20. Dezember: Snapes Weihnachten

23 0 0
                                    

Dezember, Eiszapfen, Frost, Glatteis, Gedicht

Es ist Dezember. Kalte Windstöße fahren durch die klappernden Fenster, die nur notdürftig abgedichtet sind und unter den Türen durch. Die Zimmer sind dunkel und leer und unangenehm kühl. Ein hakennasiger, dunkelhaariger Mann schreitet durch die Räume und zündet nur im Salon ein kleines Feuer an. Das Kaminfeuer züngelt auf und die orangen Flammen lodern an den Holzscheiten auf. Er legt neue Holzscheite in den Kamin und stochert in der Asche. Mühsam richtet er sich auf und stellt den Schürhaken zurück. Erseufzt und blickt aus dem klappernden Fenster. Er öffnet eine Geheimtür in den hohen Bücherregalen und steigt hinab in das kellerartige Gewölbe der Küche.Dort entzündet er ebenfalls ein Feuerchen und hängt einen altersfleckigen Kupferkessel darüber. Der Mann schwingt seinen Zauberstab und in dem Topf beginnt es zu brodeln und zu dampfen. Kaum ist die Suppe fertig, gießt der Mann sie in einen Porzellanteller und nimmt ihn mit sich hinauf in den angewärmten Salon, der etwas klamm ist und feucht müffelt. Das Papier der Bücher raschelt als der Mann eines herausnimmt, es aufschlägt,an ein anderes lehnt, die Suppe auf die Knie stellt und beginnt mit der Suppe auf dem Schoß zu lesen. Er beugt sich vor und stößt beinahe an das Buch, was nur dadurch verhindert wird, dass er den Teller festhalten muss, ansonsten wäre er auf den Boden gestürzt. Entfernt beginnen Kirchenglocken zu läuten.Verwundert sieht der Mann auf und hin zu einer Standuhr, die schwer schlägt.Der Porzellanteller ist leer gegessen und auch in den gedruckten Buchstaben findet der Mann keinen Reiz mehr. Er steht auf, verlässt das Zimmer ohne das Kaminfeuer zu löschen und durchquert den kurzen und nun eiskalten Flur. An dem löwenklauenbewerten Garderobenständer hängt ein steifer, schwarzer Umhang, den nimmt der Mann und schwingt ihn sich um die Schultern. Auch seine übrige Garderobe ist schwarz, farblos und traurig. Er tritt aus der Tür und verriegelt sie magisch. Der Mann läuft über die kleine Straße, verschwindet zwischen den Häusern und Gassen und läuft zu einem stinkenden, vermüllten Flussufer. Das Glatteis ist schlimm und der Mann muss sich vorsehen nicht wegzurutschen und hinzufallen. Er dreht sich und verschwindet augenblicklich in der Dunkelheit.Der Mann taucht in einer Gasse wieder auf. Das Dorf in dem er gelandet ist, ist freundlich, fröhlich und weihnachtlich geschmückt. Der hakennasige Mann läuft,den Umhang eng geknöpft, durch die Straßen, über den Platz, an einem Pub vorbei und auf die erleuchtete Kirche zu. Er geht aber nicht hinein, sondern öffnet das quietschende Friedhofstor. Der kleine, schneebedeckte Friedhof liegt im bunten Licht der Kirchenfenstern. Der Mann geht zielstrebig zu einem bestimmten Grab mit einem marmornen Grabstein. Weinend fällt er auf die Knie und vergräbt das Gesicht in den Händen. Es schüttelt ihn heftig und seine ganze Haltung ist auf einmal nicht mehr streng und hart sondern tief erschüttert. Der Mann zieht ein Blatt Pergament hervor und legt es in den Schnee um den Grabstein. „Es ist ein Gedicht, Lily. Für dich. Ich habe es geschrieben, als Weihnachtsgeschenk. Es schneit so schön. In vier Tagen ist Weihnachten. Ich liebe dich, hörst du, ich liebe dich!",schluchzend wirft er sich in den Schnee und vergräbt die Hände im kalten,unerbittlichen Schnee. Der Frost wird schlimmer und der Mann bleibt,obwohl die Trauer ihn so fest im Griff hat, nicht liegen, steht auf und geht nass und nun von Kälte schlotternd über den Friedhof und über den Platz. Er sieht hinüber zu dem Pub und disapperiert. Der Mann taucht vor seinem eigenen Haus auf, öffnet die dunkle Tür an der Eiszapfen hängen und tritt ein. Noch einen Blick wirft Severus Snape in die kalte Dezembernacht. Ja, es ist bald Weihnachten und es wird das erste Weihnachten wirklich ohne Lily Evans sein.  

Ein kleiner One-Shot-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt