Kapitel 1

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Das laute Brummen meines Weckers riss mich aus meinem Traum über lauter pinke Klamotten. Ja, richtig gehört, pink! Ich liebte pink schon immer, weil die Farbe so viel Kraft und Mut ausdrückt. Schon als kleines Kind war meine Antwort immer „pink" gewesen, wenn sich jemand nach meiner Lieblingsfarbe erkundigte.

„Kylie! Du kommst zu spät zur Schule! Steh auf!", hörte ich meine Mutter von unten rufen.

„Ich bin dabei", brummte ich verschlafen. Man, warum musste ich gestern noch so lange Netflix gucken!? Ich hätte lieber bedenken sollen, dass heute Montag ist und da ist meine Laune eh schon im Keller.

Ich schlüpfte in meine kuschelig pinken Hausschuhe (welche Farbe auch sonst) und ging ins Bad um mich zu duschen und mir die Zähne zu putzen. Anschließend band ich meine blonden Haare zu einem hohen Zopf und zog mir eine schwarze Jeans mit einem hellen Top und einer dünnen Jacke über. Auf viel Make-up hatte ich an diesem Morgen keine Lust, also mussten ein bisschen Puder und Mascara wohl reichen.

Für wen solltest du dich auch hübsch machen?

Darf ich vorstellen? Meine nervige innere Stimme. Ich frag mich immer ob ich die einzige bin die sogar von sich selbst gemobbt wird oder bin ich generell die einzige die in Gedanken mit sich selbst redet?

Würde ich dir zutrauen, du bist echt gestört.

Danke wie nett von dir und jetzt verpiss dich wieder dahin wo du hergekommen bist, du lässt meine Motivation nicht gerade wachsen.

Seltsamerweise hat sie sogar auf mich gehört, wahrscheinlich hat sie auch keinen Bock auf neun Stunden Unterricht und diese Endlos-Gebrabbel von den Lehrern.

Ich machte mich auf den Weg in die Küche, nahm mir einen Apfel mit und verabschiedete mich noch schnell von meinen Eltern.

„Tschüss, Schatz. Viel Spaß in der Schule.", kam es von meiner Mutter. „Mhm, den werde ich haben....nicht!" Von meinem Vater kam nur ein knappes „Bis heute Nachmittag", wenigstens einer der meine Montagslaune teilt.

Auf dem Weg zur Schule hörte ich meine Lieblingsplaylist, die ich irgendwann man selbst erstellt hatte. Sie bestand aus 80er und 90er Hits, aber auch den neusten Liedern und ein paar Rocktiteln.

Schließlich parkte ich auf einem von den superengen Schulparkplätzen und stieg aus meinem roten Mini Cabrio aus. Als ich über den Schulhof der Roosevelt High ging, konnte ich am Eingang schon Clara auf mich warten sehen. Clara hatte lange, dunkelbraune Haare und die perfekte Bikinifigur, was einem in New York nicht besonders viel brachte, außer man machte fast jeden Sommer Urlaub in den Hamptons.

Claras Familie hatte viel Geld, da ihr Vater einer der renommiertesten Anwälte New Yorks und ihre Mutter eine Designerin mit ihrem eigenen Laible war. Dann gab es da noch Claras großer Bruder Cole. Er war gerade 18 geworden, also ca. ein Jahr älter als wir. Man ich sag's euch, dieser Typ ist echt ne Nummer. Er ist einer der beliebtesten Jungs unserer Schule und hatte jede Woche ne neue Tusse am Start.

Da Clara schon seit dem Kindergarten meine beste Freundin ist, kennen auch Cole und ich uns ziemlich gut. Zu gut, meiner Meinung nach, denn er kann schon echt nerven. Manchmal tut er so, als wäre ich sowas wie seine zweite Schwester, aber dann ignoriert er mich wieder komplett oder macht irgendwelche zweideutigen Bemerkungen.

„Hey, da bist du ja endlich", sagte Clara munter und umarmte mich stürmisch. Ehrlich, wie kann man um diese Uhrzeit schon so strahlen!?

„Ist ja gut. Wir haben uns gerade mal ein Wochenende nicht gesehen." Meine Eltern und ich hatten von Freitag bis Sonntag meine Großeltern in Massachusetts besucht, weswegen wir uns leider nicht treffen konnten. Ich wollte gestern Abend eigentlich nochmal kurz zu Clara um einen Film zu schauen oder so, aber da wir eher am Stadtrand wohnen und Clara mitten in Manhattan, meinten meine Eltern, dass es sich nicht lohnen würde, weil wir heute Schule hatten und dass ich mich lieber ausruhen soll. Von wegen ausruhen...Ich hab bis halb vier Netflix geguckt.

„Siehst du, das ist schon viel zu lang! Lass uns reingehen, ich möchte bei Mr. Porter lieber nicht zu spät kommen."

„Glaub mir, ich auch nicht..." Als ich das letzte Mal nur drei Minuten zu spät kam, ließ mich Mr. Porter einen siebenseitigen Aufsatz über englische Literatur schreiben.

Der Englischunterricht verlief ohne besondere Vorkommnisse und auch der restliche Schultag bis zur Mittagspause war eher langweilig.

In der Mittagspause setzten Maya, eine Freundin aus meinem Mathekurs, und ich uns zu Clara und ein paar weiteren Freunden von uns. Leider waren Clara und ich nur in wenigen Kursen zusammen, nämlich in Bio und Englisch.

Als wir gerade über die heißesten Jungs unserer Schule diskutierten, kam plötzlich Cole an den Tisch lehnte sich zu seiner Schwester: „Wann hast du heute aus?" „Wir haben nach der neunten aus." „Ich auch. Soll ich dich dann wieder mitnehmen?" „Ja, bis dann". Kurz bevor lehnte er sich nochmal zu mir runter und flüsterte: „Kannst ja auch mitfahren, müsstest aber auf meinem Schoß sitzen. Ich hätte nichts gegen eine kleine Spritztour mit dir einzuwenden." Mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht nahm er sich eine Nudel von meinem Teller und verschwand.

Nach einer Doppelstunde Chemie, die sich zog wie Kaugummi, waren wir dann endlich entlassen und konnten nach Hause gehen. Ein Glück!

Ich verabschiedete mich noch kurz von meinen Freundinnen und ging mit Clara über den Parkplatz, welche kurz darauf schon in Coles Audi r8 stieg. Dieses Auto passte einfach perfekt zu ihm. Richtig klischeehaft. Aber cool ist es trotzdem.


Fuckboy or not?Where stories live. Discover now