63. Gedanken vor dem Sturm

1.6K 127 33
                                    

Heute fällt das Kapitel ein wenig kürzer aus, da ich erstens irgendwie ziemlich müde bin und zweitens den Cut so gut fand, um damit ins Wochenende zu starten.

Sloan Dewayne

Ich habe keine Ahnung warum ich mich immer auf Situationen einlasse, wo ich bereits weiß, dass sie nicht gut ausgehen werden. Das ich es vielleicht bereuen könnte, aufgrund des Stresses, den ich mit meinen Entscheidungen auslöse. Aber als ich ihm in seine Augen sah, wusste ich auch, dass ich ihn nicht alleine lassen möchte. Ich selbst wollte nicht alleine sein, sodass ihm zugestimmt habe. Einfach ... zugestimmt mit ihm zu bleiben, statt wieder in den Unterricht zu gehen und danach mit den Zwillingen Nachhause zu fahren. Zugestimmt und bereits nun mein Schicksal besiegelt, wenn ich nicht pünktlich wieder an der Schule ankomme.

Aufgrund dessen das ich mein Handy nicht dabei habe, hat Aspen Chastity eine Nachricht geschickt in der sie den Mädels bescheid geben soll. Das hat auch den Vorteil, dass sie so wieder Kontakt zu ihnen aufnimmt und nicht mehr nur an ihm hängt – das hat er gesagt. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Seitdem er mir vorhin sagte, dass zwischen den beiden noch nie was lief, ich aber ein kleines Funkeln in seinen Augen sehe, wenn er von ihr spricht, sehe ich sie nicht mehr so arg schlecht und kritisch an. Eher wie eine Schwester oder eine beste Freundin die für ihn da ist, wie er für sie da ist. Und irgendwie ist es schön das unsere ehemalige Freundin vielleicht gar nicht so ehemalig ist und vor allem das es ihr dennoch gut geht.

Den Groll gegen sie fürs Erste abzulegen, fühlt sich ein wenig befreiend an.

"Iss wenigstens etwas, Sloan." Meine Lippen schürzen sich, als sich ein Lächeln auftun möchte. Er mustert erst meinen vollen Teller mit dem himmlisch riechenden Gemüsepfännchen und den kleinen Kartoffeln, dann mich. Seine blauen Augen sind noch trüb und die Dunkelheit unter ihnen etwas stärker. Wir wirken wie zwei die einen Krieg geführt haben und nun endlich zur Ruhe kommen. Er momentan sogar mehr als ich, wodurch ich meinen Blick einfach nicht abwenden kann. Noch immer liegt so vieles ungesagtes zwischen uns, dass ich an nichts anderes denken kann, als an meine Blei schwere Zunge.

"Ich habe nachgedacht." Murmle ich schließlich leiser als beabsichtigt. Er zieht amüsiert seine Augenbraue nach oben, wodurch ich es nicht noch einmal wiederhole. "Über uns." Ich lasse die Gabel in meiner Hand zwischen uns schaukeln um meinen Worten noch mehr Bedeutung zu verleihen oder um mich auf etwas anderes zu konzentrieren, als seine stechend blauen Augen, die meine Haut elektrisieren lässt. Aspen schmunzelt über meine auftauchende Unsicherheit, lässt mich unter seinen Blicken zappeln wie ein gefangener Fisch, wodurch ich augenrollend meinen Kopf von ihm abwende und aus dem Fenster schaue. "Okay, ich bleibe ernst. Also? Du hast nachgedacht?" Meine Zähne bleckend wende ich meinen Kopf nicht ab, sondern lasse meine Haare vor meine Wangen fallen. Es stört mich das er das witzig findet, es stört mich das mir mein eigener Atem stockt und meine Hände schwitzig werden, wenn ich nur daran denke ... wenn ich an ein uns denke.

