Can you keep a secret?

382 14 7
                                    

Befreit. Genau so fühlt sich Hinata Hyuuga, nachdem sie ihrer guten Freundin Sakura Haruno ihr bisher größtes Geheimnis offenbart hat. Ihre Liebe zu Naruto Uzumaki. Einem der beliebtesten und begehrtesten Jungen in Konohagakure. Noch hat niemand etwas von Hinatas Gefühlen geahnt, geschweige denn gewusst. Nun weiß es Sakura. Aber sie musste auf ihr Leben schwören, dass sie es keiner Menschenseele erzählt. Und Hinata vertraut ihrem Wort.
Die beiden Freundinnen stehen hinter der Sporthalle ihrer Schule. Noch hat der Unterricht nicht begonnen, doch es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis die nervige Schulglocke ertönt. Sakura hat noch immer nichts gesagt. Nicht seitdem Hinata ihre Gefühle hervorgestammelt hatte. Die Haruno sieht ihre schüchterne Freundin nur überrascht an. Sie hätte nie gedacht, dass sich Hinata, die sonst so unsichere, schüchterne und zurückhaltende Hinata, sich in jemanden wie Naruto verliebt. Ihrer Meinung nach passt das einfach nicht wirklich zusammen. Hinata beginnt nervös ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen zu verlagern. Warum sagt Sakura nichts? Sie weiß es einfach nicht. Schließlich löst sich Sakuras Starre und sie lächelt die Hyuuga lieb an.
„Keine Sorge Hinata. Ich werde es niemandem sagen. Ich habe es dir ja geschworen." Beruhigt atmet Hinata auf. Sie hatte schon Angst, Sakura würde ihren Schwur einfach übergehen. Aber sie vertraut ihrer rosahaarigen Freundin. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf das Gesicht der Hyuuga und sie sieht schüchtern zu Sakura.
„Danke Sakura. I-Ich weiß das wirklich zu schätzen." Sie beugt sich nach vorne um die Haruno in die Arme zu schließen. Doch soweit kommt es nicht. Die Schulglocke ertönt. Schrill. Nervend. Beiden Mädchen entweicht zeitgleich ein trauriges Seufzen, weswegen sie leicht auflachen, ehe sie wieder gemeinsam ins Schulhaus zurückgehen. Im Gebäude trennen sich schon bald ihre Wege. Mit einem Winken biegt Sakura in die entgegengesetzte Richtung der Hyuuga ab. Theoretisch sind sie zwar in derselben Klasse, doch nicht alle Kurse haben sie gemeinsam. So ist Hinata gerade auf dem Weg in Geschichte, während Sakura auf dem Weg zum Biologie-Kurs ist.
Hinata geht mit leicht gesengtem Kopf durch die Gänge, ihren Schulordner fest umklammert. Sie mag es nicht, wenn sich Blicke auf sie richten, weshalb sie versucht nicht aufzufallen. Und es gelingt ihr auch fast immer. Keiner schenkt ihr wirklich Beachtung. Sie wandelt eher wie ein Geist durch die Schule, als dass man sie wahrnimmt. Für sie ist das natürlich perfekt. Immer näher kommt sie ihrem Geschichtssaal und bemerkt, dass sie nicht die letzte ist. In ihrer Eile läuft sie an zwei Schülern, die nun mit ihr Unterricht haben, vorbei. Schlagartig schleicht sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen und sie umklammert ihren Ordner fester. Doch Naruto und Sasuke beachteten sie, wie gewöhnlich, kein bisschen. Es ist nicht so, dass sie etwas gegen die Hyuuga haben, sie ist ihnen viel mehr einfach gleichgültig.
Leise huscht sie durch die offene Tür des Raumes und steuert sofort auf ihren Platz in der vorletzten Reihe zu. Die Plätze hinter ihr sind alle frei, da sie nicht so viele Schüler sind, dass sie den ganzen Platz ausnutzen können. Unmotiviert packt sie ihre Geschichtssachen aus und wartet letztendlich nur noch darauf, dass der Lehrer hereinkommt. Doch bevor dieser eintritt, ertönt aus Richtung der Tür ein ihr wohl bekanntes Lachen.
„Meinst du das echt Sasuke? Du solltest nicht immer so eingebildet sein, Kumpel!", lacht Naruto vor sich hin, während er in den Saal tritt. Sein bester Freund neben ihm, allerdings im Vergleich zu dem Uzumaki still und leise. Desinteressiert zuckt er mit den Schultern und geht, nachdem er Naruto nochmals frech angegrinst hat, auf seinen Platz zu. Naruto tut es ihm gleich und nicht viel später kommt auch endlich der Lehrer.
