Chapter 4 - Work & Travel II

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An Brians Stelle hätte ich ja alle Hebel in Bewegung gesetzt, um noch eine weitere Kraft zu finden, mit der er weit weniger Stress haben würde. Schon allein die Unterbringung hätte mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Eine Frau in der männlich dominierten Crew unterzubringen, war gleichbedeutend mit einem Himmelfahrtskommando. Wenn ich mir vorstellte, dass ich in der gleichen Bude wie dieser grässliche Frank hausen sollte. No way! Aber die berühmte Extrawurst, die darin bestand, dass ich mir ein Zimmer mit dem Sänger teilte, war für mich erst recht keine Option.

Klar hätte er sich darüber gefreut, aber auf das Getratsche über ihn und seine neueste Eroberung hatte ich keine Lust. Als ob es außer mir hier keine anderen weiblichen Wesen mehr geben würde, wo ich hier doch hier täglich welche ein- und ausgehen sah. Für meinen Geschmack wurde es so langsam mal Zeit, dass mich der Chef in die Pläne einweihte, wer OxyGen auf ihrer Tour alles begleiten würde.

Mittlerweile kannte ich zwar den Sänger und seine Kollegen und wusste auch, wer welches Instrument spielte; neu war für mich jedoch, dass Mark und Danny ihre Freundinnen Madlyn und Sue dabei haben würden, die praktischerweise auch im Hintergrund mitsingen würden. Wenn's in der Familie bleibt, wird's günstiger? Tolle Devise. Als ob es dadurch Rabatt bei den Zimmern geben würde. Und weil wir schon beim Thema waren, konnte man jetzt auch sofort die Zimmerverteilung durchgehen, denn eine Lösung musste her, und zwar so schnell wie möglich.

„Lindsay können wir schon mal außen vor lassen."

Wer war Lindsay? Anscheinend war sie für die Band wichtig. Mir war nur noch nicht klar, inwiefern. Das zu erklären, oblag Brian, denn wenn hier jemand etwas zu entscheiden hatte, dann war das Brian Kelly, der nicht nur Bass spielte, sondern auch die Band managte. Okay, das war zur Abwechslung mal etwas ganz anderes: Wir managen uns selbst und haben, um unseren Wirkungskreis auszudehnen, jemanden für PR und Fotos an der Hand. Und dieser Jemand war Lindsay Cooper. Die gehörte zwar nicht zur Band, hatte aber ein Einzelzimmer im gleichen Motel. Außerdem würde sie nur bei einem Teil der Tournee anwesend sein, weil sie als Freelancerin noch andere Jobs hatte. Wie Brian an sie gekommen war, interessierte mich zunächst erst mal herzlich wenig, dafür aber umso mehr ihre Fotos. Diese sprachen für sich – alle in 1A-Qualität. Jedenfalls bei den wenigen, auf die ich zwischendurch einen Blick hatte werfen können. Was hätte ich dafür gegeben, auch so fotografieren zu können.

Mein amateurhaftes Geknipse mit dem Handy war weit entfernt von dem, was ein Anton Corbijn zu Papier brachte. An dessen Kunst erinnerten mich ihre Aufnahmen nämlich, aber damit hatte es sich auch schon mit meiner Bewunderung, und ich war ehrlich froh, dass ich kein Zimmer mit ihr teilen musste, sondern mit Leslie, der Tontechnikerin; denn so, wie ich einen ihrer kurzen Auftritte erlebt hatte, wusste ich nicht, was ich von ihr halten sollte.

Lindsay Cooper, eine Zicke, wie sie im Buche steht? Exzentrische Künstlerin? Oder knallharte Geschäftsfrau, die nicht mal Getty Images ihre Werke zur Verfügung stellt und sich in direkter Nachfolge von Anton Corbijn sieht? Oder Helmut Newton? Wetten, dass es ihr Traum war, einmal im Leben die wahren Superstars abzulichten? Oder halbwegs bekannte Rock- und Popgrößen? In Schwarz-Weiß und gewollt grobkörnig, manchmal aber auch gestochen scharf, aber immer ohne Photoshop oder andere Hilfsmittel. Ich musste zugeben, die Frau hatte Talent.

Meine einzigen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Fotografie war es, Leute im entscheidenden Moment ihrer Bewegung so einzufangen, dass sie nur noch als verwischte, leuchtende Farbkleckse zu erkennen waren. Die Schlangentänzerin oder der Dudelsackspieler auf dem Mittelaltermarkt? Käme ich je auf die Idee, diese Aufnahmen von ihnen zu veröffentlichen, ihre Identität bliebe für immer geheim – der einzige Vorteil meines fotografischen Amateurdaseins. Was ich bisher von meiner Zeit auf dem fremden Kontinent festgehalten hatte, waren Landschaftsaufnahmen aus einem fahrenden Bus heraus mit Unmengen von Bäumen. Oder endlose Felder mit Bäumen im Hintergrund.

Broken StringsTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang