Die Einführung

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Die Einführung

 

Madame Ponte führte Aria in den Mädchentrakt. Der Aufenthaltsraum der Mädchen war riesig und schön gemütlich eingerichtet: Es gab zwei Sofas und einen alten Sessel, um den Kamin herum war eine schöne Bank fürs Lesen eingerichtet und für die Beschäftigung gab es ein Schachbrett, eine Getränkebar, eine Staffelei mit Malsachen und einen alten, schwarzen Ebenholzflügel. Vom Aufenthaltsraum ging eine massive, dunkelbraune Tür in einen Flur der mit Fackeln beleuchtet wurde und dessen Boden mit schwarzweißen Marmorfliesen belegt war. Es gab insgesamt nur fünf Zimmer doch diese  brauchten auch ihren Platz, zumindest wenn alle so aussahen, wie Arias: Ihres war groß und sehr luxuriös eingerichtet. Sie würde wohl in einem hellroten Himmelbett schlafen müssen, ihre Kleider in einem eingebauten, glänzenden Wandschrank aufbewahren müssen und ihre Schriften müsste sie demnächst an einem gewaltigen, dunklen Schreibtisch verrichten. Madame Ponte berichtete ihr, dass das Abendessen zwar schon vorbei war, aber im Aufenthaltsraum wohl noch Baguette und Käse standen. Dann ließ sie Aria allein. Sie fühlte sich etwas verloren in ihrem riesigen Zimmer und von all dem Luxus umgeben, sodass sie zuerst ihre wenigen Sachen einräumte. Sie dachte die ganze Zeit an Marquis. Wo war er nun? Würde er jetzt zurück nach Gourverneut reisen? Auch wenn Aria es niemals zugegeben hätte, aber Marquis war der erste richtige Freund von ihr gewesen. Als sie nichts mehr zu tun hatte, ging sie durch den Flur in den Aufenthaltsraum. Bis jetzt hatte sie noch keinen anderen Elementewandler gesehen. Sie nahm sich einen ein Stück Baguette, setzte sich auf die Bank und schaute verträumt in das Feuer. Plötzlich ging die Tür auf und ein blondhaariges, wunderschönes Mädchen kam hinein:

„Wer bist du denn?“, fragte sie etwas spöttisch. Aria reagierte gereizt:

„Dasselbe könnte ich dich fragen.“  

„Ich bin Natalie. Morgen werde ich in das 1.Lehrjahr der Elementenlehre eingeführt. Ich bin schon zwei Wochen hier. Tss… Ich habe schon den Zweitklässlern beim Üben und Reiten zugeschaut. Ich kann also schon ziemlich viel. Mein Vater ist übrigens Fürst Merlach. Aber egal… Wieso erzähle ich das dir eigentlich?“ Das Mädchen stolzierte mit einem Buch in der Hand zum Sofa und ließ sich nieder. Aria ignorierte sie einfach und ging bald wieder in ihr Zimmer.

In dieser Nacht schlief sie sehr schlecht. Die Stadt war auch nachts noch laut genug und sie vermisste die Ruhe der Wildnis. Außerdem dachte sie an Ringo und wie viel Angst er haben müsste in dieser Stadt. Das Himmelbett war ungewohnt für sie und so kam es dass sie erst gegen drei Uhr einschlief und morgens um halb sechs aufwachte. Sie stand auf und trotz der kurzen Nacht war sie wach und voller Energie. Gespannt wie dieser Tag verlaufen würde raffte sie ihre ärmlichen und dreckigen Klamotten zusammen und zog sich an.Sie ging in den Flur, wo sie mit einer pummeligen Brünetten namens Gina zusammenstieß. Diese war netter als Natalie, hieß Aria herzlich willkommen und erklärte dass sie eigentlich im zweiten Jahr der Ausbildung wäre, allerdings die Prüfungen nicht bestanden hätte und das erste Jahr wiederholen müsse. Ihr Schwerpunkt hatte sie auf dem Element Wasser. Beide zusammen gingen über den Aufenthaltsraum in das Esszimmer. Es war ein großer, gekachelter Raum in dessen Ecken goldene Armleuchter standen. Den Raum füllte ein riesiger, langer Esstisch mit dunkelbraunen, aus edlem Holz verzierten Stühlen. Es saßen schon einige Bedienstete am Tisch, wie zwei Zimmermädchen und die Verwalterin Madame Ponte. Zudem saßen noch zwei weitere, für Aria noch fremde Mädchen, am Tisch. Gina begrüßte sie und stellte sie Aria vor: Das eine Mädchen war Albino, Schwerpunkt Luft, das andere war ein braungebranntes hübsches Mädchen, Schwerpunkt Erde, wobei Aria das Albino-Mädchen etwas gruselig fand.  Sie hießen Madeline und Leonie. Gina und Aria hatten sich gerade hingesetzt, als Natalie in das Zimmer rauschte. Sie trug wunderbare, samtige Kleider und während des Essens erzählte sie, dass die Stoffe ihrer Kleider aus fernen Ländern stammen würden. Das Frühstück war unglaublich lecker. Sie wurden überhäuft mit dem feinsten Baguette und Fladenbrot, konnten butterweichen Käse und würzige Wurst essen und zu alldem kamen noch die verschiedensten Beeren und Früchte aller Art. Zu trinken gab es etwas Wein aber auch Wasser und Apfelsaft. Als Aria wieder aufstand, fühlte sie sich zum ersten Mal nach Reisebeginn satt und wohlig warm.

Alle Schüler, die heute eingeführt werden sollten, hatten sich im Innenhof versammelt. Die Mädchen mussten auf der linken Seite in einer Reihe stehen und die Jungs auf der rechten Seite. Es waren drei Jungs: ein etwas kleinerer, rothaariger, ein großer braungebrannter und ein schwarzhaariger mit einem leicht verzogenem Gesicht. Das Besondere an diesem Jahrgang war also, dass die Gruppe aus sechs Schülern bestand. Das kam dadurch, dass Gina ja wiederholen musste und so aus fünf Schülern sechs geworden sind. Ein extrem großer, kräftiger Mann mit Glatze und einem Vollbart trat heran und begrüßte sie im Namen der Regierungsstadt Gourverneut. Er stellte sich als ihr Lehrer vor im Fach Allgemeines Wissen über Elemente und Elementekraft. Er hieß Doktor Barteut. Doktor Barteut erklärte die Regeln der Einführung: Als erstes müssten alle ihren Schwerpunkt herausfinden. Dies würde jeweils von den Lehrern der jeweiligen Elemente vorgenommen. Danach wurden die Schüler in Regeln, Hausordnong und Tagesablauf eingewiesen und dann folgte der Abschluss mit einer Zeremonie und des Erhaltens unsere Elementelehreuniform. Doktor Barteut schloss seine Rede und gab den Innenhof frei: Voller Anspannung und Nervosität ging Aria zur ersten Station: Eine große, lebhafte Frau mittleren Alters erwartete sie mit einem noch heißem und dampfenden Suppentopf.

 

 

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⏰ Last updated: Jan 17, 2015 ⏰

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Die ElementewandlerinWhere stories live. Discover now