«Wohin geht's jetzt eigentlich?», erkundigt Mathea sich neugierig, nachdem die letzten Töne des Liedes verklungen sind.

     «Wie wär's, wenn wir uns jeden Tag einfach eine Himmelsrichtung aussuchen und losfahren? Irgendwann müssen wir ja irgendwo ankommen», schlägt Ajax vor und blickt durch den Rückspiegel zu uns.

     Zustimmend nicke ich. «Klingt nach einem guten Plan.»

     «Bin dabei», ertönt Lovis' gedämpfte Stimme von hinten.

     «Als hättest du jetzt noch eine Wahl gehabt», lacht Ajax leise und richtet seinen Blick wieder auf die Fahrbahn.

     Die Sonne brennt auf die Welt, sodass die Oberfläche flimmert. Eine richtige Klimaanlage haben wir hier natürlich nicht, wodurch sich die Hitze durchaus deutlich macht und machen wird.

     «Da wir gerade sowieso Richtung Osten fahren, könnten wir die ja einfach beibehalten», sage ich und beobachte, wie uns ein silberner VW überholt.

     Ein neckendes Funkeln tritt in Ajax' Augen. «Da kann wohl jemand das Meer noch nicht zurücklassen.»

     Schmunzelnd zucke ich mit den Schultern.

     Es stimmt. Ich liebe das Meer. Mehr, als alle anderen Orten, die ich bis jetzt gesehen habe. Großstädte konnten mich noch nie faszinieren und überfüllte Plätze schon gar nicht. Deshalb sind die Touristestrände für mich auch noch nie interessant gewesen. Je abgeschiedener der Ort, desto besser. Wahre Freiheit liegt im Gefühl der Unentdecktheit.

     «Ich bin dafür, dass wir demnächst anhalten und uns umschauen», kommentiert Mathea und streckt sich gemächlich.

     «Wir sind aber noch gar nicht lange unterwegs», entgegne ich. «Wollen wir nicht lieber noch ein wenig weiterfahren?»

    «Wovor hast du Angst?», fragt meine beste Freundin, während ein sanftes Lächeln auf ihre Züge tritt. «Sie werden uns schon nicht mit Spürhunden suchen kommrn.»

     «Da wäre ich mir jetzt nicht so sicher», lacht Lovis, doch ich finde die Situation im Gegensatz zu ihm nicht ganz so amüsant.

     «Was machen wir, wenn sie uns suchen gehen?», will ich wissen.

     «Was soll schon passieren?»

     Ich blicke Ajax aus zusammengekniffenen Augen an. «Die könnten die Polizei auf uns hetzen. Wir sind minderjährig.»

     Ich klinge wie Ajax. Genau so unschlüssig und vorsichtig; darauf bedacht, irgendwie das Richtige zu tun und nicht zu viel zu riskieren.

     «Noch», erwidert Mathea grinsend. «Ajax wird bald achtzehn. Und dann ist das hier nicht einmal mehr illegal. Außerdem werden die nicht irgendwelchen siebzehnjährigen Ausreißern hinterherjagen.»

     «Sie hat recht», stimmt Lovis ihr zu und grinst mich an. «Keine Sorge, Prinzessin, wir werden dich vor den bösen Wölfen beschützen.»

     Schnaubend wende ich den Kopf ab und blicke aus der Frontscheibe, doch drehe mich recht schnell wieder zu meinen Begleitern um, als ich meinen Bruder lachen höre. «Nicht nötig, herzlichen Dank.»

     «Die Prinzessin wird nie von Wölfen gejagt», wirft Mathea mit hochgezogener Augenbraue dazwischen. «Nur von den neidischen Königinnen.»

     Seufzend verdreht Lovis die Augen. «Das war eine Metapher, Süße.»

     «Nenn mich noch einmal so, wenn du möchtest, dass wir deinem Leben ein verfrühtes Ende bereiten.»

     «Du bist immer so verdammt dramatisch, weißt du das eigentlich?»

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