Es war irgendwie demütigend. Sonst kam er nie zu irgendwelchen Leuten angekrochen.

„Ich werd' auch diesen David ausfindig machen und mich bei dem entschuldigen.", Fuhr er fort und sie guckte weiterhin mit diesem kühlen Blick auf ihn hinunter. „Das mit deinem Ex... er war nicht gemeint, und ich hab mich scheiße benommen."

„Aber warum bist du so ausgetickt?", Fragte sie nun mit einer emphatischeren Stimme.

Er beteuerte doch stets, dass er keine ernsthaften Gefühle für irgendjemanden hegen könne. Also konnte es keine ernstzunehmende Eifersucht sein.

„Das waren die Drogen und der Alk an dem Abend...", War seine Ausrede. Er kratzte sich am Kopf. „Hatte mal wieder Bock, was anzuzetteln."

„Okay.", Sagte sie in einem Ton, der ihn wissen ließ, wie dämlich er klang.

Es wurde still.

„Ich weiß, es ist nicht das selbe, aber ich hatte auch ein paar Freunde, die verstorben sind."

Warum er das mit ihr teilte, wusste er auch nicht.

„Das tut mir leid.", Sagte sie aufrichtig und setzte sich neben ihn.

„Ja, es ist nicht immer leicht, aber ich mach für die weiter.", Erzählte Jonas. „Von so 'nem Leben haben wir immer geträumt."

„Und du hast es geschafft.", Lächelte sie jetzt endlich wieder. Ihren Arm hatte sie an der Sofalehne abgestützt und hörte ihm aufmerksam zu.

„Ja, einfach unnormal.", Stimmte er zu und freute sich insgeheim, wieder mit ihr reden zu dürfen. „Geld, Partys, Adrenalin und die Leute liegen einem zu Füßen. Früher ham'se mich nicht mal mim' Arsch angeguckt."

„Die meisten Leute sind so scheiße.", Murmelte Ronja.

Er schnaufte amüsiert. „Da sagst du was, Kleine."

Jonas war sich nicht sicher, ob er fragen sollte. Schließlich ging es ihn nichts an – aber er wollte sie nunmal verstehen, auch wenn er das nicht zugeben würde.

„Woran ist dein Ex gestorben?"

„Motorradunfall.", Sagte Ronja mit einem Schulterzucken und ihr Gesicht ließ keine Emotionen durchdringen. „Ist jetzt zwei Jahre her."

„Scheiße..."

Sie will mal wieder tough wirken, bemerkte er.

Jonas kratzte sich am Kopf.

„Sind wir... wieder gut miteinander?", Wollte er dann wissen.

Sie lächelte ein wenig und er fühlte sich plötzlich leichter.

„Ehrlich gesagt, hab ich's mir nochmal überlegt und ich will die Kohle.", Erklärte sie. „Also rück schon raus." Mit einer fordernden Handbewegung, streckte sie ihm ihren Arm entgegen.

Jonas grinste dreckig. „Gegen Naturalien gerne."

Sie waren ziemlich nah zusammengerückt und in ihm erwachte das Verlangen, ihr wunderschönes Gesicht zu berühren, als er ihr in ihre Augen guckte.

Nicht in den Ausschnitt. In diese grün-braunen Augen.

Er konnte es selbst nicht fassen, doch sie hatten was Beruhigendes und das kannte er vorher nur von Gras.

Ihre zarten Lippen verloren langsam das Lächeln und er sah stillschweigend dabei zu.

Er wollte ihre Nähe – hatte schon blaue Eier. So lange hatte ihn niemand warten lassen.

Könnte er sie küssen... Wenigstens ein verdammtes mal!

Sie küssen. Es klang erbärmlich. Doch was noch viel erbärmlicher war – zum allerersten mal in seinem Leben, traute er sich nicht.

Jonas gab sich selbst eine mentale Ohrfeige. Er war doch sonst nie so ein Schlappschwanz.

Er legte seine Hand auf ihre Halsbeuge, doch ihr Gesicht wich zurück. „Was wird das?", Lachte sie leicht, während sie suchend in seine Augen sah.

Sie lachte. Lachte einfach in sein Gesicht.

Er ließ von ihr ab und dreht sich mit einem wütenden Blick zum Fernseher, welcher Stumm gestellt war. „Frag doch nicht so dumm, Digga!", Entgegnete er energisch.

„Jonas, ich will nicht mit dir in die Kiste.", Stellte sie sanft klar.

„Dein Pech, Mädchen!"

Innerlich brodelte er.

Sie drehte den Fernseher lauter und er warf einen Blick auf sein Smartphone. „Muss los."

Er stand auf und hörte sie noch lässig, „Bis dann." sagen, bevor er durch die Tür verschwand.

Als er endlich wieder im Treppenhaus stand, stieß er einen tiefen Seufzer aus.

So ähnlich mussten sich die ganzen billigen Bitches fühlen, wenn er sie nach dem Sex rauswarf und keinen Fick darauf gab, wie es ihnen damit ging.

Jonas fühlte sich gedemütigt und... verletzt?

Jetzt musste er sich erstmal ordentlich einen wegkippen.

Indifferent (Gzuz Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt