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Am Mittwoch weckten Manon die Geräusche, die Kate verursachte, als sie sich um halb sieben aus dem Zimmer schlich. Ihre Schonzeit war vorbei und Kate würde heute wieder in die Schule gehen. Manon versuchte wieder ein zu schlafen. Um neun Uhr erwachte sie dann erneut und beschloss duschen zu gehen. Es ging ihr schon um einiges besser, als an den Tagen zuvor. Sie hatte sich nun genug hängen lassen. Jetzt würde sie sich zusammenreißen und ihre restlichen Tage in München genießen. Vielleicht konnte sie ja auch schon am Donnerstag Abend in einen Zug steigen und so am Freitag wieder in die Schule gehen. Dort würde sie zwar zwangsläufig Till über den Weg laufen, aber das ging nun mal nicht anders.

Wieder in Kates Zimmer durchsuchte Manon Kates CD Fach. Schon bald wurde sie fündig und zog die CD der Beach Boys, die sie Kate einmal zu Weihnachten geschenkt hatte heraus. Dann begann sie den CD-Player unter einem Berg aussortierter Klamotten aus zu buddeln. Kate war wirklich nicht die ordentlichste. Endlich geschafft legte sie die CD ein und hielt sie gleich wieder an.

Allein die ersten paar Takte genügten, um eine Flut an Erinnerungen in Manon aus zu lösen. Till, wie er ihr half Alins Bett auf zu bauen, Till, wie er die anderen ablenkte und sie dann lachend abklatschte, Till, wie er drüben in seinem Zimmer mit Alin und Manon tanzte, ...

Er hatte also sogar die Beach Boys mit der Erinnerung an sich verbunden. Oder genauer gesagt Manons komisches Herz hatte das getan, nicht Till. Es war zum Verzweifeln. Doch Manon erinnerte sich daran, dass sie sich zusammen reißen wollte und schaltete einfach das Radio an. Dann setzte sie sich auf ihre Matratze und widmete sich doch noch ihrem Handy. Einmal angeschaltet hörte das gar nicht mehr auf zu vibrieren. Es waren um die einundzwanzig Nachrichten jeweils von Maja und Nora. Alle scheinbar mit dem gleichen Inhalt:

'Wo bist du? Wie geht es dir? Kann ich dir helfen?'

Eine Welle der Dankbarkeit und Schuldgefühle überkam Manon. Die Beiden hatten sich wirklich Sorgen um sie gemacht und sie hatte ihnen nicht mal gesagt, dass sie ging. Sie antwortete ihnen jeweils einzeln mit ungefähr dem gleichen Inhalt:

'Mir geht es ganz okay. Ich bin bei einer Freundin in München und komme vielleicht Freitag wieder. Es tut mir wirklich Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe!!! Genaueres erkläre ich euch, wenn wir uns wieder sehen.'

Erst dann sah sie auf die anderen Nachrichten. Finn hatte ihr geschrieben, dass Alin am Vorabend keinen Aufstand gemacht habe und Manon trotzdem sehr vermissen würde. Sie solle bald wieder kommen. Finn hatte Recht, dachte Manon. Es war richtig egoistisch von ihr gewesen einfach zu gehen. Sie musste nach Hause zurück. Till, dessen Nachrichten sie stur ignorierte, hin oder her.

Kaum hatte sie diesen Entschluss gefasst schaute sie nach, wann der nächste Zug nach Hause fuhr. Sie entschied sich den Nachmittag noch zu bleiben, auch um sich mit Kate wieder zu vertragen. Nach allem was sie für Manon getan hatte war es einfach nicht fair ihr wegen eines Anrufs böse zu sein. Heute Abend um sieben fuhr ein Zug. So würde Manon schon morgen wieder in die Schule gehen können. Anscheinend war ihr Knotenhirn gerade ein Fan von Kurzschlussentscheidungen, dachte Manon. Aber was sollte es? Manon wollte Alin wieder sehen. Und Finn, Ann, Achim, Ethan, Maja, Nora und tatsächlich auch Noah. Vielleicht war es doch nur ein Missverständnis gewesen. Sie liebte München zwar und es würde immer ein Stück zuhause für sie bleiben, aber ihr echtes Zuhause war bei ihrer Familie und die war nun mal nicht mehr hier. Außerdem musste sie sich eingestehen wie sehr sie sich doch an ihr kleines Kaff gewöhnt hatte. Manon schloss die Augen und lächelte. Ihr Knotenhirn, ihr komisches Herz und sie waren sich tatsächlich einig. Sie alle wollten nach Hause. Wie schnell das mit dem Heimweh doch ging, dachte Manon. Komisch...

Kate kam nach Hause und Manon lief ihr gleich entgegen. "Kate, es tut mir echt leid wegen gestern. Es ist nicht fair von mir sauer auf dich zu sein. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann musst du natürlich nicht. Wir sollten uns jetzt nicht wegen so einer Kleinigkeit streiten. Entschuldige bitte.", platzte sie heraus noch bevor Kate ihre Schuhe ausgezogen hatte. Kate lachte nur und umarmte Manon. "Hey, mach dir mal keine Sorgen deswegen. Ich hätte es dir einfach sagen sollen, nur habe ich versprochen es nicht zu tun. Erst heute Abend darf ich es dir sagen.", erklärte Kate ihr. Manon war etwas verdutzt. Wieso sollte jemand wollen, dass sie nicht wusste, dass er Kate angerufen hatte? Aber das war ja auch egal. Zwischen ihr und Kate war ja zum Glück wieder alles in Ordnung. "Ach so. Dann bin ich ja ganz gespannt, was du heute Abend erzählst.", sagte sie also. Kate grinste. Manon war immer noch etwas irritiert, doch der Knoten in ihrem Gehirn verhinderte jedes weitere Nachdenken. So ein Mist, aber auch.

