36. Das nennt sich Krieg, Fury!

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Mir war allerdings vollkommen klar, dass ich mich gerade auf sehr dünnes Eis begab, dass er viel älter und viel erfahrener darin war, Leute zu erpressen, zu drohen. Und wenn ich Pech hatte, dann konnte genau das den Unterschied machen: Seine Erfahrung als Geheimagent und meine Unsicherheit in diesem Gebiet. Trotzdem nickte er kaum merklich, als würde er mir den Erfolg zugestehen, dann beugte er sich vor und musterte mich eingehend. «Wenn das eine Einladung war, Kayla... Was willst du mir dann sagen?»

«Das ich Ihr Angebot annehme», stellte ich klar, ein nervöses Kribbeln in der Magengegend. Wenn er etwas tat, dass ich nicht in meine Überlegungen eingeschlossen hatte, dann konnte ich ganz einfach verlieren. Einfach so und wenn das geschah, dann konnte noch nicht einmal Tony mich mehr aus dem Triskelion herausholen.

Er schnaubte. «Ach ja? Das habe ich vorausgesetzt. Dazu hättest du mich nicht den langen Weg lassen machen müssen.»

«Tja, ich dachte, Sie wollten vielleicht persönlich die Bedingungen aushandeln und das nicht über das Internet tun. Sie wissen ja, wie leicht man da abgehört werden kann.» Ich hatte ihn erneut überrascht. Ich hatte darauf geachtet, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt, aber seine Augenbrauen zuckten ein winziges bisschen. Es war anstrengend, ihn so genau zu beobachten und ich wusste, dass meine Konzentration nachliess. Ich würde nicht mehr lange so effizient beobachten können und dann, dann hätte ich ihm gegenüber einen Nachteil. Er war es gewohnt, Leute längere Zeit anzustarren und jede kleinste Bewegung zu analysieren. Also musste ich schnell sein, denn ein Nachteil Nick Fury gegenüber kam einem Todesurteil gleich. Das Adrenalin, das durch mein Blut schoss, half mir, weiterhin klar zu denken, aber ich hatte auch das Gefühl, mehr und mehr die Kontolle zu verlieren, mich nur noch auf ein Detail konzentrieren zu können. Ich hatte versucht, Clint und Natasha unauffällig zum Thema Spionage auszuhorchen, allerdings waren sie leider viel zu schnell misstrauisch geworden und ich hatte aufhören müssen. Ich hatte nicht viel erfahren, aber was ich an Informationen von ihnen bekommen hatte, versuchte ich umzusetzen, auch wenn mir klar war, wie riskant das als Anfänger war. Ich mochte es nicht auf mein Glück zu vertrauen.

«Du bist nicht in der Position, Bedingungen zu stellen, Kayla», versuchte Fury mir weiszumachen. Ich hoffte, dass mir das typische Tonygrinsen gelang. Ich hatte es mittlerweile schon so oft gesehen, dass es meinem immer ähnlicher wurde. Oder meines wurde seinem immer ähnlicher, wie auch immer, ich versuchte gerade, die ganze Coolness und Lockerheit, die er damit immer ausstrahlte gegen Fury zu benutzen. Ich hoffte, dass ich es genauso hinbekam wie er, auch wenn ihm Jahre der Übung dahintersteckten. Irgendwie wurde ich nämlich das Gefühl nicht los, dass ich es keineswegs schaffte und einfach nur ein kleines Mädchen mit einem unsicheren Lächeln und einer grossen Klappe blieb.

«Letzte Woche war ich wirklich nicht in einer Position mit vielen Verhandlungsmöglichkeiten, aber wenn sie mich schon warnen, Fury, dann sollten sie sich wirklich in Acht nehmen. Ich hatte Zeit zu planen.» Es entsprach zwar der Wahrheit, aber ich war mir nicht sicher, ob ich meinen Plan auch umsetzen konnte. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt funktionieren würde, verflixt noch eins!

«Über was willst du denn verhandeln, Junior?», fragte er mich, liess meinen Spitznamen wie eine Beleidigung klingen. Am liebsten hätte ich ihm schon dafür die Meinung gesagt, aber ich liess es bleiben. Ich musste mich schliesslich auf mein Ziel konzentrieren. Ein Tipp von Clint. Lass dich nie provozieren.

«Sie haben es auf den Punkt getroffen, Fury. Genau darum geht es. Junior. Wissen Sie, selbst die einflussreichste Geheimorganisation wird so einen Skandal nicht überstehen», seufzte ich und versuchte, so locker wie möglich zu bleiben.

«Was für einen Skandal?», seine Stimme war auf einmal doppelt so scharf wie vorhin. Ich lockte ihn aus der Reserve, aber auch ich schwitzte wie ein Marathonläufer und mein Herz pochte so laut, dass ich sicher war, dass er es auch hören konnte. Wir wussten beide, wie unsicher ich war und der einzige Grund, weshalb Fury mich nicht schon mitgenommen hatte, war, dass er nicht wusste, was ich sonst noch alles vorbereitet hatte. Er wollte nicht in eine Kevin-allein-zu-Haus-Falle treten.

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now