Mein Blick bleibt bei den dunklen Wolken, die sich langsam über uns aufbauen, hängen. Es wird ein Sturm werden. Vielleicht kein langer, aber ein starker, der eine angenehme Atmosphäre schafft. Vielleicht auch eine düstere, die mir eine Gänsehaut beschert. Aber ich sage nichts dazu, denn irgendwie fasziniert mich die drückende Wärme die noch auf meiner Haut liegt, in meiner Nase sitzt und angenehm schwül riecht, während die Kühle der Klimaanlage jeglichen Zentimeter meines Körpers hinunterkühlt. Die nackte Haut meiner Beine klebt auf dem Leder der Bank. Die alten Ventilatoren summen, die Stimmen sind gedeckt und nur vereinzelt, dazu ist das Lächeln der Bedienung nett und einladend. Und am besten: Die Eiswürfel meines Wassers lassen sogar das Getränk halb gefrieren.

Tropfen rinnen an dem roten hardplastik Becher hinunter und lassen mich nur zögernd wieder aufschauen. Er selbst hat das Essen gestoppt. In den letzten Wochen hat er mehr als einmal diese Gespräche eingeleitet und nun bin wahrscheinlich wirklich ich an der Reihe zu starten und meine Meinung dazu zu geben, wie er es zuvor immer mit seiner tat.

Meine Meinung zu einem uns. Meine Meinung zu ihm. Meine Meinung zu mir.

Mein Herz rast schneller in meiner Brust, dann atme ich tief durch, straffe meine Schultern und schaue ihm in die Augen. "Zack hat am Sonntag mit mir gesprochen und gemeint ich sollte mich von dir Fernhalten. Das gleiche gilt für die Zwillinge." Er wirkt nicht überrascht, zumal ihm das selbst schon gesagt wurde, weswegen ich gleich fortfahre. "Und nach allem was passiert ist, sind sie nicht sonderlich entspannt." Sein Kiefer ist angespannt, aber er nickt. Ich nicke ebenso knapp. "Und nach allem was zwischen euch passiert ist –" Ich lasse den Satz offen, wir nicken weiterhin, allerdings zieht sich sein Mundwinkel wieder nach oben. "Das ist es was die anderen denken und wollen, Sloan, also, was willst du?"

Ja, was will ich? Was möchte ich, nach nicht einmal einer Woche, nachdem ich mich von meinem Freund getrennt habe, der mich erpresst hat. Nach nicht einmal einer Woche, nachdem ich das letzte Mal von ihm geschlagen wurde. Nach nicht einmal einer Woche, nachdem er mich fast vergewaltigt hatte.

Bisher habe ich das Gefühl kein anderes Gefühl als Erleichterung zu spüren, selbst wenn sich mein Magen immer wieder unangenehm verzieht, sobald ich auch nur daran denke. Ich habe mir viele Artikel durchgelesen und stieß auf die unterschiedlichsten Meinungen. Das man es verdrängt, das es einen später erst einholen wird. Das man sich damit nicht befassen möchte. Oder auch das sich Zwänge entwickeln. Es ist ein wenig, als würde ich lediglich darauf warten das etwas passiert, das ich zusammenbreche, das ich den Schmerz verspüre, die Wut auf Keaton, das ich in einem Affekt zur Polizei renne um ihn wenigstens etwas spüren zu lassen. Aber momentan ist da nichts als eine klaffende Leere, die Aspen allein mit seiner Anwesenheit zu füllen weiß.

Ich glaube ich brauche ihn mehr, als mir überhaupt bewusst ist, vielleicht ist das der Grund warum ich meinen Kopf schüttle und vorsichtig zu ihm schaue. Das ich versuche einmal das Richtige zu tun und nicht wieder in die nächste Situation renne, die mich Kopf und Kragen kosten wird. Vielleicht ist das der Grund warum ich seinen Blick so aufrichtig und ehrlich begegne.

"Ich könnte das nicht, Aspen, aber ich hoffe auf eine Freundschaft."

Wie gesagt: ist ein guter Cut, der erst am Montag zu Ende geführt wird ... MUHAHAHA

Wenn wir schweigen Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang