»Das wird sowas von anstrengend«, kann ich Camila neben mir sagen hören. Sie hat ihr Gesicht vor Unlust verzogen und sieht demotivierter aus als Spätaufsteher, die früh aufstehen müssen.

Aber sie behält recht. Die beiden Basketballtrainer zeigen wirklich keine Gnade. Wir spielen nun in Gruppen und dabei müssen wir auf unglaublich viele verschiedene Dinge achten, sodass ich mich wirklich frage, ob das ein Training oder eher eine Folterstunde werden sollte. Ich liebe Basketball, aber das hier ist wirklich übertrieben.

»Ruby! Du sollst nicht nur herumstehen und warten, ehe das Spiel vorbei ist!«, brüllt Mrs. Basketball - und ja, ich weiß auch nicht, wie sie heisst - Rubs an, worauf diese zusammenzuckt. Ich verdrehe die Augen und tausche einen Blick mit Camila. Das ist schon ein wenig übertrieben. Aber vielleicht sind das auch einfach die Nerven. Ich meine Mrs. Basketball hat ihre wichtigste Spielerin gerade auf der Bank. Und jetzt braucht sie dringend irgendein Talent, welches Jessica ersetzt.

»Hope! Du kommst Mal zu mir!«, brüllt sie nun auch mich an, was mich irgendwie überrascht. Eigentlich habe ich nun wirklich nicht viel falsch gemacht. Ich weiß nicht einmal, was ich hätte falsch machen können. Aber ich schätze, dass ich das sowieso gleich herausfinden werde.

Cami und Rubs werfen mir mitleidige Blicke zu, was mich leicht lächeln lässt. Aber dann sehe ich die ernste Mine von Mrs. Basketball und das Lächeln erlischt sofort auf meinen Lippen.

»Wir müssen uns unterhalten, Adams.«

Ich beiße mir ein wenig verunsichert auf die Lippen. Ich hoffe, dass sie jetzt nichts Schleches sagen wird.

»Und zwar über dein Probetraining. Du hast dort Streit mit Jessica gehabt, nicht wahr?«

Ich nicke. Jap. Sie hat mich beleidigt, ich habe zurückgekeift. Dann hat sie mir eine Ohrfeige verpasst und ich habe mir die Mühe, mich selbst zu verteidigen, schlichtweg einfach nicht gemacht. Ich habe keine Interesse an dem Team gehabt und das ist meine Möglichkeit gewesen, mich aus dem Revier zu ziehen.

»Die anderen Mädchen haben mir erzählt, was wirklich passiert ist und dass Jessica gelogen hat. Du hast sie nicht korrigiert. Warum?«

Ich seufze, aber gleichzeitig bin ich auch überrascht. Jemand hat Jessica gepetzt. Für mich? Ich meine, ich habe niemandem auf irgendeine Art geholfen und sie haben die Wahrheit erzählt, auch wenn sie dabei gegen ihren Kapitän vorgegangen sind?

»Ich ... ich schätze, dass ich gar nicht richtig ins Team gewollt habe«, gestehe ich also, während Mrs. Basketball die Arme verschränkt und mich mit einem fragwürdigen Blick mustert.

»Du kannst gut spielen, Hope. Du magst vielleicht keine Kondition haben, aber du hast Kontrolle über deine Muskeln und flinke Finger. Das solltest du nicht einfach so wegwerfen.«

Ich nicke. Sie hat recht und wenn ich die Chance erneut hätte, würde ich mir vielleicht mehr Mühe geben.

»Gut. Da wir uns jetzt einig sind, bleibt nur noch eine Frage übrig. Willst du ins Team?«

Mrs. Basketball sieht mich gespannt an, während ich sie erstaunt mustere. Ich hätte nicht erwartet, dass sie mir eine zweite Chance gibt. Ich meine, ich bin noch nicht einmal ganz sicher, ob ein Team tatsächlich schon das Richtige für mich ist. Ich meine, vor einem Monat wäre es undenkbar für mich gewesen, auch nur in Betracht zu ziehen, etwas zu machen, wo ich mit anderen Menschen interagieren muss.

Ich schätze, dass ich meine Einstellung diesbezüglich tatsächlich irgendwie geändert habe. Freunde bewirken teilweise eben wirklich Wunder.

Ausserdem gibt es die kleine Stimme in meinem Kopf, die vermutlich sehr nach Shadow klingt. Sie sagt mir, dass es gut aussieht, wenn ich auch Sport mache. Je mehr Vielseitigkeit ich mir dieses Jahr noch erarbeiten kann, desto besser. Und ich muss der Stimme Recht geben. Ich kann ja noch immer aussteigen, wenn ich es schrecklich im Team finde. Nicht, dass ich denken würde, dass es mir nicht gefällt. Ich liebe Basketball. Eigentlich sollte es kein Problem sein. Ich weiß es. Und es ist auch an der Zeit, dass ich endlich zeige, dass ich offener geworden bin.

»Ja. Ich wäre gerne dabei. Und an meiner Kondition kann ich arbeiten«, antworte ich eine Spur zu spät, was Mrs. Basketball allerdings nur zum Lachen bringt.

»Das freut mich zu hören. Du uns Shadow könntet ja zusammen joggen gehen. Ich kann dir sogar einen Plan erstellen, wenn du das möchtest«, bietet sie mir an, worauf sich mein Gesicht noch ein wenig mehr erhellt. Ich kann mir mein hundert-Watt-Grinsen förmlich vorstellen.

»Eine Sache noch«, meint Mrs. Basketball und ihr Gesicht wird kurz wieder ernst. Ich sehe sie aufmerksam an, auch wenn ich ihr nicht von der Mine ablesen kann, was sie mir sagen möchte.

»Ehrlichkeit ist mir wichtig, Hope. Ich hoffe, du verstehst das. Beim nächsten Mal erwarte ich die Wahrheit von dir, egal wo sie jemanden hinführt. Denn ein guter Teamgeist kann nicht von Lügen getrübt werden.«

Ich nicke erneut. Mit Ehrlichkeit kann ich leben. Jetzt habe ich auch gar keinen Grund, sie anzulügen. Und ich werde es auch nicht mehr machen. Denn sie hat recht und ich habe ein Ziel.

Und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, werde ich mir ganz bestimmt nicht selbst im Weg stehen.

Und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, werde ich mir ganz bestimmt nicht selbst im Weg stehen

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Und da kommt die zweite Chance auf das Basketballteam doch noch...😏
Habt ihr das erwartet?

ShadowWhere stories live. Discover now