Glaub mir - Capital Bra

Dope

Vladislav's Sicht:

Ich liege auf Anna's Bett in ihrem Zimmer. Im Hintergrund läuft "Whitout me" von Eminem. Seit zwei Stunden ist Anna wieder Zuhause. Sie hatte ihre Familie in Österreich besucht. Ich kann leider nicht in meine Heimat, die Ukraine, weil dort viele Unruhen herrschen. Um ehrlich zu sein, habe ich Anna vermisst. Sie hilft mir sehr und versteht mich ohne Worte. Unser Traum ist einmal zusammen die Ukraine und Österreich zu besuchen. Ich zeige ihr meine Kultur und sie mir ihre. Dadurch, dass wir so viel zusammen machen, haben wir uns schon etwas in die Kulturen des andere eingelebt. Ich liebe die Marillenknödel von Annas Mutter. Und Anna die Pelmeni meiner Mutter. Auch alle Festtage und Geburtstage verbringen wir immer zusammen. Wir sind wie eine kleine Familie.

Plötzlich fängt sie an zu grinsen und reisst mich somit aus meinen Gedanken. Sie zieht ein Päcklein, mit grünen Inhalt (Gras), aus ihrer Tasche "Schau mal was ich uns mitgebracht habe", sagt sie.

Annas Gedanken:

Vladislav fängt an zu grinsen.
Ich kenne ihn sehr gut, wir sind schon viel zusammen durchgestanden. Ich würde ihn als meinen besten Freund bezeichnen. Ich bin froh, dass er mich nicht nur als irgendein billiges Mädchen sieht, dass er nur zum Spass braucht, sondern sich mir gleichstellt. Hier zwischen den Plattenbauten von Berlin-Hohenschönhausen ist es schwierig sich als Mädchen zu behaupten und durchzusetzten. Viele Kerle denken, sie können sich einfach nehmen, was sie wollen. So ist Vladislav zu Glück nicht. Klar, er gibt den harten Kerl aber wenn man ihn besser kennt gibt er Gefühle zu und seine beschützende, feinfühlige Seite kommt zum Vorschein. Und ehrlich gesagt kenne ich niemanden, der sich hier keine harte Schicht hat wachsen lassen, um durchzukommen, das Leben ist nicht immer einfach.

Vladislav grinst immer noch. Er holt Pape heraus, mischt das Gras sorgfältig mit wenig Tabak und beginnt einen Joint zu drehen. Besser gesagt ein Blunt, denn es ist fast kein Tabak darin enthalten. Wir mögen den Joint am liebsten pur, aber jetzt am Monatsende müssen wir die Joints immer ein bisschen strecken. Vladislav kann am besten von uns  beiden drehen. Obwohl wir beide schon seit Jahren immer zusammen kiffen, ist er im drehen besser als ich. Währenddessen "rolle" ich den Filter. Ich drehe ein "W" und rolle dann den Rest des Papierstückes sorgfältig herum. Filter drehen kann ich am besten. Somit ergänzen Vladislav und ich uns perfekt. Nicht nur im Joint drehen.

Oft wird man, wenn man kifft als Penner dargestellt, dass ist aber nicht immer so. Vladislav und ich kiffen um runterzukommen und den ganzen Stress zu vergessen.

Ich bin eines der wenigen Mädchen das kifft, deshalb nerven mich die Vorurteile der anderen wenn sie das erfahren und so tun als wären sie Mutter Theresia höchstpersönlich und hätten noch nie etwas illegales getan. Ich bin nicht so wie die meisten Mädchen aus unserem Viertel. Sie kleiden sich freizügig genauso wie ich mich auch, aber der Unterschied ist, dass es bei mir schön und bei ihnen billig aussieht. Ich werfe mich nicht verzweifelt an jeden Jungen, bin aber auch nicht arrogant und fühle mich unantastbar. Ich habe einen gesunden Mittelweg.

