Im magischen Garten Kurzgeschichte

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Ich recke meinen Kopf dem Himmel entgegen, die kühle Nachtluft weht meine Haare nach hinten und streift über meine Haut. Der Himmel hat sich im Laufe des Abends wunderschön Lila verfärbt. Das Licht, das noch übrig ist, tanzt in allen Lila Tönen über den Himmel. Die Vögel, die noch unterwegs sind, sind bloß noch als Schwarze Umrisse erkennbar. Es ist wie jede andere Nacht auch und doch ist es ganz anders. Denn heute tue ich es. Heute wage ich es. Den Versuch, den ich schon so lange plane. Langsam schlendere ich weiter in die Gasse hinein, in die ich eben erst gebogen bin. Häuserwände ragen links und rechts neben mir in die Höhe wie Mauern, die meinen Weg einfassen. Völlige Dunkelheit umhüllt mich, als ich meinen Weg fortsetze. Die Düsternis in dieser Gasse wird bald enden. Nicht viele Menschen wissen wo diese Straße hinführt, aber diejenigen die es wissen, kommen immer wieder. Doch heute Nacht komme nur ich. Meine Beine kennen diesen Weg in und auswendig und bringen mich fast wie von selbst an mein Ziel. Vor dem Schmiedeeisernen Tor bleibe ich stehen. Wenn man nicht weiß wie, kommt man hier nicht weiter. Ein Grund warum dieser Ort so geschützt ist und keine ungebetenen Gäste kommen, ist eben dieser Schutz. Ich strecke meine Hände nach vorne und fahre über die kühle Mauer links des Tors. Als meine Finger ertasten wonach ich suche übe ich einen leichten Druck aus. Der Stein bewegt sich fast unmerklich, doch diese kleine Bewegung reicht schon aus. Quietschend öffnet sich das Tor und ich gehe schnell hindurch, damit es sich wieder schließen kann. Man lässt sich niemals Zeit um rein zu kommen. Die nimmt man sich erst, wenn man drin ist. Hinter mir geht mit demselben schrillen quietschen das Tor wieder zu und ich hole tief Luft. Nirgends ist es schöner. Nirgends ist die Luft reiner. Nirgends ist es so magisch wie hier.
Langsam beginne ich meine Kleidung auszuziehen. Ich lege alles ordentlich zusammen und lasse es auf dem Sockel direkt nach dem Eingang liegen. Heute ist es soweit. Heute mache ich es. Ein aufgeregtes kribbeln durchfährt mich, als ich völlig nackt auf dem nassen Gras stehe. Meine Haare wehen leicht im Wind und eine Gänsehaut zieht sich über meinen ganzen Körper. Und jetzt fange ich endlich an, alles aufzunehmen. Vor mir zieht sich ein Weg, mit dichtem Gras bedeckt und eingerahmt von den schönsten Blumen und Sträuchern der ganzen Welt, durch diesen Garten. Ich setze mich wieder in Bewegung, folge dem Weg, lasse mich treiben. Die Tautropfen kühlen meine Füße bei jedem Schritt ab. Mit meinen Händen streiche ich über die Pflanzen links und rechts neben mir, sammle das Wasser auf ihren Blättern auf und lasse die klaren Tropfen auf meine Zungenspitze regnen. Sogar das Wasser schmeckt besser an diesem Ort. Inzwischen kann ich auch das Rauschen hören, das der kleine Bach verursacht. Immer noch sehe ich das violette Lichtspiel am Himmel. Heute ist es einfach perfekt. Mein Körper reagiert auf das Gefühl, das einen hier überkommt. Erregung durchzuckt mich bei jedem Schritt. Nackt inmitten dieser wundervollen Natur zu sein ist einfach ein unglaubliches Gefühl. Meine Brustwarzen sind fast schmerzhaft hart, der Wind der sie immer wieder umweht, reizt und neckt sie. Langsam steigt das Gelände an, der Weg läuft auf eine Erhöhung zu. Da ist mein Ziel. Ich sehe den kleinen Hügel, er hebt sich, dunkel und mächtig, vor dem noch übrigen Licht des Tages ab. Nur noch wenige Schritte. Das kribbeln in meinem Bauch wird stärker, die Aufregung steigt. Die Erregung nimmt zu. Zwischen meinen Beinen, zucken kleine Blitze durch meine Nervenenden und lassen mich leise aufstöhnen. Dieses Gefühl ist schon jetzt besser als ich es erwartet hätte. Als ich mein Ziel erreicht habe, nehme ich mir noch eine Minute und lasse einfach alles auf mich wirken.
