#1 Narben

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Mit Tony ist auch ein Teil von Peter gestorben. Er hat einen Mentor und eine (weitere) Vaterfigur verloren. Schon bei dem Gedanken daran, stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. Tony war fort und Peter musste es akzeptieren. Doch es war nie so einfach. das war es nie und das wird es auch nie werden. 

Peter starrte auf den Tisch und das darauf liegende Blatt. Sie schrieben ein Diktat, doch seinen Gedanken waren ganz wo anders. Am Anfang war es besonders schlimm gewesen. Jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er Tonys Gesicht vor sich. Die braunen Augen, ein verschwommener Schein in diesen, das fahle Gesicht. 

Als er zurück gekommen war aus der Quantenwelt und Tony ihn auf dem Schlachtfeld umarmt hatte, da dachte Peter es würde nun endlich alles gut werden. Nach allem was sie durchgemacht hatten, alles mit M.A.N.T.A, alles im Kampf gegen Thanos, nach allem dem, dachte Peter würde endlich alles gut werden. Doch das Leben ist kein Märchenfilm mit Happy End. Er hatte seinen Vater verloren, Nat, die wie eine Schwester für ihn gewesen war, hatte sich geopfert.  Steve weihte nun auch nicht mehr unter ihnen, nachdem er endlich sein Leben mit seiner großen Liebe verbracht hatte. Sam und Bucky waren gegangen. Auch Wanda hatte sich zurück gezogen, versuchte ihr Leben neu zu sortieren. Und Bruce... war das was auch immer er jetzt war.

Peter fühlte sich so alleine wie nie. So ängstlich wie nie.  Was wäre wenn Ned, MJ und May auch etwas passieren würde? Wenn er sie nicht beschützen konnte?

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als ein Buch auf den Tisch geknallt wurde. "Mr. Parker. Ist das, woran auch immer sie denken, etwas interessanter als mein Unterricht?" Peter überlegte kurz, entschied sich aber dagegen ja zu sagen. "Sorry", murmelte er stattdessen und griff nach seinem Stift. Dieses Diktat hatte er jetzt eh versemmelt. 

Nach dem Unterricht schmiss Peter achtlos seine Sachen in Rucksack und stürmte auf den Flur. MJ und Ned folgten ihm. "Peter? Was ist los?", fragte sein bester Freund, die Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. "Schon gut.", beschwichtigte er seinen Freund. Doch Ned kannte ihn. Er wusste, dass Peter log, beließ es aber dabei.

"PENIS!", rief jemand. Peter rollte bei ihrem Klang die Augen. Als die Sache mit M.A.N.T.A war hatte er doch tatsächlich geglaubt, dass Flash sich ändern könnte, nachdem er sich sogar Sorgen um Peter gemacht hatte. Bullshit. Natürlich war er schon nach kurzer Zeit wieder zu dem Arschloch mutiert, das er war.

Einfach weiter gehen. Wäre ja auch zu schön gewesen. Flash baute sich vor Peter auf. Peter könnte ihn mit einer Leichtigkeit fertig machen aber darauf war er jetzt nicht erpicht. "Lass mich", zischte er,  versuchte sich an Flash vorbei zu drücken. "Nanana Penis... wir wollen doch nicht abhauen?"

"Genau genommen doch. Genau das hatte ich vor Dumpfbacke!", zischte Peter erneut und ließ den verwunderten Flash stehen. Es war ihm egal. Alles war ihm egal geworden.

"Peter!"
Er fur herum. Ned sah ihn aus aufgerissenen Augen an.
"Was ist nur los mit dir? Sonst bist du auch nicht so? Ist heute wieder einer dieses Tage?"
Einer dieser Tage.
Ned war immer da gewesen. Noch bevor Peter Spiderman war oder Ned davon wusste. Er war auch für ihn da, als er Ben verloren hatte und er war da als Tony gestorben war.
Er hatte es nicht verdient so behandelt zu werden.

"Sorry Ned... ich wollte nicht so... naja so eben sein..."
"Peter... es ist ok zu trauern. Du musst dich für absolut nichts rechtfertigen."
Ned legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
"Wir sehen uns dann morgen wieder?"
"Ja... na klar...", murmelte Peter. Dann verschwand er aus dem Schulgebäude und machte sich auf nach Hause.

_________

Mit einem kleinen Aufschrei, feuerte Peter seine Sachen in eine Ecke des Zimmers.
Hörte dieser Schmerz jemals auf?
Vermutlich nicht.
Wenn er sich verletzte heilte er.
Aber diese art von Wunde heilt nicht. Sie ist tiefer und schmerzhafter als alles andere. Sie heilt viel langsamer und hinterlässt immer Narben.
Diese Narben waren nicht sichtbar und doch sah sie jeder.

Hatte er überhaupt das Recht zu trauern?
Morgan hatte ihren Vater auch verloren. Allerdings was Tony wirklich ihr Vater.
Ja, er hatte ihn Dad genannt. Ja, sie waren wie Vater und Sohn. Aber eben nur wie, sie waren keine.

"Bullshit...", murmelte Peter zu sich selbst.
Man brauchte keine spezielle Beziehung zu einander um zu trauern.
Tony war sein Vater.
Vielleicht nicht Biologisch aber er war es trotzdem. 
Und Morgan war mittlerweile wie eine Schwester für ihn.

Es geht weiter.
Und auch wenn Narben bleiben, so sind es doch zumindest keine offenen Wunden mehr.

....
Nachdem mich einige in den Kommentaren von "Be strong kid" nach einer Vortsetzung gefragt haben, habe ich mich jetzt erweichen lassen 😧😉

Vielen Dank noch mal für all die lieben Kommentare und die ganzen Votes der alten Story. Ich kann es immernoch nicht glauben 😧

Naja ich hoffe dieser Teil gefällt euch genau so wie der erste 😉

stay strong kidWhere stories live. Discover now