𝐶𝑜𝑙𝑑 𝘴ꪮꪊꪶ

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Doch etwas Flüssigkeit erkämpfte sich ihren Weg, obwohl ich sie mit allen Mitteln versuchte, davon abzuhalten. Nass hinterließ sie eine Spur auf meiner Haut, die sich rot erwärmte und somit meinen Schmerz ausdrückte.

„Oh Tae. Mein Taetae." Sanft umfingen ihre Arme meinen Kopf. Immer wieder durchstrich sie meine Haare. Ich spürte ihr Kinn auf meinem Kopf liegen. Langsam öffnete ich meine Augen abermals. Ich brauchte keinen Spiegel, um die Schwäche in meinem Braun zu sehen. Ich brauchte es nicht zu erblicken, um zu wissen, dass sie da war.

Meine Vorstellung klammerte sich an den kleinen Jungen, den Jungen, der weder ich noch Jungkook war. Nur ein kleiner weinender Junge, welcher sich an mir festhielt. Und ich spürte alles, seinen Schmerz sein verblasstes Glück, die Einsamkeit. Doch am übermächtigsten war das Gefühl von Nichts, das bedenklich in dem Herzen des Kindes schlummerte. Er umarmte sich selber, hielt sich warm durch seine eigenen Arme. Noch nie empfand ich mehr Mitleid, als zu diesem Zeitpunkt, für diesen Jungen.

Ich sah ihn verzweifeln, zu Grunde gehen an seinem eigenen schmerzgetränktem Herzen. Und von außen sah ich zu. Ich sah zu wie er mich mit in den Abgrund riss, mit jeder Sekunde mehr.

„Es ist alles gut. Beruhig dich."

Das erfrorene Herz in mir kämpfte tapfer weiter, es rannte um sein Leben. Immer wieder prallte es gegen mein Brustkopf, wurde von diesen eingesperrt.

Mein Blick richtete sich auf die weisen Fließen. Dann bewegte er sich nicht mehr.

Ich nahm das Weiß in mich auf wie Nahrung. Es war beruhigend, es war gewohnt. Es war was ich kannte und schien in dieser ganzen Hektik, die einzige Ruhe zu sein. Ich kam damit klar, ich wusste, wie ich damit umgehen konnte, also verschanzte ich mich hinter ihr.

In meinem Verstand kreiste weiterhin das Bild des Kindes. Alles in mir drängte mich zu ihm, doch ich blieb stehen. Ich beobachtete ihn von der Entfernung, wie er alleine gegen die Leere kämpfte, wie er sich krankhaft an sich selbst festklammerte.

Ich konnte ihm nicht helfen, meinte ich gedanklich, aber mein Herz strafte mich einer Lüge. Ich wollte nicht. Ich wollte ihm einfach nicht helfen. Es zog in meiner Brust, ein Ziehen, das einsam durch das Nichts in mir hallte.

„Ich bin hier."

Urplötzlich packte mich ein innerlicher Ruck. Der Junge flehte, streckte die Hand aus, um nach mir zu greifen, doch ich drehte mich um. Ich ließ ihn stehen, während ich heimlich in mir schrie. Mit schnellen Schritten verließ ich den Raum und verschloss die Tür hinter mir.

Sobald ich das Zimmer verlassen hatte und der Schlüssel in meiner Tasche verschwunden war, kehrte die Kälte in mir ein.

Ich konnte fühlen, wie sie sich durch meinen ganzen Körper fror, zuerst durch meine Füße, dann durch meine Bein zu meinem Herzen und meinem Gehirn. Ich blendete jeden Schmerz aus, vergrub mich in der Leere, die die weise Farbe in sich trug.

Und dann, auf einmal, war es wie immer. Ich wusste von der Existenz dieser Einsamkeit - diesem Gefühls, doch es war so weit vergraben, dass es mich nicht länger beeinträchtigte. Es war weg. Ich verlor den Schmerz, doch auch jede Wärme.

Madame Shaws weiches Haare-kraulen glitt an mir vorbei, wie etwas unerreichbares. Ihre süßen Worte hätten genauso gut vor Hass triefen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Es war kalt und leer in mir, doch das war okay.

„Mir geht es gut.", meinten meine Lippen, um die Frau an meiner Seite zu beruhigen. „Geht es wieder?" „Ja."

Ich stütze mich auf meine Hände, um mich aufzurichten. Sobald ich ihr Gesicht sah, traf mich die Sorge wie ein Schwert.

Innerlich blickte ich zurück, zurück zu der Tür, die die Zeit für ein Trugbild hielt und innerhalb Sekunden vermoderte. Sie war alles andere als stabil, doch gerade so hielt sie meine Demonen gefangen.

Ich setzte ein kleines Lächeln auf, dann ließ ich mich von ihr zurück ins Wohnzimmer führen. Auch sie verbarg ihre Gefühle hinter einem Lächeln, während sie mir mitteilte, dass es besser wäre, wenn ich nach „Hause" gehen würde.

Ohne Widerrede wurde ich ins Auto bugsiert, um anschließend die ganze Fahrt wie in einem Traum zu erleben. Die eigentlich schönen letzten Sonnenstrahlen für dieses Jahr wärmten mich nicht. Sie übersahen mich und erhellten die Welt um mich herum.

Sobald wir bei der Klinik ankamen, übergab Jessica mich in die Hände einer anderen Mitarbeiterin. Ohne noch viele Worte zu verschwenden, verabschiedete sie sich von mir. Eine lange Sekunde blickte ich ihr nach, mit dem unterdrückten Gefühl, etwas von mir vergessen zu haben. Dann drehte ich mich weg und ließ mich von der Mitarbeiterin freundlich herein führen. Liebevoll umfasste sie meinen Arm, was eine gewisse Wut in mir zum Lodern brachte. Ich war froh, um das Stück Stoff, dass mich vor ihrer Haut beschützte.

Vor dem Zimmer löste sie ihre Hand von mir und ich verschwand mit einem Lächeln hinter der Tür. Erleichtert lehnte ich mich gegen sie und ließ die angehaltene Luft entweichen.

Mir geistert Jungkooks kleines Gesicht im Kopf herum, doch auch ein anderer Junge meinte mich, selbst bis in meinen Verstand, verfolgen zu müssen. Eilig streifte ich die Schuhe von meinem Körper und verkroch mich unter der Bettdecke.

Mir fehlte es an Wärme, ich war so kalt, als ob ich meine Glieder aus Versehen mit eingefroren hatte. Die Leere stieß ihren kalten Atem in meinen Nacken, als eine Art Warnung. Als etwas lauerndes. Sie würde mich holen kommen, sobald ich die Augen schloß, sie würde mich überfallen, wann immer ich nicht stark genug war.

Doch der Müdigkeit konnte ich nicht entkommen, sodass ich mich ihr letztendlich hingab. Wie die Krallen eines Raben zog mich der Schlaf mit sich. Meine Gedanken drehten sich um zwei Jungen und die eine Mutter, die ich nicht haben konnte, bevor ich auch dies vergass und ins wort wörtliche Nichts abtauchte.

᯽𝑀𝔞𝔯𝔦𝔢᯽

Omg vielen vielen Dank für 1k! Ich freu mich so, dass diese Story das erreicht hat! Hihi

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⏰ Last updated: Feb 04, 2021 ⏰

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𝖲𝖼𝗁𝖺𝖼𝗁𝗆𝖺𝗍𝗍 (𝖳𝖺𝖾𝗀𝗂)Where stories live. Discover now