der Wutausbruch

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Die Ärztin trat in mein Zimmer und begann gleich mir einen Verband anzulegen.

Ich hatte so mit meinen Tränen zu kämpfen das mir keine Zeit blieb mich zu währen.

Hätte ich nur ein Messer auf meinem Tablett gehabt um mich richtig zu verletzen, oder ein Glas um mir die Adern aufzuschneiden.

Doch ich hatte nichts, auch keine Drogen.

Drogen die mir bis dahin immer das Gefühl gaben Lebendig zu sein.

Sie halfen mir alles um mich rum zu vergessen, mit ihnen war ich ein anderer Mensch.

Doch ich weiss ich verlor auch die Kontrolle, nicht nur über dieses Zeug nein, besonders die Kontrolle über mich selbst und meine Taten.

Wenn ich mich früher traurig fühlte nahm ich einfach etwas, egal was.

Doch hier ging das nicht, ich war ja auf Entzug, also blieb mir doch nur das ritzen.

Der Verband an meiner Hand hinderte mich nun auch daran, und so blieb mir nur noch eines. Weinen.

Ich glaube ich habe mich nie vorher so ausgesetzt gefühlt.

Ich muss wohl eine ganze weille in Gedanken versunken gewesen sein.

In weinenden Gedanken.

Die Therapeutin fragte mich wie es mir geht und was gerade passiert sei.

Ich blieb stumm. Das erste Mal seit langen das ich meinen sonst so vorlauten Mund vergas und mir keine Antwort auf diese Frage einfiel, von der ich nicht gleich wieder anfangen würde zu weinen.

Sie blieb ruhig und fragte ob ich allein sein möchte.

Ich war wie erstarrt und konnte nicht sprechen, ein kurzes sachtes Nicken meinerseits war die Antwort.

Sie ging zur Tür und sah mich noch einmal nachdenklich an.

Bis sie schliesslich den Raum verlies.

Ich legte mich ins Bett und meine Tränen flossen ungehemmt.

Heute frage ich mich ob es damals einfach der Schock von allem war oder bereits die ersten Entzugserscheinungen der Drogen.

Wie auch immer mir ging es auf jeden Fall schlecht, so schlecht wie schon lang zuvor nicht mehr.

Wobei ich mir allerdings die Frage stellte ob ich mir vorher nur eingeredet hatte glücklich zu sein.

Ich blieb noch eine ganze Weile so weinend liegen, bis ich dann wohl irgendwann eingeschlafen sein muss.

Doch auch der Abend verlief nicht besser.

Ich kam mit diesen Schuldgefühlen in mir einfach nicht klar, ich war zwar da doch ich schien nicht zu wissen, wer ich eigentlich war.

Ich verlor den Verstand.

Aufbrausend riss ich mir den Verband runter und begann erneut zu kratzen, ich wollte Befreiung, irgendetwas was mir half oder das Gefühl gab am Leben zu ein.

Es Blutete doch ich spürte keine Genugtuung.

Immer tiefer und tiefer bohrte ich mich hinein, Biss mir regelrecht in Beine und Arme, in der  Hoffnung irgendetwas zu spüren.

Doch nichts, nur endlose leere schien in mir zu sein, mein Blut floss überall doch Schmerzen empfand ich nicht.

Nun stand ich auf, ich fühlte mich voller Kraft.

Den Tisch der mitten im Raum stand, schmiss ich zu Boden.

Und gegen den Stuhl trat ich so lang ein, bis er nur noch aus Einzelteilen bestand.

Ich nahm mir ein Stück Holz und bohrte mich damit noch tiefer in die Haut.

Mir wurde schwarz vor Augen und es war als hätte ich Erlösung gefunden.

Auf einmal war ich FreiWhere stories live. Discover now