Erinnerungen

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„Alec, pass auf. Hinter dir!" rief Jace seinem Parabatai zu, als dieser sich ruckartig umdrehte und in die funkelnden Augen eines Shax-Dämonen starrte. Er war wie gelähmt, normalerweise hätte er diesem Vieh jetzt einen Pfeil reingejagt, jedoch war jegliches Körperteil von ihm wie eingefroren. Eine innere Angst überkam ihn und kroch langsam seine Brust hinauf und verteilte sich in jeder Zelle seines Körpers. Dieses Gefühl kam in letzter Zeit immer öfter, aber noch nie trat es während einer Mission auf. Es war, als würden unsichtbare Hände sich um seinen Hals winden und immer mehr zudrücken bis ihm die Luft ganz abgeschnürt wurde. Ehe Alec sich versah, verflog der Dämon dank Jace zu staub. Mit einem lauten Seufzer atmete Alec aus. Das Gefühl war so schnell verschwunden, wie es auch kam. Tief sog er die Luft ein und spürte förmlich wie seine Lungenflügel sich wieder ausbreiteten und entspannten.

„Alec, ist alles in Ordnung? Was war eben los mit dir? Es hätte dich beinahe erwischt." Schnauzte Jace den dunkelhaarigen jungen Mann an.

Seit dem Clary wieder unter den Mundis lebte, war der Blondschopf sehr angespannt. Er schlief nicht mehr richtig, hatte Albträume und wusste nicht mehr wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein. Mit dem „Verlust" von Clary, war auch ein Teil seiner Selbst verloren gegangen. Es war nun schon über ein Jahr her, dass sie sich geopfert hatte um Jonathan zu töten, je doch kam es ihm vor als wäre es Jahrzehnte her, dass er sie ein letztes Mal in den Armen hielt und an ihren Haaren gerochen hatte. Die Anderen hatten anfangs auch sehr gelitten, doch lernten nach und nach mit dem Verlust umzugehen. Sogar Clarys bester Freund Simon hatte sich mittlerweile damit abgefunden, keinen Kontakt mehr mit Clary haben zu können.

Das Schicksal war ein launischer Weichensteller. Es führte Leute zusammen, nur um sie danach wieder trennen zu können.

Alec schaute Jace an, welcher einen besorgten aber zu gleich wütenden Gesichtsausdruck hatte. „Ich weiß nicht, was los war. Ich glaube, ich habe mich die letzten Wochen einfach etwas übernommen...Ich werde mir morgen frei nehmen." Sprach er mit einer leicht zitternden Stimme. Jedoch wusste Alec genau was das Problem war. Er hatte die letzten 4 Tage kein einziges Mal geschlafen. Sogar die Durchhalte-Rune konnte langsam ihre Wirkung nicht mehr ganz entfalten. Er musste sich einfach ausschlafen. Dann würde alles wieder gut sein. Doch dann fiel Alec ein, wieso er nachts kein Auge zu tat. Die Albträume, welche ihn plagten, ließen ihn alle 10 Minuten schweißgebadet hochschrecken als wäre er einen Marathon gelaufen.

So konnte das nicht weitergehen. Und seit Magnus der oberste Hexenmeister von Alicante war, sah das frischgebackene Ehepaar einander noch weniger als vorher. Er wollte ihn nicht auch noch mit seinen Sorgen und Ängsten belasten. Nie hätte Alec gedacht, dass gerade er derjenige war der den Verlust seines Vaters am Wenigsten Verkraften konnte.

Vor einigen Wochen kam dieser beim Kampf gegen einige Dämonen ums Leben. Bis heute hatten sie die Quelle wo die Schattentiere entsprangen und aus einer anderen Dimension einreisten noch nicht gefunden. Jedoch war sie anscheinend ganz in der Nähe des Instituts von Los Angeles gewesen.

Es war, als hätte jemand bei ihm einen Lichtschalter geknipst. Jedoch gab es keine Erleuchtung sondern nur vollkommene Dunkelheit.

Alec verabschiedete sich von Jace, als sie die Mission beendet hatten und ging ohne Abstecher zu Magnus und seinem gemeinsamen Apartment. Er schaute in den Nachthimmel, wo der Mond durch ein paar vereinzelte Wolken sein Licht verbreitete. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und dachte an einen Moment wo er wunschlos glücklich war.

Magnus. Ihr erster Kuss auf der Hochzeit. Dies war einer der Momente, die er sich von keinem Anderen mehr nehmen lassen würde.

Doch je länger er sich daran erinnerte, desto mehr verfielen diese Erinnerungen in ihre Einzelteile und andere bruchstückige Bilderfragmente schossen in sein Gedächtnis. Magnus, wie er schwach und blass in seinem Krankenbett lag, damals als er seine Magie fast verloren hätte. Noch mehr Bilder schossen dazu. Und Gefühle. Das Gefühl, als Jace damals gestorben war und es sich anfühlte als wäre Alec mit in den Tod gezogen wurde. Das Gefühl als ihre Parabatai Rune verschwand, war unbeschreiblich schmerzhaft. Mehr Bilder. Clary. Wie sie auf seiner Hochzeit verschwand und keiner wusste wo sie hin war, außer Jace. Als Jace ihm mitteilte, dass sie sich an nichts mehr erinnern würde – nachdem nur wegen Clary, Alec und Magnus überhaupt zu einander gefunden hatten. Und dann natürlich der Tod seines Vaters. Auch wenn er Maryse betrogen hatte, liebte er seinen Vater über alles. Als sein halb zerfetzter toter Körper ins Institut geliefert wurde, um die Trauerzeremonie durchzuziehen brach für Alec eine Welt zusammen.

THROUGH THE DARK - SHADOWHUNTERSWhere stories live. Discover now