Chapter 44 - (Don't you) put the blame on the messenger

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„Hallo??!!! Komm mal wieder runter – wir haben uns ganz normal unterhalten..."

„Normal. Aha."

„Spar Dir Deinen Sarkasmus", fauchte ich zurück und pfefferte den Schwamm in den Eimer. Jetzt war ich wirklich sauer. „Was Du mir unterstellen willst, ist echt das Letzte!" Wütend funkelte ich ihn an.

„Dir unterstelle ich gar nichts", gab er zurück und kam langsam auf mich zu. „sondern ihm."

„Was?" entfuhr es mir. Ich hatte mich wohl verhört. Gerade noch hatte Mike mir praktisch vorgeworfen, dass ich kurz vor dem Seitensprung stand, und nun ruderte er zurück? Ja, war ich denn im falschen Film? Wie ich aussah, wenn mir die Gesichtszüge entgleisten, wollte ich lieber nicht wissen.

„Andie, ich bin nicht blind. Glaubst Du, ich sehe nicht, was er vorhat?"

Wie war das nochmal mit der selektiven Wahrnehmung? Dann sag das ihm und nicht mir, wollte ich antworten, aber das musste warten, denn plötzlich waren wir nicht mehr unter uns. John war zurückgekommen, dicht gefolgt von Lee.

„Schön, dass ich Euch alle hier treffe. Das macht es so viel leichter", fing sie an. Was machte es leichter? Und was meinte sie mit „es"? Wenn sie uns auf diese Weise zu einer Krisensitzung zusammentrommeln wollte, dann hatte sie eine komische Art. Und tatsächlich – mit meiner Einschätzung lag ich richtig, denn sie hatte uns eine wichtige Mitteilung zu machen. Hoffentlich redete sie nicht um den heißen Brei herum und kam gleich zur Sache. Auf eine Verlängerung des momentanen Zustandes legte nämlich keiner von uns Wert.

„Okay, Leute, ich mach's kurz. Das Ergebnis der Untersuchung ist endlich da."

Sie hielt ein mehrseitiges Pamphlet in die Höhe, abgesegnet, -gestempelt und unterschrieben von offizieller Stelle Jetzt wurde es wirklich spannend.

„Ich überspringe die technischen Details... 'nach eingehender Untersuchung kommen wir zu der Erkenntnis, dass Materialermüdung der Streben im oberen Drittel den Einsturz verursacht hat und menschliches Versagen ausgeschlossen werden kann.' Tja, wie ich die Sache sehe", jetzt ging ihr Blick in Richtung von Bradley und Kevin, „liegt es nicht an Euch, sondern an der Location selbst, und da sieht man eindeutig den Veranstalter in der Pflicht."

„Gab's denn vorher keine Inspektion?", unterbrach Brian ihre Ansprache. „Oder regelmäßige Kontrollen?"

Die Frage war berechtigt, aber die Antwort darauf machte uns auch nicht schlauer.

„Diesem Gutachten nach liegt die letzte Generaluntersuchung erst zwei Monate zurück, und da hat man keine Beschädigungen irgendwelcher Art feststellen können, sonst wäre die Location nicht abgenommen worden. Aber macht Euch am besten selbst ein Bild".

Und damit überreichte sie Brian ein zweites Exemplar des Schreibens, das er in seiner Tasche verstaute. Er würde sich später darum kümmern; doch im Moment interessierte ihn eher, was aus dem kommenden Wochenende werden würde. Jetzt war sie da: die Chance, Lee festzunageln. Mike kam ihm jedoch zuvor.

„Hey, Lady, was ist denn nun mit unserem Auftritt in Victoria? Wenn unsere Techniker aus der Nummer raus sind, kann es doch wie geplant weitergehen. Wir haben immerhin schon den Vierundzwanzigsten."

„Guter Punkt", antwortete sie. „Fangt am besten schon mal mit Packen an."

„Leute, Ihr habt Lee gehört. Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit", klinkte sich Brian ein, lauter als sonst, dem die Einmischung seines Kollegen nicht passte, „das gilt auch für Dich, Mitchell."

Doch der war an mir vorbei spaziert, ohne mich zu beachten und bereits auf dem Weg nach draußen – vertieft ins Gespräch mit unserer Managerin, die offensichtlich genauso ungern Lady genannt werden wollte wie ich: „Lady? Waren wir nicht längst per Du?"

Das musste Mike sich nicht zweimal sagen lassen; er sprühte gerade vor Charme und war die Herzlichkeit in Person. Sprachlos blickte ich den beiden hinterher. Was war denn das für eine neue Taktik?

Du hast beschlossen, mir die kalte Schulter zu zeigen, Sweetheart? Na warte, wenn Du das Spiel so spielen willst... Ein Pfiff riss mich aus meinen Gedanken.

„Na, da hol mich doch der Teufel!"

Irritiert fuhr ich herum und starrte Danny an, der seinen Gedanken freien Lauf ließ und den beiden ebenfalls hinterher schaute „Isn't it romantic? - So freundlich war Lee doch früher nicht...."

Jetzt war ich es, die ihn anstarrte. Was hatte das denn zu bedeuten? Isn't it romantic? - Einen solchen Spruch hätte ich allenfalls von seinem Kollegen am Schlagzeug erwartet, aber nicht von ihm. Begeisterung klang anders. Schon begann ich mich zu fragen, was in ihn gefahren war, da fiel mir das Gespräch wieder ein, das Brian mit mir nach meinem Komplettabsturz geführt hatte.

War da nicht das Gerücht gewesen, dass er und Lee etwas miteinander gehabt hatten und deswegen ihr Freund Dylan kurz vorm Durchdrehen gewesen war? Wie sich jeder hatte denken können, war an dem Gerücht nichts dran gewesen.

Ach, wirklich? kam mir da plötzlich ein Gedanke... Höre ich da etwa einen Hauch von Eifersucht heraus? Kann es vielleicht sein, dass da zwischen Euch beiden doch etwas war und Du vielleicht immer noch Gefühle für sie hast? Komische Vorstellung...

Ja, wirklich sehr komisch – denn auf wen sollte er auch eifersüchtig sein? Auf Mike? Das kam mir noch absurder vor, und wenn ich nicht so verstimmt gewesen wäre, hätte ich sogar darüber lachen können. Aber andererseits... wenn ich mir die beiden so ansah...

... so freundlich war Lee doch früher nicht... Vielleicht nicht zu Dir, aber zu Mike...

Ach, Blödsinn! Jetzt sah ich wirklich schon weiße Mäuse. Dennoch beschloss ich, Lee in Zukunft etwas näher ins Visier zu nehmen.

Broken StringsWhere stories live. Discover now