Kapitel 1 - 1

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Jakob-Nefok

„Hey, spinnst du?", schimpfte Hedda und schlug dem kräftigen Jungen neben sich mit der Faust auf die Wade. „Du kannst doch nicht einfach so ohne mich vorgehen!" Sie zog sich an dem dünnen Zweig hinauf, der sich knapp über einem knochigen Ast aus dem Eichenstamm gekämpft hatte. Dort saß bereits Jakob und grinste sie an, während er ihre Hand packte und sie mit einem Ruck zu sich hochzog. Sie hockte sich neben ihn auf die dunkle Rinde und ließ ihre Beine runterbaumeln.

„Ich hätte ja noch ewig auf dich warten müssen." Listig schaute Jakob seine Freundin an und fing sich erneut einen kräftigen Schlag ein. Diesmal auf den Hinterkopf. Doch obwohl Hedda kaum kleiner war als er konnte sie mit ihren dünnen, zarten Armen nichts bewirken. Trotzdem rieb er sich gespielt jammernd den Kopf.

„Den einen Augenblick hättest du auch noch überlebt", schimpfte das Mädchen und zog ihre Lippen zur Seite.

Jakob lachte, denn er kannte den Gesichtsausdruck nur zu gut. Immer wenn Hedda unzufrieden war, verzog sie ihren Mund und gab damit eigentlich einen recht lustigen Anblick ab, doch er hütete sich sie in diesem Moment dafür auszulachen, denn dann würde sie wirklich wütend werden. Und aus Erfahrung wusste Jakob, dass mit Hedda dann nicht mehr zu spaßen war. Also grinste er nur und beobachtete sie, als sie sich übertrieben beleidigt von ihm abwandte. Ihre dunkelbraunen Haare fielen ihr über die Ohren und verdeckten ihr halbes Gesicht. Ihre Wimpern konnte man noch erkennen und ihre etwas zu große Nase, die ihr Aussehen erst einzigartig machte, stand hervor. Sie war in Jakobs Augen nicht das schönste Mädchen in Nefok, doch wenn sie lachte, strahlten ihre hellbraunen Augen eine solche Wärme aus, dass wirklich niemand ihre liebreizende Art übersehen konnte.

Jakob wandte sich von dem Mädchen ab und blickte über die Wiese vor ihnen. Der Sommer war dabei sich von Nefok zu verabschieden und die Blumen unter ihnen waren zum Teil schon verblüht. Nur der Eisenbart zog sich immer noch weißlich über den Abhang. Von seinem Platz auf der Eiche aus, die am Rand des Bockwaldes stand und die Grenze zur Wiese bildete, konnte er die ersten Hütten seines Heimatdorfes erkennen. Dazwischen lag nur die breite Weide, deren Gras sich mittlerweile wieder etwas über den Boden erhob, nachdem es die Heumacher vor einigen Wochen abgeschlagen hatten.

„Was musst du morgen alles machen?", fragte ihn Hedda und riss Jakob aus seinen Beobachtungen. Der zuckte mit den Schultern. „Ich werde wohl die Trense fertig machen und dann mal sehen, was der Meister so für mich hat."

„Denkst du, sie kommen dich bald holen?"

Jakob überhörte die Wehmut in Heddas Stimme nicht. Er konnte sie nur zu gut nachfühlen. Bei dem Gedanken daran, Nefok zu verlassen, war er einerseits voller Vorfreude, doch andererseits nagte die Ungewissheit an ihm. Noch dazu waren sie nicht sicher, ob auch Hedda geholt werden würde. Beide waren zwar fast gleich alt, doch oftmals kam es vor, dass die Mädchen länger im Dorf blieben. So lange sich Jakob zurück erinnern konnte, kannte er Hedda und sie waren schon von klein auf kaum zu trennen. Plötzlich ohne sie zu sein wäre sicherlich schwierig für ihn.

Rossfehde (+Hörbuch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt