"Frontanella" oder "Barone Reserve"

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Auf dem Heimweg vom Friedhof traten Peppone und Brusco auf Don Camillo zu. "Hochwürden. Ihr hättet Euch diese politischen Anspielungen während der Totenmesse ersparen können." Peppone schien ziemlich genervt. "Ihr müsst immer das Heilige und das Profane vermischen", warf Brusco ein. "Die Totenmesse war für ihn", antwortete Don Camillo, "aber die Predigt war für euch. Ihm bringt sie doch nichts mehr. Das habe ich gemacht, um euch zu erinnern, dass ihr zum Zeitpunkt eures Todes Gott Rechenschaft schuldig seid und nicht Stalin." Peppone ballte die Fäuste, aber bevor er sich auf Don Camillo werfen konnte, ging Brusco dazwischen. "Hör auf, Chef, du weißt doch, dass man mit Priestern und Aufwieglern keine Zeit verlieren sollte. Die verstehen doch nichts und haben noch immer die Gehirnwäsche vom Duce hinter sich. Aber unsere Zeit wird kommen. Und dann wird abgerechnet." "Du hast Recht, Brusco. Wenn der Tag der Abrechnung erst einmal gekommen ist, dann werden wir unserem Hochwürden den Hals umdrehen. Und bevor er stirbt, kriegt er noch das Foto vom Chef zu sehen. Dann kann er mit Stalin vor den Augen seinen Weg ins Jenseits antreten. "Gut gesagt, Chef!", ließ sich Brusco vernehmen. "Wenn ihr aufgehört habt, Unsinn zu reden, könnten wir unsere Arbeit beenden", sagte Don Camillo.

In der Pfarrei angekommen, machte Brusco das Feuer an, Peppone hackte die Kassette in kleine Teile und Don Camillo nahm die Schriften von Dante zur Hand. "Ruhe in Frieden", meinte Don Camillo einfach, während er Blatt für Blatt in die Flammen warf. Peppone verheizte derweil die Kassette. Sie blickten so lange ins Feuer, bis nur noch Asche zu sehen war. "Wie wärs mit einer Flasche?", fragte Don Camillo. "Gute Idee, Hochwürden", antwortete Brusco. "Frontanella oder Barone Reserve?". "Natürlich Barone Reserve", beschloss Peppone.

In einer Ecke des kleinen Friedhofs gab es nun ein Grab ohne Namen. Aber es standen immer frische Blumen drauf und auf dem Grabstein standen die Worte:

Auf halbem Weg des Menschenlebens fand ich mich in einen finstern Wald verschlagen, weil ich vom graden Weg mich abgewandt.

Don Camillo und der UnaussprechlicheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt