15-Mmmh?

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Total überfordert folgt Harry mir nur widerwillig zum Auto, während er unseren Söhnen zuwinkt. Zwei von dreien zumindest.

Fynn befindet sich schon längst im Haus meiner Eltern und spielt wahrscheinlich seelenruhig mit dem neuen Spielzeug.

Oscar steht neben meiner Mom in der Haustür und winkt und freudig zum Abschied, so als würde er sich freuen, dass wir ihn mal alleine lassen.

Und Lucas weint lautstark in den Armen meiner Mutter, die verzweifelt versucht ihren Enkelsohn zu trösten, was jedoch für die nächste halbe Stunde erfolglos bleiben wird.

"Sollten wir nicht vielleicht nochmal zurück?", harkt der Lockenkopf nach, die Autotür haltend, da er noch nicht einsteigen will.

"Und dann? Willst du Fynn klarmachen, dass er sich von uns Verabschieden soll, Oscar erklären, dass wir wieder kommen werden und Lucas für immer an dir behalten?"

Damit gibt er sich geschlagen und steigt seufzend ein. Er kennt seine Söhne mittlerweile gut genug.

Vor allem die Disskusionen mit dem Dreijährigen Oscar. Zumindest das, was dieser an schlagkräftigen Wörtern rausbekommt.

Sein überzeugendstes Wort lautet: Nein! Wobei er die Arme vor der Brust verschränkt und diesen beleidigen Blick aufsetzt, den er sich von seinem Vater abgeguckt hat.

"Außerdem können wir die drei nicht mit zum Arzt nehmen. Osy und Lucas bekommen dann immer solche Angst", erkläre ich dem Mann weiter, der nun den Motor startet und von dem Grundstück meiner Eltern fährt. "Sie bleiben doch nur für höchstens drei Stunden."

"Ja. Ich hab's verstanden", keift Harry plötzlich, worauf ich mich erschrecke. Verletzt drehe ich meinen Kopf weg, schaue raus aus dem Fenster.

Ich verstehe ja, dass er ab und zu gestresst ist. Die Arbeit und dazu noch drei Jungs zu haben ist nicht einfach. Doch kann er trotzdem vernünftig mit mir reden.

Schließlich habe ich den selben Stress.

Lange herrscht einfach nur Stile zwischen uns, da niemand mehr ein Wort spricht. Harry konzentriert sich auf die Straße und ich beobachte alles mögliche, was ich draußen entdecke, nur um nicht mehr ein Wort mit meinem Mann wechseln zu müssen.

Doch irgendwann seufzt er und meint: "Es tut mir leid, wie ich mit dir gesprochen habe, Honor." Dazu legt er seine Hand auf meine und drückt fest. "Ich habe überreagiert. Aber manchmal... Was wenn ich die Jungs zu sehr wegen der Arbeit vernachlässige?"

"Was?" Total verwirrt drehe ich meinen Kopf zu ihm und kann es nicht fassen, was er sagt. "Harry, du- du vernachlässigst die Jungs nicht! Wäre ich dieser Meinung oder hätte auch nur das Gefühl, wären wir jetzt nicht auf den Weg zum Arzt."

Sein Blick gleitet zu meinem Bauch, der zwar kaum zu erkennen ist, jedoch mittlerweile recht sichtbar. Auch wenn er sehr klein ist, wenn man bedenkt, wie weit ich schon bin.

"Du kennst dich einfach besser mit-", will er beginnen, worauf ich ihn jedoch sofort unterbreche und kopfschüttelnd entgegne: "Nein, tue ich nicht! Du bist nur manchmal doof und denkst an die Vergangenheit anstatt an die Zukunft."

Ich weiß genau, was ihn beschäftigt. Wir haben vor einigen Wochen mitten in der Nacht sehr lang und intensiv darüber gesprochen.

"Du denkst, weil du nie eine richtige Vaterfigur in deinem Leben hattest, dass du genau so wirst, wie er", spreche ich. "Aber, Schatz, das ist gar nicht mehr möglich. Du bist so ein grandioser Vater für die drei und so in dieser Rolle aufgeblüht. Fynn liebt dich, spielt so gerne mit dir im Garten. Oscar schläft am besten an deiner Seite ein und Lucas hat vor nichts Angst, wenn du ihn hältst. Du bist ein großartiger Vater für deine drei Jungs. Und dieses Baby hier freut sich schon sehr darauf, dich kennenzulernen."

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