Kapitel 5

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Am nächsten Morgen wachte ich schon um halb sieben auf. Da ich nicht mehr schlafen konnte, rappelte ich mich auf und steckte mich erstmal ausgiebig. Dann tapste ich verschlafen ins Bad.

Als ich in den Spiegel sah erschrak ich. Meine Augen waren ganz rot und verquollen vom weinen und ich hatte starke Augenringe.

Ich seufzte und ging erstmal unter die Dusche.

Nachdem ich geduscht hatte, hüllte ich mithin ein großes, weiches Handtuch und schaute auf die Uhr.
7.05 Uhr. "Fuck!" , knurrte ich und trocknete mich schnell ab. Um 8 Uhr mussten alle zum Frühstück erscheinen und die anderen mussten ja auch noch ins Bad.

"Das kommt davon, wenn ich immer solange dusche.", schimpfte ich mich selber aus.

Ich zog eine hellblaue Röhrenjeans und ein schwarzes Top an, aber zog mir nach kurzem Überlegen noch eine Sweatshirt- Jacke drüber.

Meine Haare band ich zu einem hohen Zopf zusammen und ich verdeckte mit ein bisschen Schminke so gut wie es ging meine Augenringe.

"Kayla? Bist du im Bad?", hörte ich Cassie fragen.

"Ja, aber ich bin jetzt fertig.", erwiderte ich schnell und ging aus dem Bad.

Cassie betrat nach mir verschlafen das Bad. April kam nun auch aus ihrem Zimmer und wartete vor dem Bad.

"Guten morgen Kayla.", gähnte sie.

Sie hatte zum schlafen eine lange Sporthose und ein Top an, was den Blick auf ihr Tattoo freigab. Erschrocken taumelte ich zurück. Ihr Tattoo bestand aus drei pyramidenförmig angeordneten Klingen, die Messerspitzen ähnelten.

Der Mann der meine Mom umgebracht hatte... er hatte das Gleiche Tattoo gehabt.

Ich rannte den Flur runter, öffnete hektisch die Haustür und rannte raus. Verwirrt schaute April mir hinterher und ich hörte sie noch rufen:"Kayla was ist denn?"

Ich rannte in den Wald. Ich wusste nicht wohin ich wollte, aber ich wusste, dass ich hier weg musste. Sie war auch so eine. Eine von denen, die meine Mom umgebracht hatten.

Ein Teil meines Verstandes sagte mir, dass das nicht stimmte und das sie unglücklicherweise einfach nur das Gleiche Element wie der Mörder meiner Mom hatte, aber ich wollte jetzt nicht darauf hören.

Ich rannte schneller. Die Äste der Bäume, die mich umgaben zerkratzten mir beim vorbeirennen das Gesicht, doch das nahm ich garnicht wahr.

Als sich der Wald lichtete verlangsamte ich mein Tempo und ging wesentlich langsamer aus dem Wald.

Ich stand auf einem großen Felsplateau, durch das ein kleiner, klarer Fluss strömte.
Weiter hinten standen wie bei uns mehrere verschiedene Hütten.

Verdammt, ich war doch nicht etwa im Jungentrakt gelandet oder?, stöhnte ich innerlich.
Das konnte aber auch nur mir passieren.

"Welche Schönheit hat sich denn mal wieder hierhin 'verirrt'?", fragte eine tiefe männliche Stimme.

Langsam drehte ich mich um und stotterte: "Äh... ich... ich habe mich wirklich verlaufen, ... ich bin neu hier."

Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Aha und wie heißt du wenn ich fragen darf?"

"Kayla.", antwortete ich nun sicherer.
"Ich habe den Speisesaal gesucht und muss mich wohl auf dem Weg dorthin verlaufen haben.",log ich und setzte ein scheinheiliges Gesicht auf.

"Du bist hier im Jungenwohntrakt. Und ich bin übrigens David.", sagte er spöttisch.

Erst jetzt musterte ich ihn genauer.
Er war recht groß und sportlich gebaut, also er war ziemlich muskulös, aber nicht zu muskelbepackt.
Seine Haare waren dunkelbraun und seine Augen strahlend hellblau.

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