Von hier oben kann man den ganzen Garten überblicken. Die große Trauerweide direkt am Bach überragt alles andere, sie steht wie der große alte Beschützer hier als würde sie alles überwachen und alles überdauern. Der Garten ist alt, sehr alt. Als ich das erste Mal hier war und auf Entdeckungsreise ging, fand ich eine kleine Erhebung am Boden in die ein Stein eingelassen war. Die Inschrift darauf war nicht zu lesen. Es muss eine sehr alte, tote Sprache sein. Das war zumindest meine Schlussfolgerung. Erst später erfuhr ich, dass es die Sprache der Elfen war. Denn sie waren es, die diesen Ort geschaffen haben. Und nur denjenigen den Zutritt gewähren, die ihr Werk auch zu schätzen wissen. Ich habe keine Ahnung wie sie das herausfinden, aber es kommt tatsächlich nicht jeder hier herein, selbst wenn er weiß, welchen Stein er drücken muss. Das Summen, das durch diese Welt huscht, dass jede Pflanze durchstreift, die Luft und auch das Wasser, ich kann es nicht erklären. Es fühlt sich fast wie Elektrizität an, geht auf einen über, wenn man eins wird mit der Natur. Es ist als würde man mit diesem Garten verschmelzen, wenn man ihn betritt. Und heute, genau heute will ich mich völlig auf die Magie in dieser Welt einlassen. In meinem Kopf beginnt die Melodie, Töne die ich nie zuvor gehört habe, doch ich weiß, dass es dieser Garten ist, der sie hervorruft. Der mich einlädt auf jede Art, weil ich bereit bin. Langsam wiege ich mich im Takt der Musik. Bewege mich mit dem Rhythmus. Lasse mich leiten und von der Magie tragen. Der Wind nimmt zu und das Violett am Himmel verfärbt sich dunkler. Meine Sinne sind geschärft, nehmen jede Regung und jede Empfindung auf. Nackt hier oben zu tanzen und mich völlig dieser Welt hinzugeben, ist besser, als alles was ich bisher erlebt habe. Ich fühle sie, als sie kommen. Kann die Augen, die mich beobachten spüren, selbst wenn ich sie nicht sehen kann. Die Melodie in meinem Kopf ist überall, schwirrt durch die Luft und erfüllt sie mit ihrem sanften Klang. Während ich mich um mich selbst drehe und meine Haare um mich wirbeln spüre ich sie. Hände. Ich hatte keine Ahnung was passieren würde, doch ich wusste, dass ich mit allem rechen kann. Jetzt, als sie so Nahe sind und meinen nackten Körper berühren, kann ich sie sehen. Ihre Augen sind wunderschön, sie sitzen schräg in ihren Köpfen und sind weit geöffnet, die Farben sind leuchtend, nicht wie bei uns, sondern bunt, in allen möglichen Farben. Ich weiß nicht, weshalb sie mich so erstaunt ansehen, doch ich habe das Gefühl, dass es Bewunderung ist. Ihre Hände berühren mich überall und damit steigert sich die Aufregung und die Erregung noch mehr. Ich sehne mich danach von Ihnen verzehrt zu werden. Dieses geheimnisvolle und magische, zieht mich beinahe magnetisch an. Ich möchte nichts mehr als ewig in diesem Empfindungen baden zu können. Ihre weißen langen Haare wehen seidig im Wind und erst als sich die Menge unter mir teilt und ich keine Hände mehr auf mir spüre sehe ich ihn. Er kommt langsam auf mich zu, in seinen leuchtend blauen Augen spiegelt sich Bewunderung und Lust. Seine ganze Erscheinung ist schlank und doch wirkt er stark und Muskulös. Seine Haut ist hell, beinahe völlig weiß, genau wie seine Haare. Geschmeidig bewegt er sich immer weiter auf mich zu und je näher er kommt umso mehr kribbelt es in meinem Bauch. Er ist nackt, wie ich es bin. Als hätte er nur auf mich gewartet und auf diese Gelegenheit. Seine Muskeln zeichnen sich deutlich unter seiner Haut ab, ein Muster, das sich bei jeder seiner Bewegungen verändert. Als er ganz bei mir ist, weiß ich es. Ich weiß warum er hier ist und ich weiß, dass ich nie