Ich bin einfach kein Mauerblümchen. Aber das weiss man an mir zu schätzen, denn wenn es darauf ankommt stehe ich immer für Freunde und Familie gerade und ich bin ich immer loyal und tue alles nur um sie zu beschützen.

Vladislav und ich beginnen zu kiffen. Ich atme den Rauch tief in die Lunge hinein, um es völlig auszukosten. Für mich ist kiffen eine Befreiung, die ich manchmal brauche um loszulassen und zu entspannen und um dem Stress zu entkommen. So kann ich für ein paar Stunden meinen aussichtslosen Alltag vergessen. Der Tag danach ist nachher meistens nicht mehr so witzig, und meine Psyche spielt verrückt, doch das ist es mir Wert. Meine Lunge beschwert sich manchmal auch, weil es nicht gesund fürs Tanzen ist, aber das verkrafte ich. Ich bin ja noch jung. Ich habe mir aber geschworen, dass wenn ich ein Tanzstipendium bekomme vollständig mit dem Kiffen aufhöre. Dass werde ich auch durchziehen.

Viele von uns Kiffen hier, weil wir einfach die ganze Scheisse um uns herum vergessen wollen. Ich weiss, dass es Vladislav auch so geht. Es geht uns allen hier in Hohenschönhausen so. Wir haben keine Akademiker als Eltern, die Ärzte oder Anwälte sind und die sich alles leisten können.

Uns wird meisten gesagt, dass wir Versager sind und nie etwas aus uns wird. Darum geben sich die meisten hier mit der Zeit auch nicht mehr wirklich Mühe, wenn sie schlussendlich sowieso keine Chance bekommen. Hier versuchen wir einfach etwas für die Familie zu tun, um sie zu unterstützen. Das heisst Geld verdienen, egal wie. Wenn du hier rauskommen willst, musst du ein grosses Talent haben, denn niemand hat Geld, dir dein Arzt-Studium zu Bezahlen. Die einzige Perspektive hier ist es deine Familie rauszuschaffen.

Du brauchst ein Talent, wie Vladislav zum Beispiel. Er gibt es zwar nicht so gerne zu, aber er kann echt gut rappen. Er hat Talent. Ich hoffe für ihn das er daraus etwas macht. Er kann es weit bringen.

"Wollen wir ein bisschen Netflix gucken?" fragt mich Vladislav und reisst mich somit aus meinen Gedanken.

"Ja, klar", gebe ich zurück.

Wir fangen die Serie "The get down" an.

(Leute falls ihr diese Serie nicht kennt, habt ihr etwas verpasst :) . Sie ist extrem empfehlenswert. Man kann sie auf Netflix gucken. Es geht um einen Jungen der in der Bronx, New York, mit Musik versucht aus dem Ghetto herauszukommen. Ich liebe die Serie!)

Während die Serie läuft beobachte ich Vladislav. Er sieht gespannt zu, irgendwie erinnert mich die Serie ein bisschen an ihn und ich muss lächeln. Er könnte es wirklich schaffen, doch er muss an sich glauben und aufhören den falschen Menschen zu vertrauen.

Der Fernseher und das Netflix-Abo sind mein grösster Stolz. Den Fernseher habe ich auf einem Schrottplatz gefunden und das Abo von Netflix verdiene ich mir von meinem Nebengeschäft.

Mein Nebengeschäft ist mit Gras zu dealen. Ich habe mir aber gesagt, ich werde nie weiter gehen, als Gras zu ticken. Auch in Sachen Drogen konsumieren. Es gibt zu viele Leute hier, die wegen dem Scheiss auf der Strasse gelandet sind und Stück für Stück daran gestorben sind.

Bei Vladislav bin ich mir nicht so sicher, wie weit er mit dem Ticken gehen wird.

Okay, dass war jetzt ein bisschen ein langweiliges Kapitel aber es wird spannender :)

Ich freue mich voll, wenn jemand kommentiert. Also nur zu :)

xoxo Anna