09 | Telefongespräche

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     «Fuck», sage ich bloß und betrachte mein Handy mit hochgezogenen Augenbrauen, während ich befürchte, dass es jeden Moment abstürzt.

     Mittlerweile hat Ajax sich zu Wort gemeldet. Beinahe augenblicklich haben und er Lovis begonnen, sich über Hockey und Basketball zu unterhalten, um mal wieder darüber zu diskutieren, welcher Sport denn nun besser ist.

     «- ist kalt», behauptet Ajax zum gefühlt hundersten Mal in all den Jahren, woraufhin Lovis genervt die Augen verdreht.

     «Wie oft noch? Wenn du dich bewegst, ist es nicht kalt! Außerdem kann ja keiner was dafür, dass du so eine scheiß Frostbeule bist», behauptet er frustriert schnaubend. «Und einen Ball in einen Korb werfen kann jeder, das hab ich im Kindergarten gelernt.»

     «Dann wäre es für dich ja sicher auch ein Kinderspiel, mich beim nächsten Spiel zu vertreten», erwidert mein bester Freund ironisch. «Oder eins gegen mich zu gewinnen.»

     «Aber sicher doch.»

     Ich verdrehe die Augen, während Ajax Lovis aus zusammengekniffenen Augen betrachtet und energisch den Kopf schüttelt. «Nicht in diesem Leben.»

     «Wollen wir wetten?», will Lovis wissen, wobei ein arrogantes Grinsen auf seine Züge tritt. «Sobald wir einen Platz finden, spielen wir 'ne Runde gegeneinander und dann schauen wir, wer gewinnt.»

     «Du bist so dumm», lacht Mathea verächtlich. «Natürlich Ajax. Hast du vergessen, dass er schon seit Jahren spielt?»

     Lovis zuckt mit den Schultern. «Wie gesagt: Basketball ist kinderleicht. Also? Bist du dabei?»

     Ich sehe, wie Ajax versucht, sich das Grinsen zu verkneifen und schließlich zustimmend nickt. «Ich komme drauf zurück.»

     «Ihr seid so beschränkt», murmelt Mathea und seufzt leise.

     Nachdem alle Benachrichtigungen angekommen sind, überfliege ich einige Nachrichten: Meine Mutter ist neugierig, mein Vater wütend und ängstlich zugleich. Sie haben seit zwei Tagen versucht, mich zu erreichen und ich kann ihren Worten entnehmen, dass sie kurz davor sind, gleich durchzudrehen.

     «Ich denke, ich sollte sie mal kurz anrufen.»

     Mathea nickt zögernd und ich betätige den Anruf. Wenn ich Glück habe, wird es die Situation entschärfen. Ansonten bleibt eben alles so, wie es gerade ist.

     Es tutet exakt zweimal, bevor meine Mutter rangeht. «Talia?»

     «Hey», sage ich leise und lächle, obwohl sie es nicht sehen kann. «Sorry, dass ich mich erst jetzt melde.»

     «Seid ihr wahnsinnig geworden? Hast du eine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben?», beginnt meiner Mutter ihren aufgebrachten Monolog und seufzend warte ich ab. «Der einzige Grund, warum wir noch nicht die Polizei verständigt haben, ist, weil Ajax' Vater uns gesagt hat, dass sowohl sein Sohn, als auch ein Wagen fehlt. Wir dachten, ihr wärt entführt worden! Das Mindeste, was du hättest tun können und müssen, wäre auf unsere Nachrichten zu reagieren. Oder uns zu sagen, wo ihr seid oder was ihr macht. Ihr könnt nicht einfach – ohne ein weiteres Wort – verschwinden und erwarten, dass wir das hier gelassen nehmen! Hörst du mir noch zu, Talia?»

     «Ja, ja, ich bin noch anwesend.»

     «Sehr gut, denn ich bin noch lange nicht fertig.»

     Aber anstatt fortzufahren, schweigt sie und ich höre ihr leises Seufzen. Ich sehe, wie Lovis mir einen fragenden Blick zuwirft und Mathea die Lippen aufeinanderpresst, um sich das Lachen zu verkneifen. Die laute Stimme meiner Mutter hat den gesamten Wagen zum Schweigen gebracht.

WAS UNS HIGH MACHT | ✓Where stories live. Discover now