Taurant

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Taurant:

 

Nach etwa 10 Minuten, es waren jetzt nur noch wenige Sonnenstrahlen zu sehen, hatten sie ihren Abstieg beendet und ritten im Galopp das seichte und sandige Gelände hinab zum Stadttor. Ringo und Julie waren trotz ihres Größenunterschiedes gleich schnell. Marquis und Aria sahen wie die Wächter der Stadt gerade dabei waren das Tor zu schließen, denn es ertönte in lautes Horn vom Wachturm über des Tores und 5 Männer gleichzeitig stellten sich an einen Seilzug und begannen das riesige, hölzerne Flügeltor zu schließen. Entweder sie sahen die Reiter nicht oder sie ignorierten sie einfach. Aria sah aus dem Augenwinkel wie Marquis während des Rittes die Augen schloss und die Ader aus seiner Schläfe wieder hervorstach. Und siehe da: die Luft bewegte sich langsam und schon bald wurde der Staub und Sand aufgewirbelt und flog direkt auf die Wachmänner zu. Diese sahen so nichts mehr und hielten inne. Zwei von ihnen ließen sogar den Seilzug los und das Tor blieb noch eine Pferdelänge offen. Aria und Marquis gingen in den Trab über, um kurz darauf vor einem der Wachmänner stehen zu bleiben. Dieser hatte einen schwarzen Bar und sein Haar wurde von einem dunkelblauen Hut bedeckt. Der Rest seiner Uniform war auch tief blau und auf seiner linken Brust war das Wappen von Gourverneut –ein grüner Adler mit Krone- und auf seiner linken Brust das Wappen von Taurant –ein Kreis mit einem gelben Pentagon auf rotem Hintergrund- aufgestickt. Der Wachmann trug eine Lanze in der rechten Hand und in seinem Gürtel war ein Dolch, ein Schwert und ein Schlagstock befestigt. Der Wind hatte aufgehört, doch der Mann gab den Soldaten auf dem Wachturm ein Zeichen, dass sie noch warten sollen.

„Was wollen zwei Reiter zu so später Stunde noch in die Stadt? Von wo kommt ihr?“, fragte er streng.

„Ich bin Marquis de Gourverneut. Ich bin ein Philosoph aus der Regierungsstadt und das hier ist Aria Almond. Sie ist meine Begleiterin und mein Auftrag. Ich soll sie nach Taurant bringen. Sie soll hier eine Lehre anfangen.“

Der Wachmann beäugte uns von oben bis unten.

„Habt ihr was zu verzollen?“, fragte er dann.

„Nein. Wir haben nichts außer ein bisschen Proviant und die alltägliche Waffen mit“, erwiderte Marquis.

„Na gut, meinetwegen. Im Namen von Gourverneut, Louis Larente, der Gründer von Taurant und im Angesicht des höchsten Philosophen Ethan de Soumeut gewähre ich euch hiermit den Eintritt in die Hauptstadt des freien Staates Georgia. Ihr dürft hinein“, ratterte er gelengweilt hinunter und trat dann zu Seite. Marquis bedankte sich mit einem Nicken und er und Aria ritten langsam durch das Stadttor. Einige andere Wachmänner beäugten die Reiter kritisch doch Marquis ignorierte es einfach und ritt vorne weg.

Taurant war noch viel größer und verwirrender als es vom Felsberg aus ausgesehen hatte. Sie ritten durch kleine Gassen, mussten immer wieder abbiegen und obwohl die Sonne schon längst untergegangen war, war immer noch reges Leben in der Hauptstadt. Menschen liefen in ihre Häuser, andere verkauften noch Waren und wieder andere waren auf den Weg in eine Bar oder in eine Gaststätte. Aria kam aus dem Staunen gar nicht mehr hinaus. Auch Ringo war sichtlich überrascht von den vielen Menschen und von den engen Gassen, doch er war nicht unruhig, sondern genauso erstaunt wie Aria. Aus irgendeinem Grund gefiel es ihr hier. Die Stadt hatte einen gewissen Charme und obwohl die Menschen hier sehr arm aussahen, waren sie freundlich und grüßten sogar die beiden Reiter. Die Stadt war gastfreundlich und nicht so gefährlich, wie Aria immer gedacht hatte. Nach einiger Zeit  wurden die Gassen immer größer und wurden zu Straßen. Nun trafen sie auch auf andere Reiter und auch einigen Kutschen. Doch so langsam leerten sich die Straßen. Marquis und Aria blieben von einer ritterlichen, im Viereck angelegten Festung stehen. Es führte eine riesige Straße mit den außergewöhnlichsten Läden um sie herum. Die Tore der Festung waren verschlossen, doch aus den Fenstern drang Kerzenlicht nach außen. Vier riesige Türme verzierten die steinerne Festung.