Normalerweise sollte Hinata aufpassen, doch das wird ihr unmöglich gemacht. Geschichte ist ihr schlechtestes Fach, weil sie immer wieder von ihrem Vordermann abgelenkt wird. Eigentlich recht verständlich, da genau vor ihr Naruto sitzt. So ist es klar, dass sie sich nicht auf die Geschichte Konohas konzentriert. Auch der Uzumaki passt nicht auf. Er unterhält sich lieber mit Sasuke neben ihm. Obwohl Sasuke ihm nicht gerade viel Beachtung schenkt. Doch Naruto ist das absolut egal, hauptsache er hat etwas um sich vom Unterricht abzulenken. Hinatas Schwärmerei nicht weit hinter ihm bemerkt er gar nicht.
Für Hinata fühlt es sich so an, als wären erst wenige Minuten vergangen, als es schon zur nächsten Stunde klingelt. Hastig packt sie ihre Sachen zusammen und geht langsam Richtung Tür. Doch der Weg wird ihr abgeschnitten, als sie plötzlich jemand anrempelt. Sie geht mit einem erschrockenen Aufschrei zu Boden, ebenso ihre Sachen. Es stellt sich heraus, dass es Naruto war, der sie ausversehen zu Fall gebracht hat.
„Tut mir echt leid, Hinata. Ich und Sasuke haben es wohl ein wenig übertrieben." Er hält ihr eine Hand hin, während er sich mit der anderen verlegen am Hinterkopf kratzt. Hinata wird rot und beginnt leicht zu zittern. Schließlich greift sie nach der Hand des Uzumaki. Wenn auch zögerlich. Unsicher.
„M-Macht nichts, N-Naruto. D-Danke, f-fürs aufh-helfen." Sie sieht ihm nicht in die Augen. Schafft es einfach nicht, aus Angst, in Ohnmacht zu fallen. Sie dreht sich ohne ein weiteres Wort um und beginnt ihre Sachen vom Boden aufzusammeln. Der ganze Inhalt ihrer Tasche liegt auf dem Boden verstreut und das darf sie nun alles wieder aufsammeln.
„Warte, ich helfe dir." Sogleich ist Naruto neben ihr und greift nach einigen ihrer Sachen. Das lässt die Hyuuga nur noch röter werden. Sie war ihm noch nie in ihrem Leben so nah gewesen wie in diesem Moment. Doch ihm bedeutet es vermutlich gar nichts. Als sie ihre Sachen wieder zusammen haben, bedankt sich Hinata nochmals für seine Hilfe und eilt dann, ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten, aus dem Raum. Nachdem sie durch ein paar Gänge gelaufen ist, lehnt sie sich schließlich an eine Wand. Sie atmet schwer, weil sie so gerannt ist. Sie wollte einfach schnell weg von ihm, um eine weitere, unangenehme Situation zu vermeiden. Wieder umklammert sie ihren Ordner. So fest, dass ihre Knöchel schon weiß hervortreten. Sie hat seine Hand gehalten. Wenn auch nur kurz, sie hat sie gehalten. Das hat sie völlig aus dem Konzept gebracht. Aber so hat sie wenigstens mit ihm gesprochen. Auch wenn es nur ein paar Sätze waren. Es ist ihr egal, ob es nur ein Wort oder ein vollständiger Dialog ist, hauptsache sie hat mir ihm geredet.
Mit diesem Gedanken geht sie, wenn auch mit unsicheren Schritten, in ihre nächste Stunde. Mathematik. Sie ist zwar gut darin, hasst es aber trotzdem. Diesen Kurs hat sie allerdings wieder gemeinsam mit Sakura, was es besser erscheinen lässt. Wie gewohnt schleicht sie nahezu durch das Schulhaus. Doch etwas ist anders. Vollkommen anders. Normalerweise wird sie von jedem ignoriert. Doch nun ist das nicht der Fall. Ein paar Mädchen, die ihren Weg kreuzen, beobachten sie ungestört und kichern hinter ihrem Rücken. Dieses Verhalten verunsichert die Hyuuga nur noch mehr. Sie weiß nicht, wie sie mit solch einer Situation umgehen soll. Sie wird schließlich sonst immer ignoriert. Durch die plötzliche Aufmerksamkeit wird sie nervös. Immer schneller werden ihre Schritte, bis sie sich schließlich in den Mathematiksaal retten kann. Wobei retten das falsche Wort ist. Auch dort wird sie wieder gemustert. Doch am schlimmsten von Ino Yamanaka und TenTen. Vorsichtig geht Hinata auf ihren Platz und beginnt dort ihre Sachen auszupacken. Doch schon kurz darauf, setzt sich jemand auf ihren Tisch. Es stellt sich heraus, dass es Ino ist, die spöttisch auf die Hyuuga hinab sieht.
