Prolog: Zayn

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Mein weißer Kittel flog beim raschen Gang über den langen gleichfarbigen Flur nach hinten und meine weißen Schuhe gaben einen schlürfenden Ton von sich, als sie hinüber glitten in das anliegende Zimmer. Es war das letzte des weißen Korridors und verkörperte nichts weiteres als mein Arbeitszimmer, in dem ich schon von meinem Gast erwartet wurde.

„Guten Morgen, Mr. Payne. Ich hoffe doch sehr, dass ich sie nicht habe lange warten lassen“, verließen die entschuldigenden Worte meinen Mund, als wäre es ihm gegenüber selbstverständlich.

„Sagen Sie das zu jedem, wenn Sie sich verspäten?“, fragte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Nebenbei fuhr er sich durch seine braunen Haare, wobei seine dunklen Augen den Weg zu meinen gefunden hatten.

„Normalerweise ziehe ich es vor bei meinen Meetings angemessen aufzutreten und mich keineswegs zu verspäten. Es gab einen Vorfall, aber von diesem haben Sie schon gehört, sonst wären sie schließlich nicht hier“, rechtfertigte ich mich und ließ mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder. Nervös fuhr ich mir über den Ärmel meines Kittels, striff den Stoff glatt und wurde dann von meinem Gegenüber wieder in das Gespräch gerissen.

„Meine Anmerkungen sollten Ihnen kein schlechtes Gewissen aufkommen lassen, Sie sind der Arzt und nicht ich.“ Seine Worte ließen ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen, auch wenn seine Anspielungen meist Gänsehaut meinerseits auslösten. Kurz hob ich meinen Blick von den Unterlagen, die ich begonnen hatte zu inspizieren und sah meinem Gegenüber direkt in die Augen.

„Ich bin aber auch kein Psychologe, Mr. Payne. Ich tue nur meine Pflicht und das, von ich mein ganzes Leben lang, geträumt habe“, gab ich zurück und bemerkte, wie sich erneut ein Lächeln auf seine Züge schlich. 

„Genau deshalb sind Sie auch ein guter Arzt, der beste des St. Robert Hospitals, wenn ich dies anmerken darf“, erwiderte er darauf, ehe auch er seine Unterlagen aus seiner schwarzen Aktentasche hervor nahm, die seit meinem Eintreffen unberührt an seinem Stuhlbein gelehnt hatte. Auf seine Worte hin musste ich breiter lächeln und senkte meinen Blick wieder, von seinen Worten berührt.

„Wie erwähnt, tue ich nur meine Arbeit“, wiederholte ich mich. „Und das ich zum Chefarzt ernannt wurde letztes Jahr, lässt meine Ansicht darauf, dass ich Menschenleben retten möchte, nicht vergessen, egal wie hohes Ansehen ich mit meiner neuen Jobzuweisung erlange.“ Mr. Payne zog daraufhin seine Augenbraue in die Höhe, was ich durch einen kurzen, erhaschten Blick erkennen konnte. 

„Nennen Sie es nicht neue Jobzuweisung, das ist ganz klar eine Beförderung durch eine Leistung, die Sie mehr als perfekt ausgeführt haben. Sie sollten nicht so niederlassend über ihren Eifer sprechen, denn dies ist keineswegs eine Ihrer schlechten Eigenschaften, Dr. Malik.“ Der Braunhaarige schaffte es mich erneut vom lesen der Akten abzuhalten und mich einem Gespräch zu verwickeln, das ich nicht hatte derartig ausführen wollen. „Sie sind ein Lebensretter, Malik. Das ist etwas außergewöhnlich schönes.“ Dezent schüttelte ich auf seine Aussage hin meinen Kopf, sodass das Stethoskop, das ich über meinen weißen Kittel gelegt hatte, gegen meine Brust schlug.

„Ich tue nur das, was alle Ärzte tun“, widersprach ich hart. „Es ist meine Pflicht, wie ich schon erwähnte, aber ich werde mir Ihre Worte zu Herzen nehmen, Mr. Payne.“ Daraufhin mussten wir beide schmunzeln, seinerseits schien es jedoch durch meine Eigenschaft zu kommen, dass ich nicht auf Komplimente einzugehen wusste. Meinerseits war es jedoch der Fall, da ich genau wusste, dass er mich mit seinen psychologischen Spielchen aufziehen wollte. „Und ich sollte Sie darauf hinweisen, dass wir gleich noch weiteren Besuch erwarten. Deshalb würde ich es vorziehen, wenn wir uns auf das kommende Gespräch vorbereiten würden.“ Mr. Payne nickte darauf und schenkte seine Aufmerksamkeit den Unterlagen, die er in der Zwischenzeit vor sich ausgebreitet hatte. 

Lifesaver (Zarry/Liam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt