Falsche Bestellung ♤

Magsimula sa umpisa
                                    

"Oh je", hatte Catherine daraufhin gemault. "Hoffentlich bist du dann rechtzeitig für die Party wieder fit."

Ihre Schwester stieg natürlich gleich mit ein: "Das stimmt, du musst kommen! Ohne dich hätten wir überhaupt keinen Spaß."

Versichernd lächelnd versprach sie den beiden, ihren Geburtstag auf keinen Fall zu verpassen und hoffte inständig, ihr Wort halten zu können.

Bis jetzt hatte sie sich noch nicht getraut, ihren neuen Gefährten herbei zu rufen. Zu groß war die Furcht davor, sich alles doch nur eingebildet zu haben. Zu stark wehrte sie sich gegen die Möglichkeit, ihren Verstand zu verlieren. Und außerdem wollte sie sich ihre nächsten Fragen am ihn dieses Mal zuerst genaustens überlegen. Sie fühlte sich wirklich schlecht bei dem Gedanken daran, den armen Schemen erneut mit ihrer ungebändigten Neugierde zu überfordern.

In der Stille konnte Dayna ihren Magen plötzlich laut knurren hören und wagte deshalb einen Blick auf den Wecker zu ihrer Seite. 21.32 Uhr. Und das an einem Freitag. Warum war sie in letzter Zeit nur immer so unfassbar müde?

Nicht einmal zum Abendessen konnte sie die Augen noch offen halten, sodass sie nun schon den zweiten Abend in Folge hungrig in ihrem Zimmer verbrachte.

Das kann so nicht weitergehen, ermahnte sie sich und schlurfte sogleich in ihren lapprigen Pantoffeln die Treppen zur Küche hinunter.

Den Kühlschrank öffnend musste sie allerdings mit trauriger Miene feststellen, dass es überhaupt nichts darin gab, was sie auch nur ansatzweise hätte satt machen können. Salat, Gemüse, Obst, etwas Frischkäse und stilles Wasser. Wow. Ihre Mutter war also mal wieder auf ihrem alljährlichen Diättrip, welcher jedes Jahr circa zur selben Zeit begann. Passend zum Frühlingsbeginn.

Weshalb das so war, würde die schlanke Schülerin wahrscheinlich nie verstehen. Ihre Mutter hatte ihrer Meinung nach nicht ein einziges Gramm zu viel auf den Rippen. Viel eher schien es so zu sein, dass die Frau damit Daynas Tante Lily unterstützen wollte. Die arme Mid-Vierzigerin war bereits in ihrer Jugend übergewichtig gewesen und hatte es bis heute nicht geschafft, die überflüssigen Pfunde purzeln zu lassen.

Das Mitleid für ihre Verwandte hielt sich trotz allem gerade in Grenzen. Satt machen würde es sie nämlich sicher nicht. Und wenn es eines gab, was Dayna überhaupt nicht leiden konnte, dann war es hungrig zu sein.

"Moooom", schrie sie in den großen Flur hinein und konnte dabei ihre Stimme von den alten Wänden hallen hören.

Als auch nach einiger Weile keine Reaktion kam, versuchte sie es erneut: "Maaamaaaa."

Genervt kam die gestresste Dame mit Baby-Bobby unterm Arm herbeigeeilt.

"Was ist denn, Dayna?", wollte sie kurzatmig von ihrer Tochter wissen.

"Ich hab Hunger und es ist nichts im Kühlschrank!", beschwerte diese sich.

Eine Augenbraue hochziehend lugte die Ehefrau eines Sicherheitsmitarbeiters in den noch halb geöffneten Kühlschrank hinein und erwiderte dann trocken:
"Also "nichts" sieht meiner Meinung nach anders aus."

Augenrollend murmelte Dayna: "Zumindest nichts richtiges... ."

"Weißt du was, Kleines, dein Bruder und ich schlafen heute Nacht bei Oma. Wenn du möchtest kannst du dir eine Pizza bestellen, dein Vater wird erst um Mitternacht wieder zuhause sein."

"Ich hab' also sturmfrei?", grinste das dunkelhaarige Mädchen ihre Mutter frech an.

"Das hättest du wohl gerne", sprach die geschaffte Hausfrau und Millionärs-Erbin weiter.
"Ich habe Mrs. Roberts darum gebeten, ab und zu nach dir zu schauen. Und wenn etwas sein sollte, kannst du sie natürlich jederzeit zu dir rüber rufen."

Die Mundwinkel nach unten ziehend versuchte Dayna sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über ihre Nachbarin als Babysitterin freute.

