Kapitel 4

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Kapitel 4

Neugierig betrachtete sie die rote Flüssigkeit und hob ihr Glas, um Freyr zuzuprosten. Sie wusste nicht, ob es angebracht war, aber sie tat es trotzdem.

Der König lächelte und erwiderte den Prost. "Er ist mit Wasser verdünnt", erklärte er, bevor er an seinem Glas nippte.

Fenrir setzte das Glas an ihre Lippen und probierte. Zuerst verzog sie ihr Gesicht, doch nur in den ersten Sekunden. Das Getränk war seltsam, aber gut. Es hinterließ ein leicht brennendes Gefühl in ihrem Rachen und wärmte sie von innen. „Es ist gut", gab sie ihr Urteil ab.

Freyr schmunzelte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "Ich freue mich, dass du ihn zu schätzen weist."

„Mir wird sehr warm davon", gestand sie, nachdem sie einen größeren Schluck genommen hatte. Leider verstärkte er die Kopfschmerzen leicht, was ihr nicht gefiel.

"Dann solltest du vielleicht Wasser trinken", schlug er vor. "Und iss etwas."

Da es wie ein Befehl klang, wollte sie zu essen anfangen, doch irgendwie wusste sie mit dem vielen Besteck nicht, wie sie anfangen sollte. Es gab auf jeder Seite Messer oder Gabel, aber auch Löffel, was sie sehr verwunderte. „Nimmt man für jedes Stück ein neues Besteck?", fragte sie leicht verwirrt.

"Man beginnt von außen. Die äußeren sind für die ersten Gänge. Da es aber nicht mehrere gibt, reicht es wenn du die mittleren nimmst", erklärte der König ihr und schien belustigt.

„Warum lacht Ihr?", fragte sie mit hochgezogen Augenbrauen. Was war so lustig daran?

"Es wirkt niedlich", gestand er. "So unschuldig."

Fenrir schnaubte leise, bevor sie zu essen begann. Sie schien zu wissen, wie man Messer und Gabel benutzte und als das Fleisch ihren Gaumen traf, stöhnte sie leise vor Genuss. Was auch immer das war, es war köstlich und ihr Magen wollte mehr davon.

Zufrieden damit ließ Freyr seinen Blick zu Fenster schweifen. Es war durchaus interessant, wie unbedarft die junge Frau war.

Er hob das Glas und lächelte, als er es an seine Lippen setzte. Sicherlich würde sie ihm viel Freude bereiten.

„So hübsch ihr auch seid, aber Ihr wirkt gruselig, wenn Ihr so hinter einem Glas lächelt", bemerkte Fenrir trocken, da sie ihn beobachtet hatte.

"Danke für das Kompliment", erwiderte Freyr lediglich.

Fenrir hatte festgestellt, dass der schwarzhaarige König mit den goldbraunen Augen sehr attraktiv aussah. Sein markantes Kinn und die Kleidung, die er trug, ließen sein Erscheinungsbild eher kalt und hart erscheinen, aber es wirkte in diesem Moment nicht so, da die goldgelben Sonnenstrahlen seine Haut trafen. Der dichte Pelz an seinem Kragen sah sehr warm aus und sie fragte sich, ob es wirklich so angenehm war, das zu tragen. „War es das?", fragte Fenrir verwirrt.

"Du hast mich hübsch genannt", meinte er schulterzuckend.

War das wirklich ein Kompliment? Fenrir aß langsam und bedächtig, weil sie nicht wusste, wann sie wieder so etwas Gutes zu essen bekam. Noch hatte sie nicht herausgefunden, wie das hier ablaufen sollte. "Das seid Ihr auch", gestand sie, während sie mit einem Stück Fleisch die Soße aufsammelte.

"Ich bin aber auch gern gruselig. Das muss man als Herrscher sein können", sagte er und genoss seinen Wein.

Ein leichter Schauer rann ihr über den Rücken, denn die Art, wie er es gesagt hatte, war durchaus merkwürdig. Als würde er ein grausames Gesicht hinter seiner Fassade verstecken. "Verstehe ...", murmelte Fenrir und legte schließlich das Besteck zur Seite.

Drachenaugen - Das Vermächtnis (Band 1) - [Leseprobe]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora