlasst mein Haus" 

Alle erhoben sich sofort. Guilo sah mich kopfschüttelnd an.

"Du bist richtig am Arsch, Mann"

Ich ballte die Hände zu Fäusten.

"Guilo, geh mir aus den Augen, bevor ich was tue, was ich nicht tun will"

Guilo verstand, verließ das Haus.

Ich schlug mit der Faust auf den Holztisch, den sie ausgesucht hatte.

Wütend lief ich das Wohnzimmer auf und ab.

Ich wollte nichts lieber als das Schloss knacken zu hören. Und ihr Gesicht zu sehen.

Sie würde mich ansehen und sich fragen, wie sie jemanden, wie mich früher verehrt haben konnte.

Ich schimpfte über sie her. Ich verfluchte sie.

Ich ging ins Atelier und sah mir ihre Werke an.

Ich fragte mich, wo sie nun war, ob sie jemand neuen kennengelernt hatte, wie er sie liebte, wie sie ihn liebte, ob sie öfter lächelte, ob sie mich verabscheute und hasste.

SO WAR ERDonde viven las historias. Descúbrelo ahora