2. Deeptalks

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Seine Blicke lagen dabei noch immer auf Ronja.

Nein, das passte zu seiner Feststellung auch nicht. Dafür schien sie zu locker und zu unbekümmert.

Ronja musste seine Augen auf ihr gespürt haben. Denn nun trafen sich ihre Blicke und sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln, bevor sie sich zurücklehnte und ihr iPhone aus der Tasche kramte.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es ihm so gar nicht ähnlich sah, sich ausgerechnet im Club den Kopf über irgendeine Frau zu zerbrechen, geschweige denn sie zu analysieren.

Also entschied er sich dazu kurzen Prozess zu machen und schob die Blondine eher unachtsam von seinem Schoß und stand auf.

„Hey!", Hörte man die Frau noch mit einem beleidigten Gesichtsausdruck protestieren, bevor sie empört schnaufte und ebenfalls aufstand.

Ronja schaute zu ihm auf, als er sich neben sie niederließ und sperrte ihr Handy.

„Bock zu ficken?", Fragte er nun plump.

Das wäre doch gelacht, wenn sie sich nicht von ihm flachlegen lassen würde.

„Hätte nie gedacht, dass ich die Chance bekommen würde, meinen Schutzengel zu bumsen.", Schrie er über die laute Musik und grinste sie dabei frech an.

Ronja lachte etwas. „Ne, danke."

Sein Grinsen entglitt ihm und nun guckte er sie mit einer ernsteren Miene an.

Er schien kurz zu überlegen, dann beugte er sich näher zu ihr rüber und sagte: „Bist du Ronja? Diese Räubertochter da? Du hast mir nämlich mein Herz gestohlen."

Nun lehnte er sich wieder etwas zurück um ihre Reaktion sehen zu können. Sie tat es ihm gleich und lächelte verwirrt mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Dann plötzlich grinste sie breit über beide Ohren, ihre Augen noch immer halb verschlossen. „Was soll ich damit? Ich vertick' doch keine Organe."

Langsam fing ihre Art an ihn zu frustrieren.

Er verstand sie nicht und außerdem nagte ihr Verhalten an seinem Ego. „Kann es sein, dass du verdammt prüde bist?", Fragte er angepisst.

Im Gegensatz zu ihm, schien sein verächtlicher Ton ihr nicht nahe zu gehen.

Stattdessen nickte sie nachdenklich. „Kann schon sein.", Gab sie zu.

„Dann werd' Nonne und geh' mir nicht auf'n Sack!", Rief er ihr mit seiner rauen, dunklen Stimme zu.

Doch auch das schien sie ihm nicht zu verübeln. „Ich bin aber Atheisten."

Jonas guckte sie kritisch von der Seite an. „Du glaubst nicht, dass da nach'm Tod was auf dich wartet?"

Sie schüttelte den Kopf.

Er musterte die Frau vor sich.

Was für eine absolut sinnlose Existenz würden sie dann führen?

„Und dieser Gedanke stört dich nicht?", Wunderte er sich neugierig.

Natürlich hatte er sich auch schon oft die Frage gestellt, ob da oben wirklich jemand war. Schließlich war Jonas nicht auf den Kopf gefallen. Allerdings gefiel ihm der Gedanke, dass da etwas war besser.

Auch wenn er unweigerlich auf die Hölle zusteuerte.

Lieber tat er das, wofür er im Leben brannte. Und dass er dann später einmal möglicherweise im Fegefeuer brennen würde, damit konnte er sich arrangieren. Nicht aber mit der Tatsache, dass er eines Tages nicht mehr existieren würde.

Er würde dem Teufel zu gern Konkurrenz machen.

Doch was ihm lieber war, war am Ende des Tages nicht wichtig. Schließlich war das Leben kein Wunschkonzert – genauso wenig wie der Tod.

Er stellte sich diese Frage öfter als ihm lieb war. Doch nur, wenn er alleine in seinem Bett lag. Alleine mit seinen Gedanken.

„Die Endlichkeit macht das Leben doch erst... lebenswert.", Hörte er sie sagen. „Wenn wir alle Zeit der Welt hätten, wär doch irgendwann die Luft raus, oder?", Lächelte sie etwas verlegen mit einem leichten Schulterzucken.

Ronja konnte ihm doch tatsächlich ein Lachen entlocken. Sie sah irgendwie niedlich aus wie sie da so saß.

„Deshalb hast du dich auf mich gestürzt wie 'ne Irre, als wärst du Chuck Norris höchstpersönlich.", Stellte er scherzhaft fest.

Ronja nickte mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Ihre Augen sahen belustigt aus.

„Wie kommt's, dass du an nix glaubst?", Fragte Gzuz dann.

Sie versanken immer weiter in tiefgründige Gespräche und zum ersten mal saß er im Club und redete die ganze Nacht über Gott und die Welt – mit einer Frau. Und es war ihm nicht mal aufgefallen.

Indifferent (Gzuz Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt