03 | Fluchtreflex

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     «Ich unterstütze die indirekte Beleidigung nicht», gibt Lovis seine Meinung ebenfalls kund, was mir ein amüsiertes Schmunzeln entlockt.

     «Tja, zu schade aber auch, dass ich nicht nach deiner Zustimmung gefragt habe», lacht Ajax genervt, wobei er offensichtlich Matheas Aussage ignoriert.

     «Hey, ich kann das Meer hören», rufe ich begeistert dazwischen und beschleunige meine Schritte.

     Mein allerliebster Zwillingsbruder kommt genau in diesem Moment auf den Gedanken, dass er gerne wissen würde, was sich auf der anderen Seite unseres Weges abspielt, weshalb das Licht seiner Handytaschenlampe von dannen zieht und ich prompt in einem Strauch lande.

     Mit entwischt ein spitzer Schrei, als mein Gesicht in Kontakt mit den Ästen kommt und ein kurzer Schmerz meinen Körper durchzieht.

     «Willst du mich eigentlich verarschen?», fauche ich mit zusammengekniffenen Augen und drehe mich um, wobei ich mich vorsichtig einige Schritte von meinem Angreifer entferne.

     «Ups, sorry, mein Fehler.»

     Grelles Licht blendet mich.

     «Jesus, wann sind diese Lampen bitte so hell geworden?»

     «Sorry.»

     «Wir könnten Lovis im Meer ertränken», schlägt Mathea nüchtern vor, woraufhin das Licht von mir ablässt und eine Sekunde später meine beste Freundin einen wütenden Schrei ausstößt, der jedes Raubtier eifersüchtig gemacht hätte. «Dreh sofort dieses beschissene Handy weg oder ich setzte meinen Plan in der Praxis um!»

     «Oh, wie ich mich fürchte», spottet Lovis genervt. «Ich zittere vor Angst.»

     «Ich schwöre euch, ihr landet gleich beide im Meer», zischt Ajax und es ist mehr als deutlich, dass er angepisst ist.

     Wie eigentlich jeder hier gerade.

     «Tja, zu schade für dich, dass ich mein Seepferdchen bereits im Kindergarten gemacht habe», erwidert Lovis eingeschnappt.

     «Ja, viel Erfolg mit deinem Seepferdchen, wenn du vorher auf den Felsen aufkommst», stichelt Ajax trocken. «Grüß die Fische von mir.»

     «Könnt ihr vielleicht mal alle eure Klappen halten?», beschwere ich mich und suche in den Taschen meiner Jacke nach meinem Handy, bis mir einfällt, dass es den Geist aufgegeben hat.

     Wozu bezahlt man eigentlich einen Haufen Geld, wenn der Akku nicht einmal zwei Tage lang durchhält?

     Genervt seufze ich und blicke mich suchend nach meinen Weggefährten um, die etwas abseits meines Weges zum Stillstand gekommen sind und einen Kreis gebildet haben. Die Stimmung bewegt sich immer weiter in den Bereich der negativen Zahlen.

     «Der Roadtrip war eine schlechte Idee», jammert Mathea gerade. «Ich halte es ja jetzt schon nicht mehr mit euch aus.»

     «Dann bleib doch einfach hier», schlägt Lovis fast schon zu enthusiastisch vor.

     «Wieso ich, wenn ihr die nervtötenden Personen seid?»

     «Leute!», rufe ich und kämpfe mich leise fluchend durch das Dickicht, bis ich unsere kleine Reisegruppe erreicht habe und endlich in den Pegel des Lichtes trete. «Können wir vielleicht mal für eine Minute mit der Scheiße aufhören und uns endlich überlegen, wie der Plan ab jetzt aussieht?»

     «Ich darf daran erinnern, dass wir einen Plan hatten», ergänzt Mathea und verschränkt die Arme vor der Brust. «Dann waren allerdings die beiden Herren der Meinung, alles über Bord schmeißen zu müssen und voilà, schaut, wo wir gelandet sind.»

WAS UNS HIGH MACHT | ✓Where stories live. Discover now