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Der folgende Tag beginnt in drückender Stimmung. Inho redet nicht viel und Hyunuk lässt ihn seinen Gedanken nachhängen. Er gibt ihm kleine Küsschen, wenn Inho welche braucht.

Hand in Hand laufen sie zum Restaurant. Im Laufe des Frühstücks schleicht sich immer wieder ein süßes Lächeln auf Inhos Lippen, das Hyunuks Herz erhellt, trotz des wolkenverhangenen, grauen Himmels.

Das Lächeln verschwindet, als er Dahee im Restaurant erblickt. Sie scheint ebenfalls gerade fertig mit frühstücken zu sein. Während sie sich auf den Weg zur Suite machen, schlägt sie dieselbe Richtung ein.

"Lässt du mich kurz mit ihr allein?"

"Klar."

"Also... eine kurze Weile?"

"Ja, dann geh ich runter zum Schildkrötenbecken. Holst du mich später dort?"

"Mach ich."

Hyunuk verabschiedet sich mit einem kurzen Küsschen, ungeachtet dessen, wer sie dabei sehen könnte, und lässt Inho allein in die Suite zurückkehren. Lässig setzt er sich auf die Couch und blickt auf, als die Tür kurz nach seiner Ankunft erneut aufgeht.

"Du packst jetzt deine Sachen", verkündet er.

"Was?" Dahee bleibt verwirrt im Türrahmen stehen.

"In zwanzig Minuten bist du hier raus."

Sprachlos steht sie da. Inho schaut demonstrativ auf sein Handy. "D-du kannst doch nicht...", stammelt sie.

"Die Zeit läuft."

"Wo soll ich denn hin?", regt sie sich auf.

"Denkst du, das kümmert mich? Nach all dem?", fragt er ruhig. Zu ruhig. Doch in ihm tobt ein Sturm der Wut und der Trauer. "Sei froh, dass ich deinen Flug nicht storniere, weil ich so nett bin. Du hast noch neunzehn Minuten, dann bist du hier raus, mit oder ohne Sachen."

Fassungslos starrt sie ihn an und stolpert dann los. Hektisch und unter Tränen wuselt sie durch die Räume und stopft die Koffer voll. Inho schaut zwar gespielt gelangweilt auf sein Handy, aber es verschafft ihm Genugtuung, sie so aufgelöst zu erleben.

Eine Minute vor Ablauf der Zeit steht sie tränenüberströmt an der Tür. "Die Karte", sagt er kalt und deutet auf das Schuhregal. Mit zitternden Händen legt sie die Zimmerkarte darauf ab und schleicht aus der Suite, wobei sie immer wieder zurückblickt, als hoffte sie darauf, er würde sich umentscheiden und sie zurückrufen.

Er tut es nicht.

Hart zu sein ist hart. Es ist tut weh. Aber er schluckt es runter und gibt keinen Mucks von sich, falls sie noch vor der Tür steht. Er will nicht, dass sie weiß, wie sehr es ihn getroffen hat. Sein Leben, wie er es sich "bis dass der Tod euch scheidet" vorgestellt hat, existiert nicht mehr. Es hat niemals existiert, es war alles auf einer hinterlistigen Täuschung aufgebaut.

Bis zum Anfang der Flitterwochen hat sie ihm die große Liebe vorgespielt.

Inho will gar nicht daran denken. Er will nicht, dass es ihn so sehr verletzt. Er möchte nach vorn blicken und dabei Hyunuks Hand halten. Tief atmet er ein und aus und versucht, die negativen Gefühle vorbeiziehen zu lassen, bis er sich bereit fühlt, aufzustehen und die Suite zu verlassen.

Unten am Schildkrötenbecken tritt Hyunuk unruhig von einem Bein aufs andere. Erleichterung breitet sich in ihm aus, sobald er Inho erblickt. "Hab schon überlegt, hochzugehen und nach dir zu sehen", meint er, als Inho sich an ihn schmiegt und das Gesicht in seiner Halsbeuge vergräbt. Hyunuk schließt ihn in seine Arme und streicht ihm über den Rücken.

Einen Moment bleiben sie so stehen. Dann blickt Inho auf und sieht ihm in die Augen, eh er sich näherlehnt, die Augen schließt und mit Hyunuk einen zärtlichen Kuss austauscht.

"Lass uns hochgehen. Jemand von der Autovermietung sollte jetzt da sein", sagt er leise. Hyunuk nickt und begleitet ihn.

In der Infoecke neben dem Panoramafahrstuhl sitzt eine freundliche Dame mit schwarzen Locken, die ihnen auf Englisch einige Dinge zum Mietvertrag erläutert und ihn von beiden in doppelter Ausführung unterschreiben lässt. Gemeinsam begeben sie sich vors Hotel, wo der kleine silberne Mietwagen geparkt ist. Sie inspizieren ihn und bekommen den Schlüssel.

Von allen Seiten macht er Fotos und steigt dann auf der Beifahrerseite ein zum Probesitzen. "Willst du fahren?", fragt er leise und hält Hyunuk den Autoschlüssel hin. Da Inho seltsam ruhig wirkt, nickt Hyunuk und nimmt ihm den Schlüssel ab. Sie holen noch den Ausflugsrucksack in der Suite und gehen jeder aufs Klo, dann geht es los.

Inho starrt gedankenversunken aus dem Fenster und Hyunuk konzentriert sich aufs Fahren.

Meine Frau, ihre Mutter und ich - Hyunho FFМесто, где живут истории. Откройте их для себя