ꪑ𝓲𝘴𝘴ꫀᦔ 𝑏𝑖𝑟𝑡ℎ𝑑𝑎𝑦

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„Mir gehts gut.", entkam es leichtfertig meiner Mundhöhle, diese mal um jemand anderes zu überzeugen. „Ich hab nur einen Moment für mich gebraucht." Etwas, das man als Traurigkeit abstempeln könnte, mischte sich unter den Schwingungen, die meine Stimmbänder erzeugten. Gewollt. Beabsichtigt. Vorhersehbar.

„Oh okay. Klar, komm wenn du fertig bist." Deutlich vernahm ich die Enttäusch, welche sie versuchte, zu unterdrücken. Etwas ganz tief vergraben regte sich und versetzte mir einen kleinen Stich. Ich wollte nicht der Grund ihrer Enttäuschung sein. Urplötzlich schüttelte ich den Gedanken aus meinem Kopf und griff nach dem Gefühl, der inneren Verletzung, um es so weit es geht, in mir zu vergraben. In meinem Raum, dessen Schlüssel, ein Unikat, nur in meinen Händen lag.

Noch einmal traf braun auf braun, als ich in den Spiegel schaute, um mir gut zuzusprechen. Das winzige Lächeln log mir ins Gesicht, doch ich gestattete ihm die Existenzzeit.

Schnell wendete ich mich weg und drückte den Knauf der Tür runter. Meine Beine führten mich ins Wohnzimmer, wo Jessica bereits an ihrer Tasse festgeklebt saß. Als sie mich sah, erhellte sich ihre Minne kaum merklich.

„Tae!" Ihr Spitzname für mich ließ mich nicht, unerwarteter Weise, kalt. Es gab lediglich eine Person, die es zuvor wagte, mich so zu betiteln, doch das ist lange her. Lange genug, um in Vergessenheit zu geraten. Doch je häufiger sie diese Abkürzung zwischen die Lippen nah, desto mehr erzitterte die verschlossene Tür meiner inneren Abstellkammer.

Sie lehnte an dem Rückenteil des blauen Sofas und klopfte neben sich auf den weiche Stoff. Mit erhobenen Mundwinkeln stieß ich zu ihr und ließ mich auf das Blau fallen. Sofort hielt sie mir eine Tasse hin. Mit einem Danke nahm ich sie entgegen, bevor sie mich unter einer Decke begrub.

Wild schlug mein eiskaltes Herz in meiner Brust und erwärmte meinen geschundenen Körper. Es machte mir eine Heidenangst. Die Nähe meiner Aufpasserin, ihre Wärme, ihr ehrliches Lächeln, ihre mütterlichen Berührungen... ihre Liebe. Sie erschütterte mich.

„Was möchtest du sehen?", fragte sie, die Fernbedienung bereits in der Hand. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. Es könnte mir nicht egaler sein. „Überrasch mich."

Die Tasse heiße Schokolade lag schwer in meiner Hand. Die Decke, die Tasse, die Frau alles wollte mich zum Schmelzen bringen.

Langsam führte ich sie an meine Lippen und testete einen Schluck. Die Flüssigkeit benetzte meinen Rachen und ertränkte meine Geschmacksknospen in Zucker. Es war so süß. Viel zu süß. Bedrückend süß.

Doch es war warm. Die Kälte meiner selbst brühte in dem heißen Zeug und fing an, zu verdampfen. Ganz allmählich spürte ich, wie das Eis entweichen wollte. Wie sehr es sich dem neuen Empfindungen hingeben wollte, doch ich zwang es zur Besinnung. Liebe ist nichts für mich. Und mich wird auch keine Tasse selbst gemachter heißer Schokolade und schon gar kein Yoongi davon überzeugen.

Ich schluckte immer mehr des giftigen Zeugs herunter und stellte im Anschluss den gläsernen Becher auf den kleinen Wohnzimmertisch ab, direkt neben einen kleinem Buch. Kurz schweben meine Finger darüber, während sich meine Stirn verzog. Ich erkannte zwei Buchstaben in einer schönen schnörkeligen Schrift drauf geschrieben. Etwas zu lange verharrte mein Blick auf den Erinnerungsstück. Sobald ich meine Augen hob, sah ich die Trauer in Madame Shaws Gesicht steigen.

Sie legte die Fernbedienung neben sich und schnappte nach dem Fotoalbum. Zittrig hielt sie es zwischen ihren Fingern, die auf einmal noch eingefallener als sonst auf mich wirkten.

„Willst du es sehen?", fragte sie mit brüchiger Stimme, deren Klang mich noch in meine Träume verfolgen würde. Die lauernden Speere testeten ihre Spitze an meinem Herzen. Ein zaghaftes Nicken reichte ihr als Antwort. Ich hatte nicht mal die Möglichkeit mich selbst an dieser minimalen Bewegung zu hindern.

𝖲𝖼𝗁𝖺𝖼𝗁𝗆𝖺𝗍𝗍 (𝖳𝖺𝖾𝗀𝗂)Where stories live. Discover now