Chapter 32 - I'm locked out and it's my fault

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Einfach war das bei dem Geschaukel nicht, und als ich dann endlich einen gefunden hatte, hätte ich mir die Mühe auch sparen können, denn es gab nichts Neues, was den Streik anging. Einig war man sich noch nicht geworden, und so langsam machte ich mir Sorgen, ob es bei dem geplanten Termin für meine Rückreise bleiben würde. Fünf Wochen konnten ein verdammt kurzer Zeitraum sein. Und dann?

Plötzlich war das vermeintlich so weit gesteckte Ziel, der 22. Oktober, gar nicht mehr so großzügig bemessen. Hatte ich das nicht schon mal gehabt? Welcome to the déjà-vu. Hilfe, wir drehen uns im Kreis! Mark war ich geradezu dankbar, dass ihm das Dilemma nicht entgangen war und er mich von meinen düsteren Gedanken ablenkte. Fein, die Konversation kam mir nur zu gelegen, wenn sich Mike schon nicht mit mir unterhalten wollte, weil ihm sein Nickerchen lieber war.

Wenn ihm sein Nickerchen lieber war? Oh oh, Andrea, jetzt klingen wir aber so richtig zickig, gib zu, Du bist bloß neidisch. Neidisch worauf? Dass ich im Gegensatz zu ihm vor Übermüdung so aufgekratzt war, dass ich kein Auge zu bekam? Dass ich das Leben nicht so locker nahm wie er? Dass ich mich gerade kurz vor meinem persönlichen Tiefpunkt befand und Angst hatte, die Kurve nicht zu kriegen? Dass ich ...

„Kopf hoch, bald haben wir es geschafft," meldete sich Mark, dem die ungemütliche Stille um ihn herum auch schon aufgefallen war. „Du kannst die anderen schon mal wecken. Es sind nur noch ein paar Kilometer."

Smalltalk trifft auf Beschäftigungstherapie. Aber warum nicht? Mike anzuschubsen, war noch am einfachsten. Aber um seinen linken Nachbarn zu erreichen, hätte ich die Arme eines Gibbons haben müssen, und mein Hintermann saß so ungünstig, dass ich als Schlangenmensch bessere Karten gehabt hätte.

Faule Ausreden, Andrea, in Wahrheit hast Du einfach nur keinen Bock, mehr als drei Worte mit Ryan zu wechseln. Je weniger direkten Kontakt, desto besser. Deswegen warst Du auch froh darüber, dass Du nicht neben ihm sitzen musstest und Du ihn während der ganzen Fahrt nicht zu Gesicht bekommen hast. Wenn Du ihn jetzt weckst, ist es mit der schönen Ruhe vorbei. Lass das ruhig mal Deinen Liebsten machen.

Was er zu meiner Erleichterung tat. Schön, das Nachteulentrio war wach und konnte sich beim Ausladen nützlich machen. Gepäck aufs Zimmer bringen, einen Happen essen und dann ab in die Koje. So sah der Plan aus. Mein Plan. Aber der war leider nicht mit dem der anderen kompatibel. Jetzt rächte sich der fehlende Schlaf der letzten Nacht, so schön der Grund dafür auch gewesen war. Ja toll. Das Nachteulentrio war wach und wieder fit, um noch einen draufzumachen, während ich kurz davor war, im Stehen einzuschlafen.

„Geh ruhig", brachte ich, begleitet von herzhaftem Gähnen, hervor und überzeugte Mike davon, dass es mir nichts ausmachte, wenn er mit den beiden anderen etwas trinken ging.

Je eher sich das verkorkste Verhältnis zwischen ihm und Ryan wieder einrenkte, desto besser für alle, und vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn der Keyboarder dabei war. „Aber tu mir nur einen Gefallen, ja? Nicht, dass ich Euch kontrollieren will, aber habt ein Auge auf John."

Den Teil, dass sie aufpassen sollten, dass er sich nicht zu sehr die Kante gab, ließ ich unausgesprochen, obwohl ich das Resultat der vergangenen Nacht während unserer Fahrt nach Südwesten ausgiebig hatte bewundern können. Wenn Mike schlau war, ließ er es gar nicht erst zu solchen Exzessen kommen.

Den geselligen Abend so ausufern zu lassen, dass die Hälfte der Band am Tag des Auftritts als Schnapsleichen endete und das zweistündige Konzert verkatert durchzuziehen, war eine Erfahrung, auf die keiner von uns sonderlich wild war. Besonders nicht an diesem Abend, an dem nicht nur die alte Mannschaft wieder komplett war, sondern an dem es für die Band um die Wurst ging.

Brian war schon lange auf der Suche nach einem vernünftigen Plattenlabel, und nun bestand zum ersten Mal seit langem eine reelle Chance dazu. Oder würden die Leute, die er zu treffen hoffte, sich doch erst am nächsten oder übernächsten Abend blicken lassen? Ich musste auch gar nicht mehr sagen, denn um diese Aufgabe hatte sich bereits Mark gerissen. Welchen Erfolg er mit seiner Ansage hatte, würden wir jedoch erst am nächsten Morgen mit Sicherheit wissen.

Broken StringsWhere stories live. Discover now