„Wir sind angekommen. Dies wird in der nächsten Zeit dein zuhause sein“, meinte Marquis.

„Was? Hier soll ich Leben? Aber… die Festung ist ja riesig!“, rief Aria.

„Du wohnst ja auch nicht alleine hier. Also mein Auftrag ist beendet. Geh zum Tor und klopfe. Sie werden dich erkennen und dich einlassen. Doch ich werde nun gehen.“

Aria wurde abwechselnd heiß und kalt und sagte verzweifelt:

„Du gehst? Aber wohin? Du kannst mich doch jetzt nicht einfach alleine lassen!“

Marquis lächelte.

„Ach, habe ich dir das Du angeboten?“

Er ritt einige Schritte die Straße entlang, dann drehte er sich noch einmal um und sagte:

„Keine Angst wir werden uns wieder sehen.“

Und Aria hätte schwören können das auch er einen traurigen Schimmer in seinen Augen hatte. Doch er ließ sie alleine auf den großen, weiten Straßen Taurant's zurück. . Aria überlegte einen Moment, was sie nun machen sollte und kam zu dem Entschluss, dass es wohl das Beste war, Marquis zu vertrauen. Also stieg sie von Ringo ab und ging mit ihm zu einer kleinen hölzernen Tür der Festung. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und ihr heiß würde. Was machte sie hier eigentlich? Trotz allem hob sie ihren Arm und klopfte dreimal mit der Faust. Sie hörte wie drinnen ein Stuhl gerückt wurde und dann die Tür aufgeschlossen wurde. Sie schwang auf und vor Aria stand eine braunhaarige Frau mittleren Alters, die erst verwundert auf Aria blickte. Ihre Gesichtszüge wurden weicher und kurz darauf lächelte sie.

„Gut, dass du es noch geschafft hast!“, meinte sie.

„Ehm… Ja“, stotterte Aria.

„Ach, tut mir Leid: Ich bin Madame Ponte, die Verwalterin der Elementenlehre. Und das ist dein Pferd?“, fragte sie und schielte dabei auf Ringo. Er würde nie und nimmer durch diese kleine Tür passen!

„Ja. Soll ich…“, begann Aria, doch Madame Ponte unterbrach sie:

„Warte, das haben wir gleich: Daniel!“, rief sie. Aus einer Seitenkammer kam ein braungebrannter Junge. Aria schätze ihn drei oder vier Jahre jünger als sie. Er trug zerfetzte Klamotten und er hatte schwarzes, gelocktes Haar.

„Bring dieses Pferd bitte in den Stall!“, befahl Madame Ponte. Der Junge nickte und ging auf Ringo zu. Dieser sträubte sich erst, aber nachdem Aria ihn beruhigt hatte, ließ er sich von Daniel wegführen.

„Komm doch rein! Ich zeig dir dann gleich dein Zimmer“, sagte die Madame.

Aria trat in die Stube. Es war ein kleiner Raum. In einer Ecke stand ein dunkelbrauner Schreibtisch, auf dem ein Blatt Papier, ein Tintenfass, eine Feder und eine brennende Kerze stand. Links und rechts gingen Treppen ins Obergeschoss und geradeaus war eine weitere kleine Tür zu sehen. Madame Ponte erklärte:

„Willkommen im Haus der Elementeschüler. Es gibt den Jungentrakt der sich rechts von uns befindet und den Mädchentrakt. Durch diese Tür geht es in den großen Innenhof, wo auch die Ställe untergebracht sind“, sie deutete auf die gegenüberliegende Tür, „Die zwei kleineren Seiten der Festung werden für die Verwaltung und die riesige mehrstöckige Bibliothek benutzt. Und der gegenüberliegende Trakt wird für den Unterricht verwendet. Die Lehre ist die einzige Zeit des Tages, bei dem Mädchen und Jungs offiziell etwas zusammen machen. Essen und Reitunterricht werden getrennt abgehalten. Auch die beiden Aufenthaltsräume sind getrennt im Jungen- und Mädchentrakt zu finden. So, zu den Regeln: Um 9 Uhr müssen alle in ihrem Trakt sein und morgens um halb sieben gibt es Frühstück. Aber das wirst du alles Morgen bei der Einführung erklärt bekommen. Die beginnt übrigens um 9 Uhr. So, und jetzt geleite ich dich erst einmal in dein Zimmer.“

Aria war sprachlos.

 

Die ElementewandlerinWhere stories live. Discover now