Auf die Nachricht, dass Manon heute Abend wahrscheinlich abreisen würde reagierte Kate, als hätte sie es schon gewusst. "Okay. Ja, ich kann verstehen, wenn du zurück zu Al willst. Er ist einfach der beste. Ich finde aber wir sollten unseren letzten gemeinsamen Tag noch schön machen. Wir könnten nach dem Essen Azul spielen und nach meiner Gitarrenstunde können wir uns an der Eisdiele treffen und auch noch im Buchladen stöbern. Was hältst du davon?", fragte sie begeistert von ihrer Idee. "Ich finde den Plan super!", bestätigte Manon, "Aber du kommst mich doch auch mal besuchen, oder? Du kannst einfach mal ein Wochenende kommen oder spätestens an Weihnachten ein paar Tage!"

"Natürlich mache ich das! Ich möchte doch deinen besten Freund mal kennenlernen und auch alle anderen. Außerdem muss ich doch herausfinden wer Noah ist und das kann ich hier schlecht.", sagte Kate fest entschlossen. "Warum willst du denn herausfinden, wer Noah ist? Meinst du denn es ist ein besserer Mensch, als Till? Ich meine, vielleicht schreibt er mir nicht mal mehr...", gab Manon zu bedenken. "Er wird schon schreiben, Manon. Und so wie du von ihm erzählst kann er gar kein schlechter Mensch sein."

"Wenn du meinst.", sagte Manon wenig überzeugt. "Ja, das meine ich.", erklärte Kate.

Als Kate zu ihrer Gitarrenstunde aufbrach beschloss Manon noch ein wenig durch die Stadt zu laufen anstatt die U-Bahn zur Eisdiele zu nehmen. Es war kalt draußen, daher durchwühlte sie Kates Schrank auf der Suche ach einem Stirnband oder ähnlichem. Ganz unten fand sie eine graue Mütze und einen Schal dazu. So ausgestattet lief sie durch die Straßen von München. Sie kam an der Turnhalle vorbei in der ihr Kampfsporttraining immer stattgefunden hatte. Kurz war sie versucht hinein zu sehen, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Wenn sie sich beeilte würde sie gleichzeitig mit Kate an der Eisdiele ankommen. Nach zwanzig Minuten waren ihre Finger eiskalt und ihre Vorfreude auf die warme Buchhandlung stieg minütlich an.

Ihr Handy klingelte. Manon zog es aus ihrer Jackentasche und sah Ethans Namen aufblinken. Da fiel ihr ein, dass sie seine Nachrichten noch gar nicht gelesen hatte. Nach Finns Nachricht hatte sie sofort angefangen zu packen und Ethan ganz vergessen. Mit einem gewissen Schuldgefühl nahm sie ab. "Hey Ethan."

"Manon! Bin ich froh, dass ich dich erreiche. Wie geht es dir?"

"Ganz gut eigentlich. Heute Abend fahre ich nach hause. Und Ethan, es tut mir echt leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen!"

"Stimmt. Ist aber okay. Mach das nur nie wieder, ja?"

"Versprochen!"

"Gut. Was hast du die letzten Tage gemacht?"

"Ich war bei meiner besten Freundin hier und habe den größten Teil der Zeit Schokolade gefuttert. Aber inzwischen geht es besser.", gab Manon zu.

"Ach Manon, es tut mir echt leid! Ich habe seit Montag nicht mehr mit Till gesprochen. Das ist echt nicht okay von ihm gewesen!"

"Stimmt schon. Trotzdem solltest du wieder mit ihm reden. Ich sollte nicht der Grund sein, dass eure Freundschaft kaputt geht. Das bin ich nicht wert."

"Und ob du das wert bist! Ich kann einfach nicht glauben, dass Till das getan hat. Normalerweise geht er nicht so mit Mädchen um. Aber solange er das doch tut kann ich mit ihm nicht befreundet sein. Und daran bist nicht du schuld Manon, sondern er!"

"Danke, Ethan. Das ist echt lieb von dir."

"Was?"

"Na dass du auf meiner Seite bist, obwohl ich dir nicht mal Bescheid gesagt habe, dass ich gehe."

"Das ist doch klar. Du bist mir halt sehr wichtig Manon."

"Du bist mir auch wichtig Ethan.", sagte Manon und meinte es vollkommen ernst.

"Anderes Thema: Hast du beim Bundeswettbewerb Mathematik mitgemacht?", fragte Ethan sie. Warte was? Woher wusste er das?

"Woher weißt du das?", fragte sie vollkommen perplex.

"Hast du also?", fragte Ethan einfach weiter.

"Ja, habe ich."

"Du bist also Mila?"

"Noah?"



















































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