Chapter 6 - High Voltage

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Knurren konnte er dafür trotzdem noch ganz gut, und anfangs war es mir noch einigermaßen erfolgreich gelungen, das Geräusch zu unterdrücken. Doch nach einer Weile war mir auch das zu anstrengend, und ich gab auf. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Ich hatte doch nicht wirklich angenommen, dass eine Flasche Cola dieses Eigenleben unterbinden würde? Zunächst vielleicht schon. Die Täuschung gelang, und ich lehnte mich zurück. Doch etwas später ging das Konzert von neuem los, stärker als zuvor. Das Knurren übertönte sogar Shawnia Twain. That don't impress me much... Oder vielleicht doch, denn Dave war der Meinung, dass dies das Startsignal war, um grünes Licht für eine Pause zu geben. „Hey Leute, lasst uns was essen."

Die Burgerbraterei mit den goldenen Bögen, von meiner Freundin Jenny und mir scherzhaft „Gasthaus zum Goldenen M" genannt, gibt es auf der ganzen Welt. Hatte ich gedacht. Überall, nur nicht auf dieser Nebenstrecke, auf dem platten Land. Platt war hier jedoch gar nichts. Dass die Berge näher waren, als ich erwartet hatte, war mir jedoch herzhaft egal. Hunger! Aber wie auch immer sich dieser Laden nannte,zu meinen bevorzugten Fresstempeln gehörte dieser Hort der Freude und der Gastlichkeit nicht.

Dennoch war ich mittlerweile mit allem zufrieden – so lange ich nur etwas in den Magen bekam, obwohl Burger den Hunger ja nur für den Augenblick stillen. Und laut Leslie würden wir sowieso nicht mehr lange fahren. Angesichts der Strecken, die wir zurücklegten, konnte ich schlecht einschätzen, was sie unter „nicht mehr lange" verstand. Ein Dutzend Kilometer? Hundert? Zweihundert? Deal with it! Gewöhn dich lieber dran, sagte ich mir, Du hast noch ein paar Wochen, und wenn Dich das jetzt schon nervt, dann hast Du wahrscheinlich vorschnell beim falschen Jobzugegriffen. Wie ging nochmal das Sprichwort? Love it, change it, or leave it?

Lieben? Hm, schwer zu sagen... Es ändern? Wohl kaum, vor allem dann nicht, wenn ich für einige der Intruder oder das Alien war... und alles hinschmeißen und „den Laden verlassen"? Einen Scotty, der mich wegbeamen konnte, gab es nicht, und der nächste Flughafen war fürs erste unerreichbar. Aber wie sagte Kevin so schön? First things first... Das Bild, das dieser Spruch heraufbeschwor, war einprägsam, dennoch fand ich den Spruch blöd. Zum Glück machte er nicht oft solche Bemerkungen, denn er war eher der ruhige Typ.

„Maulfaul trifft's wohl eher", wäre Jenny dazu eingefallen. Rein optisch warer zwar mit seinen dunklen Haaren und grauen Augen ihr Typ, aber mit schweigsamen Menschen konnte sie eher wenig anfangen. Darin waren wir beide uns einig. Kommunikation waren für mich das A und O, wenn sich etwas entwickeln sollte. Und hier würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit nichts entwickeln. Zum Glück. Mir reichte schon das durch die herausgeflogene Sicherung verursachte Chaos. Je eher wir uns auf die Arbeit konzentrierten, und zwar nur auf die Arbeit, desto besser. Privates ließen wir besser außen vor.

„Ja,mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch'nen zweiten Plan. Gehn tun sie beide nicht." Ja, mach nur einen Plan! Das hatte ich mir so schön gedacht. Aber vielleicht hatte ich mir auch gar nichts gedacht; zu verlockend war der Gedanke,sich nach dem langen eingezwängten Sitzen mal wieder frei bewegen zu können und einen Snack spendiert zu bekommen. Für mich war das einfach nur ein nettes Angebot, für das ich mich bestimmt bald bei passender Gelegenheit revanchieren konnte.

Sich selbst als großes Licht mit vollem Überblick zu sehen, grenzt oft schon an Arroganz, kann sich aber durchaus als hilfreich erweisen. Hätte ich einen zweiten Plan in der Hinterhand gehabt, wäre mir viel früher aufgefallen, dass dieses Angebot doch nicht ganz so uneigennützig war, wie es den Anschein hatte. Dafür war ich zu sehr mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und damit, wenigstens für eine kurze Weile zur Ruhe zu kommen. Möglichkeiten gab es durchaus, es dauerte nur etwas, sie zu finden, aber es gelang mir, einen Platz zu finden,wo ich den anderen nicht schon wieder auf der Pelle hing. Burger und Pommes waren schnell verzehrt, nur der halbe Liter Cola, der Bestandteil des Menüs war, stellte eine unterschätzte Hürde dar.

Broken StringsWhere stories live. Discover now