21 - Ein interessanter Aufzug

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Abendessen am Sonntag?

„Oh", machte ich und sah zerknirscht zu Josh auf.
„Ich hatte recht oder?", fragte er Siegessicher. Ich verdrehte die Augen.
„Ja schön du hattest recht, aber ich habe nie zugestimmt!", argumentierte ich. Josh legte die Stirn in Falten. „Das stimmt." Dann zuckte er die Schultern als wollte er sagen: ‚Aber ich bin trotzdem hier.'
„Und was machen wir jetzt?", fragte ich.
„Wie wäre es wenn du dich umziehst und wir essen gehen?", fragte Josh zurück. Ich blickte an mir hinab. „Das dauert aber etwas länger", gab ich zu bedenken. Josh zuckte die Schultern, diesmal gleichgültig. „Spielt keine Rolle, ich habe viel Geduld."
Ich stand kurz da und wusste nicht was ich sagen sollte. „Na schön, mach es dir bequem", ich wies auf die Couch. „Willst du was trinken?", fragte ich um meine Manieren nicht zu vergessen. Josh verneinte und ich tapste zurück in mein Zimmer. Ich schickte El eine Nachricht dass ich mich bei ihr melden würde und stellte mich vor meinen Schrank.
Ich hatte keine Ahnung was ich anziehen sollte.

Eine Rekordzeit von vierzig Minuten später war ich soweit um mit Josh in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich hatte geduscht und mich für ein schwarzes, knielanges Kleid mit Blazer entschieden. Einfach weil ich damit sicher nichts falsch machen konnte. Mein Make-Up war schlicht, die Haare offen und ich trug den einzig wertvollen Schmuck den ich besaß: Ein paar Süßwasser-Perlen.
„Reicht das so?", fragte ich während ich zu Josh ins Wohnzimmer zurückkehrte. Er hatte sich eins meiner Bücher aus der Uni aus dem Regal gezogen und anscheinend darin geblättert. Nun musterte er mich wieder und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Um einiges besser als vorher", kommentierte er meinen Aufzug. Ich hob eine Augenbraue.
„Das war ja auch nicht schwierig", gab ich zurück.
„Da hast du recht." Er stand auf und stellte das Buch zurück. „Wollen wir?"

Josh führte mich in ein Restaurant dass wieder einmal meilenweit von meiner Preisklasse entfernt war.
„Isst du eigentlich nur in solchen Edelschuppen?", fragte ich ihn leise als wir auf das Lokal zugingen. Josh blieb unvermittelt stehen und da ich mich bei ihm eingehakt hatte zwang er mich ebenfalls zum Stehenbleiben.
„Gefällt es dir hier nicht?", hielt er mit einer Gegenfrage dagegen und sah verwundert auf mich hinab. Ich wand mich ein wenig.
„Das hier ist nicht meine Welt", gestand ich dann ein. Eddys Pub tauchte vor meinem Auge auf, das war eher ein Ort an dem ich verkehrte. Josh schien wirklich interessiert.
„Und was wäre dann deine Welt?". Es schien ihn wirklich brennend zu interessieren.
„Eddys Pub?", erwiderte ich ohne Umschweife. Der amüsierte Zug erschien wieder um seine Mundwinkel.
„Du wärst lieber in einem Pub als hier?", fragte er gleichzeitig etwas ungläubig. Ich zuckte die Schultern. „Eigentlich schon ja." Josh legte den Kopf schief.
„Immer wenn ich denke ich hätte dich durchschaut kommst du mit etwas neuem das mein Frauenbild durcheinanderbringt." Er sah aus als würde ihn das wirklich stören. Ich wusste nichts was ich darauf antworten konnte, hätte aber auch keine Chance dazu gehabt. Josh holte tief Luft und sah mich an. „Nah schön", sagte er und drehte sich mit mir am Arm um.
„Was soll das jetzt werden?", fragte ich ihn verdattert und stolperte neben ihm her. Josh grinste frech. „Ich will dieses Eddys Pub sehen, was dachtest du denn?"
Ich schnappte nach Luft. „Du willst was?", fragte ich und konnte nicht verhindert dass meine Stimme am Schluss in ein kurzes ungläubiges Lachen wegbrach. Josh hielt mir die Tür zum Auto auf, ich rührte mich jedoch nicht.
„Ich will sehen wo du lieber hin willst als in ein preisgekröntes Restaurant", entgegnete Josh und deutete auf die offene Tür. Ich blinzelte. „Ist das dein Ernst?", fragte ich nochmal nach.
„Wie viele Witze hast du schon von mir gehört Jane?", fragte Josh. Ich dachte kurz darüber nach. „Ich glaube noch keinen", antwortete ich obwohl es eigentlich eine rhetorische Frage war.
„Dann bitte einsteigen", sagte Josh und machte eine Handbewegung in Richtung Tür. Ohne weitere Einwände stieg ich ein.

Die Fahrt verlief schweigend und ich fragte mich die ganze Zeit über ob Josh mich nur verarschte oder ob er es doch ernst meinte, bis er mich nach der Richtung fragte die er einschlagen sollte. Da arbeitete mein Gehirn plötzlich wieder und ich dirigierte ihn in die Nähe meines Elternhauses.

let's play pretendWhere stories live. Discover now