In Wahrheit sah es nämlich meistens so aus, dass die alte Dame seit Daynas 13. Geburtstag nicht mehr rüberkam, um nach ihr zu sehen. Vorrausgesetzt sie wusste, ihr Vater würde in einem Zeitfenster von 2-3 Stunden zurück nach Hause kommen. Außerdem vermutete sie das Mädchen um diese Uhrzeit längst im Bett und befand es deshalb auch nicht für nötig, nach dem Rechten zu schauen. Nach ihrer jahrelangen Babysitter-und-gesittetes-Baby-Beziehung, hatte sich dies irgendwann einfach so eingependelt.

Dayna war ganz zufrieden mit der Situation. Sie war ohnehin keine Rebellin die gern wilde Partys feierte, genoss jedoch die gelegentliche Ruhe mit Entspannungsbädern und Serienabenden.

"Alles klar, Mama. Viel Spaß bei Oma, ich komme schon klar."

Lächelnd schnappte sich die zierliche Jugendliche den Flyer ihrer Lieblingspizzeria aus der Schublade neben der Spüle und wollte daraufhin ihr Handy rausholen um dort anzurufen, als es ihr dämmerte, dass ihr Vater dieses zu ihrer Missgunst immernoch einkassiert und höchstwahrscheinlich sicher in seiner eigenen Jackentasche verstaut hatte. Im Elternschlafzimmer hätte sie es natürlich mühelos gefunden und das wusste er genau. Im Aufspüren ihrer beschlagnahmten Ware hatte sie schließlich jahrelange Erfahrung.

Genervt nahm sie aus diesem Grund das Haustelefon von der Ladestation und stampfte, immernoch nicht vollständig fit, die Treppen nach oben. Zurück in ihr eigenes kleines Reich.

Dabei musste sie zugeben sich glücklich schätzen zu können, so ein großes Zimmer mit direkt daran angrenzenden Badezimmer zu haben. Was sie eindeutig dem Wohlstand zu verdanken hatte, der daraus resultierte, dass ihre Mutter schon als Kind reicher Eltern geboren worden war. Den Unternehmergeist ihrer Großeltern hatte Daynas Mutter jedoch nicht geerbt und sich deshalb, trotz starkem Protests, für ein Familienleben mit ihrem aus einfachen Verhältnissen stammenden Vater entschieden, anstatt die Firma zu überbenehmen. Worüber Dayna sehr froh war, denn sonst würde es sie heute wahrscheinlich gar nicht geben. Wenn sie es nur noch schaffen würde ihren Vater zu überreden, sich einen eigenen Mini-Kühlschrank hier drin anschaffen zu dürfen...

Vorbei wären die Tage der Hungersnot.

Seufzend bestellte sie ihre Lieblingspizza.

☆☆☆

Mittlerweile war eine Stunde vergangen seit Dayna ihr Essen bestellt hatte und mit rumorendem Magen wurde die halb-Verhungerte zunehmend ungeduldiger.

Frustriert wollte sie gerade erneut bei dem eigentlich bis jetzt immer pünktlich gewesenen Restaurant anrufen und sich stocksauer über deren Inkompetenz beschweren, da läutete es endlich an der Haustür.
Mit einem beeindruckenden Sprint sauste die Wartende halsbrecherisch die Wendeltreppe hinunter und kam erst Millimeter vor ihrem Zielort zu einem glücklicherweise gut gelungenen Halt.

Nichts Böses ahnend, vergaß sie vor lauter freudigem Erwarten einer mit Käse überfüllten und vor Fett nur so triefenden American Pizza, zu ihrer Sicherheit einen Blick durch den Türspion zu werfen. Und fand sich deshalb nur einen Wimpernschlag später direkt gegenüber eines großen, muskulösen Mannes wieder. Welcher ihr intuitiv einen ungeheuren Schrecken einjagte und ganz sicher nicht ihr üblicher, gelangweilter Lieferant Jerry war.

Auf die kurze Verwirrung ihrerseits, folgte jedoch rasch ein grausames Erwachen als sie in seine stechend türkisen Augen blickte und ihre Erinnerungen an den Morgen im Park damit schlagartig zurückkehrten. Instinktiv fasste sie sich an das Mal auf ihrer Brust.

Der Mörder!, brüllte sie die sich fürchtende Stimme in ihrem Kopf an.

Und somit tat Dayna das Einzige, das ihr in diesem Augenblick richtig vorkam:
Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu und rannte um ihr Leben!

Burning ShadowsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon