„Happy Birthday" stand einsam und allein auf einer Karte geschrieben, die ich auf meinem Schreibtisch entdeckte. Wow, genau eine Person hatte es geschafft, heute an mich zu denken. Der sechste März schien wohl nicht gerade das Datum zu sein, dass sich in das Bewusstsein der anderen eingeprägt hatte. Und mit den anderen meine ich leider meine gesamte Familie. Wie konnte man nur so ignorant sein und mich an ausgerechnet dem Tag vergessen, der zu meinen Ehren hätte begangen werden sollen? Aber gut, immerhin hatte mein Bruder es geschafft, mir diese lieblose Karte hinzustellen, auf der er eiskalt nichts weitervermerkt hatte, als seinen Namen. Echt klasse. Und ich wünsche dir zum Geburtstag: ... Joshi! So sieht's aus! Wünsche ich für gewöhnlich auch allen Leuten. Wobei, müsste ich dann in meinem Fall nicht eher Simon wünschen? Na ja, ist ja auch egal.

Missmutig packte ich meinen Schulsachen zusammen, bis mir auffiel, dass heute Samstag war. So ein Mist! Ich glaube, es würde der erste und letzte Tag meines Lebens sein, an dem ich mir gewünscht hätte, in die Schule zu gehen. Immerhin hätte ich da die Chance auf ein paar mehr Gratulationen gehabt. Meine Freunde dachten nämlich im Gegensatz zu meiner Familie an mich! Obwohl man das so nicht sagen konnte. Schließlich gab es da noch eine Person, die ich heute noch gar nicht gesehen hatte. Bei dieser handelte es sich um meine Cousine Sina. Und die hatte für gewöhnlich ein äußerst gutes Gedächtnis, wenn es um Geburtstage ging. Vielleicht sollte ich ihr einen Besuch abstatten. Letztes Jahr hatte sie mir eine riesige Überraschungsparty vorbereitet. Schon möglich, dass deswegen alle einen auf Unscheinbar machten. Schnell zog ich mir meine Jacke über und schloss die Haustür hinter mir. Zum Glück wohnte Sina uns gegenüber.

„Hallihallo!", wurde ich von meiner freudestrahlenden Cousine begrüßt, „Alles, alles Liebe und Gute zu deinem dreizehnten Geburtstag!" Überglücklich fiel sie mir in die Arme und drückte mich fest an sich. Ha! Meine lieben Eltern und Bruder, ihr solltet mal bei meiner Cousine in die Lehre gehen. Vor allem der Kurs „Wie bereite ich mich auf den Geburtstag meines jüngsten Sohnes vor?" bietet äußerst wertvolle Inhalte.

„Dreizehn ist ne Unglückszahl!", unterbrach die nörgelnde Stimme einer Person meine Cousine. Leider war mir dieser Mensch nur zu gut bekannt.

„Alter, was machst du hier?", fauchte ich zurück. Am liebsten hätte ich befohlen, dass er sich augenblicklich in Luft auflösen sollte, doch manche Probleme lassen sich nicht so einfach lösen.

„Ich besuche Tilo. Warum?", kam es nur höhnisch zurück. Du Idiot, jetzt tu nicht so, als wüsstest du nicht, weshalb mich spezifisch deine Anwesenheit auf die Palme bringt.

„ICH bin jetzt hier! Und du hast augenblicklich zu verschwinden!"

Daraufhin lachte mich mein Gegenüber allerdings nur aus. „Aber sicher doch. Weil ich mich auch verpisse, wenn mein kleiner Bruder den Raum betritt. Safe Mann." Vor Lachen sterbend wandte mir Joshi den Rücken zu. Zumindest tat er eine Sache, für die ich ihm mehr als nur dankbar war. Er ließ Sina und mich alleine. Wie für gewöhnlich ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen.


Das MärzkindWhere stories live. Discover now