13 | Sommergefühle

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     Ania, Lovis und Zale sind mit Fahrrädern zum Supermarkt gefahren, weil uns – wer hätte es gedacht – mal wieder die Kekse ausgegangen sind. Ich bin immer noch überrascht, wie viele Fahrräder Anias und Elins Familie besitzt. Sie haben für uns alle gereicht.

     Wir haben beschlossen, noch einen weiteren Tag hierzubleiben und dann mit dem Zug weiterzufahren. Meine Mutter hat mir heute früh geschrieben, dass die Polizei auf der Suche nach uns ist und dementsprechend wollen wir einen unauffälligeren Weg wählen.

     Sprich: Eine neue Longboard-Tour, aber nur durch halb Deutschland. Wenn überhaupt.

     Den Wagen können wir bei Matheas Freundinnen abstellen und irgendwann wieder abholen. Außerdem haben die beiden uns Wanderrucksäcke angeboten, auf die wir sicherlich zurückgreifen müssen.

     Kurz hat Elin gewitzelt, dass sie uns ihren Esel mitgeben könnten, damit dieser einen Wagen mit Versorgungsmaterial hinter sich herziehen kann. Zuerst klang das nach einem guten und verlockenden Angebot. Fragt sich dann allerdings nur, was auffälliger ist: Vier Menschen, die mit Boards durch die Gegend cruisen oder vier Menschen, die einen Esel als Begleitung hinter sich her trotten lassen.

     Zale will morgen ebenfalls abreisen. Keine Ahnung, wohin es den Briten zieht, aber unsere Wege werden sich wohl am Bahnhof trennen.

     Lovis' Stimmung ist durch diese Mitteilung merklich gekippt und das bin ich von ihm nicht gewohnt. Seine schlechten Witze sind ihm ausgegangen und die theatralischen Reaktionen sind ebenfalls ausgeblieben. Denn – man es kann nicht leugnen – Lovis hat einen sehr guten Freund in Zale gefunden. Und es tut weh, die Menschen, die man ins Herz geschlossen hat, gehenzulassen.

     «Ich werden ihn vermissen», seufzt Mathea leise und taucht ihre Füße in das undurchsichtige Wasser. «Zale.»

     Ich nicke langsam und beobachte, wie sich kleine Wellen auf der Oberfläche des Sees bilden. «Ich auch. Sehr sogar.»

     Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass Mathea und ich alleine sind. Ich komme mir schlecht vor, dass mir das nicht schon viel früher aufgefallen ist. Außerdem brennen mir Fragen auf der Zunge, die ich ihr nicht ins Gesicht schmeißen will, aus Angst, sie könnten das Mädchen verbrennen.

     Aber sie kennt mich schon ewig und genau so gut, wie ich mich selbst. Wenn nicht sogar besser. Mathea merkt, wie ich mich zurückhalte und schweige. Sie weiß, dass ich etwas wissen, sie aber nicht bedrängen möchte.

     «Jetzt frag endlich», sagt die schwarzhaarige Schönheit neben mir deshalb und schenkt mir ein schelmisches Grinsen.

     Ich stelle mich dumm. «Was soll ich denn fragen?»

     Ein Blick von meiner besten Freundin genügt und ich gebe schließlich seufzend nach.

     «Okay», beginne ich zögernd und lasse meinen Blick über das Wasser schweifen. «Was ist da zwischen Ania und dir?»

     «Wir ...», sie stockt kurz, als müsse sie überlegen, wie sie es am besten erklärt, und ich blicke sie ermutigend an, bis das schwarzhaarige Mädchen ihre Stimme wiederfindet, «wir waren beinahe zusammen. In dem Sommer vor zwei Jahren.»

    «Das habe ich mir gedacht», erwidere ich leise und hoffe, dass ich das Richtige sage.

    Dass sie weiß, dass es mir vollkommen egal ist, wen sie liebt, solange diese Person sie verdient hat. Solange sie glücklich ist.

     Meine beste Freundin lächelt, zieht die Beine hoch. Wir drehen uns einander zu und ich schenke ihr ein warmes Lächeln, welches sich auch auf ihren Zügen kurze Zeit später finden lässt.

WAS UNS HIGH MACHT | ✓Where stories live. Discover now