Who We Were - Harry Potter Fan Fiction

Kapitel II

Hogwarts ist Hogwarts geblieben. Das stelle ich in den Tagen nach meiner Rückkehr erleichtert fest. Während zuhause jedes Mal eine düstere Neuigkeit die andere jagt, herrscht in den Korridoren, Klassenzimmern und Gemeinschaftsräumen die gleiche elektrisierende, von Magie durchtränkte, Atmosphäre. Einer meiner ersten Wege nach der Doppelstunde Zaubertränke bei Professor Slughorn führt mich jedoch gleich aus dem Schloss hinaus und in Richtung des großen Sees. Die weiten Rasenflächen erstrecken sich weit bis hin zum verbotenen Wald, der dunkel in der Ferne aufragt. Ich nehme mir einen Moment um alles in mich aufzunehmen. Ein lauer Septemberwind fährt durch meinen Umhang, der Sommer ist bereits in seinen letzten Zügen und lässt nun mit jedem Tag den Herbst ein Stückchen mehr in diese Welt. Noch ist es hell, doch schon bald wird die Sonne in einem letzten flammenden Aufbegehren über dem See untergehen und alles in rotgoldenes Licht tauchen. Die rohste und ursprünglichste Form von Magie. Ich hole noch einmal tief Luft, bevor ich den geschlängelten Weg zum See hinab eile. Es dauert nicht lange bis der modrige Geruch von Seewasser in meine Nase dringt. Hinter undurchdringbarem Buschwerk und vor neugierigen Blicken geschützt steht er. Hunter Scabior. Das lange dunkle Haar ist lose im Nacken zusammengebunden, sodass ihm einzelne dunkle Strähnen in das schmale Gesicht mit der etwas zu spitz geratenen Nase fallen. Er dreht den Kopf aufreizend langsam in meine Richtung, seine schwarzen Augen funkeln vor Schalk. Sie sind wie gewöhnlich mit Kajal dunkel umrahmt. Scabior ist wohl der einzige Hogwartsschüler dem die Missachtung der korrekten Schulunuform nie wirklich nachgetragen wurde. Über dem üblichen schwarzen Umhang mit dem Hausabzeichen trägt er einen langen braunen Ledermantel, seine Füße stecken in robusten, kniehohen Stiefeln mit silbernen Schnallen. Seit unserem ersten Aufeinandertreffen vor all den Jahren erinnert seine Erscheinung mich stets an einen wilden Piraten aus einem vergangenen Jahrhundert. Schnell schließe ich die Distanz zwischen uns um ihm übermütig um den Hals zu fallen, was ihm ein fröhliches Lachen entlockt.

„Kleines.", murmelt er in mein Haar, „Ich hab dich vermisst."

„Die Ferien waren schrecklich öde ohne dich."

„Das glaube ich dir aufs Wort.", er gluckst, „Mit Bellatrix würde ich keine Bahnfahrt durchstehen."

„Apropo Bahnfahrt.", mit gerunzelter Stirn stemme ich mich gegen ihn um einen Blick auf sein Gesicht erhaschen zu können, „Wo bist du gewesen? Den Empfang in der Großen Halle hast du auch verpasst."

„Ich bin heute Morgen erst angekommen, du kannst dir vorstellen wie amüsiert Dumbledore war."

„Du hast nicht vor mir zu sagen was du immer außerhalb der Schule treibst, dass du es nicht ein Jahr pünktlich nach King's Cross schaffst?"

„Nein das habe ich nicht.", er grinst breit, „Aber ich habe dir dafür etwas mitgebracht."
Mit geheimnisvoller Mine greift er in seine lederne Manteltasche; die schmalen, mit verschiedenen Siegelringen geschmückten, Finger fischen etwas sehr filigranes hinaus. Noch immer umschlingt sein anderer Arm meine Taille, sodass ich nah genug bin um eine Kette zu erkennen. An dem ledernen Halsband baumelt ein runder, flacher Stein, von der Größe eines Pennys. Auf der schwarz schimmernden Oberfläche spiegelt sich das Tageslicht.

„Scabior!", krampfhaft schlucke ich an dem Kloß in meiner Kehle, „Sie ist wunderschön, aber ... ich verstehe nicht wofür? Ich habe doch gar nichts für dich." Wir sind nie die Art von Freunden gewesen, die sich Geschenke gemacht haben. Weder zu Geburtstagen, noch zu Weihnachten.

„Brauche ich einen besonderen Grund um dem schönsten Mädchen Hogwarts', das auch noch meine beste Freundin ist, etwas zu schenken?", er sieht voller Zuneigung auf mich herab, „Sieh mal auf der Rückseite."

Vorsichtig, als könnte das Schmuckstück durch eine Berührung Schaden nehmen, drehe ich es um. Auf der kleinen Fläche ist kunstvoll ein Vogel mit ausgebreiteten Schwingen eingraviert. Scabior räuspert sich.