zuvor etwas so wollte, wie das hier. Seine Finger streichen zärtlich über meine kühle Haut und hinterlassen eine Spur des Verlangens darauf. Er drückt mich fest an sich, bewegt sich mit mir, stimmt in den Tanz mit ein und die Melodie wird wieder lauter. Wie von alleine wiegen wir uns im Rhythmus, Haut an Haut, Herz an Herz geben wir uns gemeinsam der Leidenschaft hin. Seine Hände gleiten über meinen Körper, berühren mich an jeder Stelle, lassen mich erbeben und erschaudern. Nichts habe ich je mehr gewollt als von ihm berührt zu werden. Seine Hände legen sich um meine Mitte, mit einem Satz hebt er mich hoch, drückt mich an sich und lässt mich auf seiner Hüfte nieder. Ich spüre wie er langsam in mich eindringt, mich ausfüllt und mich erfüllt. Die Musik geht weiter, hört nicht auf, gibt uns den Takt vor in dem wir uns völlig vereint verlieren. Der Wind umweht uns, kühlt unsere erhitzte Haut ab, weht durch unsere Haare die unsere Körper umspielen. Immer noch werden wir beobachtet. Ich weiß, dass sie noch da sind und es stört mich nicht. Weiß, dass ich Teil von etwas bin, von dem ich nicht einmal wusste, dass es existiert. Fest aneinander gedrückt bewegt er sich immer wieder aus und ein. Füllt mich aus und zieht sich wieder zurück. Schneller immer schneller, bewegen wir uns. Die Musik folgt unserem Tempo, passt sich uns an. Meine Empfindlichste Stelle reibt an ihm und dann explodiere ich.
Ich fühle ihn, wie er ebenfalls kommt, wie er sich zusammenzieht und mich dann zu einem Teil von sich selbst macht. Ich weiß ohne es erklären zu können, dass ich jetzt dazu gehöre. Dieses Gefühl breitet sich in meinem Inneren aus. Diese Veränderung ist nichts, was man hätte beschreiben können. Aber es verändert etwas und ich spüre genau, dass ich nicht mehr dieselbe bin. Das ich nicht mehr nur ein Mensch bin. Ich spüre wie er mich sanft auf dem Boden abstellt. Seine starken Arme halten mich noch einen Moment fest. Seine Lippen, nahe an meinem Ohr, flüstern mir etwas zu, in einer Sprache die ich eigentlich nicht verstehen kann, es aber trotzdem tue. „fi ẹnu ko ẹnu – du bist >von der Nacht geküsst<“ Flüstert er dann, in meiner Sprache weiter. „Du bist die erste, seit mehr als hundert Jahren, die verstanden hat was dieser Ort bedeutet. Was er bewirken soll. Du wurdest aufgenommen, durch unsere Vereinigung und bist uns jederzeit willkommen. Und ich hoffe, du kommst wieder.“ Seine Stimme verursacht eine Gänsehaut, die sich über meinen Körper zeiht. Ich habe das Gefühl, dass er mehr sagt als nur die Worte die seinen Mund verlassen. Fühle alles so viel intensiver. Seine Augen halten mich gefangen, so intensiv ist sein Blick. Langsam und sanft, drückt er seine Lippen auf meine und dann bin ich alleine. Sitze auf dem Hügel, in dem magischen Garten und fühle immer noch jede Empfindung nach, die ich heute erleben durfte.
Als ich meine Sachen wieder anziehe und mich auf den Weg nachhause mache, kreisen meine Gedanken nur um eines. „fi ẹnu ko ẹnu“ Das bin ich, das ist mein Name, der Name den sie mir gegeben haben und ich liebe ihn. Und während ich einen Fuß vor den anderen setze weiß ich, dass ich wiederkommen werde. Wie könnte ich auch nicht. Wie könnte ich nicht, wieder fühlen und spüren wollen, was ich heute gefühlt und gespürt habe? Wie könnte ich nicht, die Sehnsucht stillen, die ich schon jetzt empfinde? Wie könnte ich nicht, nur noch an ihn denken? Mich nach seinen Berührungen sehnen nach seiner Nähe verzehren, seine Wärme vermissen und seine Leidenschaft wollen?

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⏰ Last updated: May 04, 2020 ⏰

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