Voller Tatendrang klatschte sie in die Hände. "Ich hole jemanden, der uns Antworten schuldet. Bis dahin nutzen wir die Zeit."

Sie zeigte auf meinen Arm. "Zeit für neue Tätowierungen. Der Tod deiner Schwester in dieser Welt wird ein mächtiger Fokus. Eine ewige Erinnerung aus ihrer Asche und deinem Blut, auf das du deine Reise nie vergisst. Ihre Kraft für dich."

Sie zückte ihren Dolch, ich schluckte. "Danach suchen wir deine Schwester. Komme. Was. Wolle."

Mit einem Tritt zersprengte sie das Totem, dass der kleine Tierschädel durch die Rauchschwaden flog.

***

Einige Stunden später betrachtete ich das neuste Kunstwerk auf meiner Haut. Der Kopf eines Niederen Panagea prangte bereits unter meinem Nacken und spreizte die Federn über meine Schulterblätter. Sein Schlangenkörper wand sich über meine beiden Arme und zeigten den Lauf meines Lebens, geziert mit prägenden Erlebnissen. Am linken Unterarm hatte Sarea nun die Silhouette eines Portals eingefangen, mit dem brennenden Schattengesicht meiner Schwester darin. Ist noch verwaschen, muss erst noch werden. Sieht aber schon gut aus. Warte, Schwester, bis ich dir das zeige. Und aus deiner Asche, ha! Da wirst du staunen.

Ich krempelte den Ärmel herunter und malte das Zeichen der Wandler in die Asche. Wenn ich dich wiederseh. Bald schon. Sicher.

Wir waren zwar raus aus unserem Dorf, aber Asche gab es auf Ladrae überall. Die seit Menschengedenken verwüstete Sphäre war voll davon. Ich drehte den Kopf zum Wald aus grauen Bäumen. Asche und wildwirkende, chaotische Magie. Willkommen auf Ladrae.

"Was machen die da bloß?"

Sarea stand am Waldrand mit einer dunklen, dünnen Kreatur zusammen. Das Vieh sieht bisschen aus wie ne Gottesanbeterin. Nur zwei Meter hoch und komplett schwarz. Unbewusst fuhr meine Hand über den Schwertgriff. Egal, Sarea macht das schon. Wenn sie sagt, das Ding hilft uns, dann wird es das auch.

Ich war außer Hörweite, aber sie diskutierten angeregt. Sarea drohte mit dem Zeigefinger. Jetzt hat es Ärger. Sarea spaßt nicht mit ihrem Zeigefinger, ha. Es zuckte mit den beiden angewinkelten Armpaaren und drehte den Kopf nach links. Sarea zeigte ebenfalls nach links auf den Weg. Sie tauschten noch ein paar Worte, dann verschwand das Vieh zwischen den Bäumen. Sarea schritt zurück zu mir.

"Die schlechte Nachricht ist, es gibt nur einen, der uns helfen würde. Vielleicht. Wir müssen ihn erst finden. Und vorher was für ihn erledigen." Sie schüttelte den Kopf. "Die noch schlechtere ist, die Voodoo sind noch hier. Suchen die restlichen Leute aus dem Dorf. Sie wollen wissen, warum sie angegriffen wurden. Ob es einen Auftrag gab oder ob es nur zum Spaß war."

"Und? Gab es einen Auftrag?"

Undurchschaubar konterte sie meinen neugierigen Blick.

"Ist jetzt auch egal, oder? Wir müssen weiter. Wenn die Voodoo uns finden sind wir im Nachteil. Ich hab eine Ahnung, wo wir unseren Helfer treffen können. Müssen in eine andere Sphäre, weg von hier."

Mit hochgezogenen Brauen verzog ich den Mund. Weg von hier? Aus diesem Paradies? Die karge Landschaft breitete sich vor mir aus, in der Ferne ein Gewitter. Die grauen Bäume verbargen ihre leuchtenden Früchte mit grauen Blättern vor der Asche. Meine Heimat. Egal wohin wir gingen, immer kamen wir hierher zurück.

Ich rollte die Seiten meiner Zunge nach oben und spuckte in die Asche. Scheiß auf Ladrae. Auf zu meiner Schwester. Alles andere is egal.

Wie wir in die Richtung gingen, die das Vieh uns gewiesen hatte, schaute ich nicht zurück. Zwei Abissaij auf der Flucht, auf der Suche nach einem unbekannten Weg. Was kann da noch schiefgehen?

How To Kill A God - Step One: Tame The Demon [DE]Where stories live. Discover now