C o n a l l

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Es war fast halb neun, als ich den letzten Karton griff, um ihn runter ins Lager zu bringen. Jaxon war schon seit einer Stunde weg und hatte es mir aufgetragen den Laden abzuschließen. Ich war ziemlich verblüfft gewesen, dass er mir doch so viel Vertrauen entgegen brachte.

Ich wollte gerade nach unten ins Lager, als ich die Tür aufgehen hörte. Innerlich seufzte ich. Manche Menschen konnte einfach nicht lesen. Es hing doch extra das 'geschlossen' Schild an der Tür.

»Wir haben schon geschlossen!«, rief ich ohne mich umzudrehen, ehe ich die Treppe nach unten lief und den Karton zu den anderen stellte. Danach machte ich unten das Licht aus und eilte wieder nach oben. Der Tag war lang gewesen und ich wollte endlich in mein Bett.

Doch kaum konnte ich den Laden wieder überblicken, erstarrte ich. Das konnte nicht sein. Warum– Wie–?

Ich schluckte und blinzelte ein paar Mal. Doch es war keine Illusion. Mir stand tatsächlich Lyra gegenüber.

Ich versuchte mich wieder zur Ordnung zu rufen und zwang mich selbst dazu das Flattern in meinem Bauch bestmöglich zu ignorieren. Ich amtete tief durch, straffte meine Schulten und überwandt auch die letzten Stufen.

»Was machst du hier?«, fragte ich, schroffer als beabsichtigt. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Lyra leicht zusammenzuckte. Und sofort tat es mir leid.

Ich kehrte ihr den Rücken zu, griff nach meiner Jacke und streifte sie mir über.

Von Lyra kam keine Antwort. Sie schwieg und das machte es alles so viel schlimmer. Warum konnte sie nicht den Mund aufmachen? Wieso war es so schwer für sie mir zu sagen was los war? Wie dachte sie würde das funktionieren? Und was wollte sie hier? Warum kam sie hierher?

Auch als ich nach den Schlüssel griff und mich wieder umdrehte, sagte sie kein Wort. Und langsam machte mich das wütend. Ich verfestigte meinen Griff um den Schlüsselbund und überwand mit großen Schritten die wenigen Meter zwischen uns. Sie keuchte erschrocken auf, als ich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stehenblieb. Mein Blick haftete sich auf ihr Gesicht. Ich musterte es und fand doch keine Antwort auf all meine Fragen.

Ihre Augen sprangen unsicher zwischen meinen hin und her und dann konnte ich ihren Atem auf meiner Haut spüren. Er streifte meine Wange entlang, kroch bis in meinen Nacken und ließ eine Gänsehaut überall auf meinem Körper entstehen.

»Was willst du hier?«, fragte ich sie erneut, doch diesmal war meine Stimme so leise, dass sie kaum zu hören war.

Lyra öffnete den Mund, brachte keinen Laut heraus und schloss ihn wieder.

Ich schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und schob mich an ihr vorbei. Wenn sie nicht reden wollte, brauchte ich das hier nicht.

Ich hatte schon meine Hand am Türgriff, als mich ihre Stimme erstarren ließ.

»Ich kann nicht aufhören an den Sommer zu denken. An uns«

Smallest HeroesWhere stories live. Discover now