27. Lehrergespräche der unangenehmen Art

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Als ich einer fremden Lehrerin gerufen wurde, hätte ich mir eigentlich denken können, was es geschlagen hatte. Als ich die aufgelöste Stimme des Mädchens sogar noch durch die Türe hörte, verzog ich das Gesicht. Ich suchte einen Kaugummi in meinen Hosentaschen und schob ihn mir in den Mund, seufzte aber genervt, als ich bemerkte, dass es Melonengeschmack war. Die mochte ich eigentlich nicht, ich hatte nur das falsche Pack im Regal erwischt.

Ich wollte gerade klopfen, als die Türe vor meiner Nase aufgerissen wurde. «Da bist du ja, Kayla. Bitte setzt dich sich doch.» Ich trat ein und setzte mich auf einen der zwei Stühle vor dem Lehrerpult. Scheinbar stellte sich Ms. Johnson, das war jedenfalls der Name, der vor der Türe auf dem Stundenplan stand, auf längere Diskussionen ein. Neben mir sass das Mädchen von vor der Schule, mit verheulten Augen und immer noch schniefend. Ich verdrehte die Augen. Ich hasste es, wenn jemand einen auf Springbrunnen machte. Mrs. Johnson setzte sich und sah mich durchdringend an.

Ich seufzte. «Was ist es?», fragte ich. «War ich, oh Schreck, oh Graus, gemein zu ihr? Habe ich ihr keinen Lollipop gegeben?» Das Mädchen neben mir fing wieder an zu schniefen. Obwohl sie mindestens ein Jahr älter war als ich. Ich war wirklich verwundert, dass Mrs. Johnson ihr das abkaufte.

«Sehen Sie? Genau das meine ich! Sie greift mich grundlos an und beleidigt mich!»

Die Lehrerin seufzte. «Kayla, was mir diese junge Dame geschildert hat, was gar nicht nett, vor allem, da du ja schon ein halbes Jahr gefehlt hast. So, wie du dich benimmst, obwohl du erst zwei Tage wieder an der Schule bist, muss ich wirklich noch einmal mit meiner Kollegin, deiner Klassenlehrerin, sprechen, ob du die geistige Reife für diese Klassenstufe schon erreicht hast. Vielleicht wäre es doch besser für alle Beteiligten, wenn du wiederholen würdest.»

Ich hob eine Augenbraue, versuchend, nicht allzu geschockt zu wirken. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet und wahr haben wollte ich es erst recht nicht. Wenn ich das letzte Jahr noch einmal wiederholen musste, dann würde ich umkommen vor Langeweile. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich mich so verbissen wehrte. «Ich werde vor vollendete Tatsachen gesetzt? Ist das hier nicht ein freies Land? Kann hier nicht jeder seinen Standpunkt vertreten?»

Mrs. Johnson lehnte sich zurück. «Bitte. Ich höre.»

«Dieses Mädchen», ich zeigte auf meine Sitznachbarin, «hat mich geschubst, während ich gelesen habe. Ich sass auf einer Treppe, ich hätte mich also ernsthaft verletzen können. Ausserdem ist mein Buch dabei heruntergefallen und hat jetzt eine hässliche Ecke. Das ist eigentlich mutwillige Sachbeschädigung, soviel ich weiss. Ich fange deswegen aber nicht gleich an zu heulen. Dann hat sie sich in meine Angelegenheiten eingemischt und wollte einfach nicht verstehen, dass ich nicht mit ihr darüber reden wollte. Sie war penetrant, hat mich belästigt. Ist das nicht auch ein Gesetzesverstoss? Ausserdem hatte ich mehr als genug Grund, genervt zu reagieren. Schliesslich hat sie mich oft genug fertiggemacht oder einen dummen Spruch abgelassen. Was ich gesagt habe, war pure Selbstverteidigung. Wenn sie ihre eigene Medizin nicht verträgt, dann ist das nicht meine Schuld.»

Das Mädchen fing wieder an zu heulen. Ich verdrehte die Augen, als Mrs. Johnson sofort sprang, als wäre sie ihre Dienerin. Das Mädchen lieferte aber auch eine miese Performance ab: Sie hätte dafür mindestens die goldene Himbeere bekommen sollten, so künstlich wirkte das Ganze. Aber natürlich merkte Mrs. Johnson davon nichts, war vollkommen damit beschäftigt, zu beschwichtigen und zu trösten.

«Ich habe es Ihnen doch gesagt, Mrs. Johnson. Jetzt macht sie es schon wieder», wimmerte das Mädchen.

Ich zuckte zusammen, als sie "Mrs" sagte. Die Situation erinnerte mich unangenehm an Fury und ein gewisses Computerzimmer, das ich nicht hatte verlassen dürfen. Ich versuchte, es zu überspielen.

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now