„Hey, Hinata! Sag mal, was hältst du denn von Naruto Uzumaki?" Fies grinst Ino auf die nun geschockte Hinata hinab. Sie hat schon eine Ahnung, worauf Ino anspielen will. Die Hyuuga durchsucht den Raum, bis sie schließlich die gesuchte Person entdeckt. Sakura spricht gerade mit Kiba Inuzuka, der ebenfalls in ihrem Mathe-Kurs ist. Scheint sich ihrer Schuld nicht bewusst. Moment, ich weiß gar nicht, ob es etwas mit ihr zu tun hat!, schießt es Hinata durch den Kopf und sie wendet sich wieder Ino zu.
„W-Wie kommst d-du denn da-darauf?", stottert sie unbeholfen und sowohl Ino, als auch TenTen, lacht kurz auf. Danach sieht sie die Hyuuga wieder spöttisch an.
„Mir hat ein Vogel gezwitschert, dass du auf ihn stehst. Oder stimmt das nicht?" Wieder beginnt sie zu lachen. Hinatas Verdacht hat sich bestätigt. Und Sakura hat ihren Schwur gebrochen.
„Aber keine Chance, meine Liebe. Jungen wie er haben einfach kein Interesse an jämmerlichen Mauerblümchen wie dir!", lacht Ino vor sich hin. Eigentlich konnte Hinata sie noch nie so wirklich leiden. Aber gehasst hat sie sich auch nicht. Jetzt hasst sie sie auch nicht. Viel eher ist sie wütend auf sich selbst, weil sie so dumm war. So dumm war und Sakura vertraut hat. Sie dachte, sie wäre ihre Freundin. Jemand, der ein Versprechen hält und es nicht achtlos bricht. Trauer keimt in der Hyuuga auf. Sie achtet gar nicht mehr auf die Sticheleien, die nun beidseitig von Ino und TenTen kommen. Die sind ihr egal. Langsam steigen Tränen in ihre Augen und sie versucht sie mit aller Kraft zu bekämpfen. Doch es hilft nichts. Sie fühlt sich zu schlecht. Zu betrogen. Hätte sie es lieber für sich behalten, dann wäre sie jetzt nicht in dieser Lage. Sie greift ihre Sachen und wirft sie achtlos zurück in ihre Tasche. Es ist ihr egal, ob irgendetwas kaputt geht. Vollkommen egal. Sie springt hastig von ihrem Stuhl auf und rennt zur Tür.
„Huch, Hinata! Wo möchtest du denn hin?", fragt Iruka-sensei, als er gerade die Klasse betritt und mit der Hyuuga zusammenstößt. Sie senkte schnell den Kopf, damit er nicht die Tränen, die inzwischen in Massen aus ihren Augen quollen, sehen kann.
„Es g-geht mir n-nicht so g-gut.", erklärt sie sich stotternd und mit leiser Stimme. Iruka-sensei nickt ihr nur zu, als Zeichen, dass sie gehen dürfe. Sie verbeugt sich zum Abschied leicht, zum einen um ihre Dankbarkeit für die Erlaubnis, die Schule früher zu verlassen, auszudrücken, zum anderen als entschuldigende Geste. Danach eilt sie durch die inzwischen leeren Gänge aus dem Gebäude heraus. Sie will so schnell wie möglich weg von hier. Weg von ihr, die sie so betrogen hat. Sie hat ihr vertraut, doch Sakura hat das schamlos ausgenutzt. Denkt noch immer sie wäre unschuldig. Die Tränen fließen noch immer. Benetzen ihre blasse, zarte Haut. Was soll sie nur tun? Sie weiß es nicht. Hinata rennt weinend durch die Straßen Konohas. Die merkwürdigen Blicke der Einwohner interessieren sie relativ wenig. Es ist ihr im Moment egal, was die Leute wohl von ihr denken. Je näher sie dem Anwesen ihrer Familie kommt, desto schneller werden auch ihre Schritte.

Can you keep a secret?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt