„Also.. Ähm... möchtest du mit mir aus gehen, also auf ein Date?" stotterte er nervös. „Was hätte ich davon?" fragte ich, nicht gerade nett. „Ähm... mich" fuhr er sich durch die Haare und blickte mich unsicher an. „Nein, danke" verdrehte ich die Augen und setzte mich ins Auto. Er sah mich durch das Fenster noch kurz geschockt an, aber lief dann schnell weg.

Nachdem ich den Motor gestartet habe und losgefahren bin, kam ich nach einer halben Stunde Fahrt, bei meinen ehemaligen Eltern an. Schnell wählte ich Aidens Nummer, damit er raus kam. „Aiden ich steh vor der Tür, du kannst raus kommen" sagte ich als er ran ging, doch als auf einmal die Stimme meiner Mutter am Hörer meinen Namen sagte, legte ich direkt auf.

Geschockt und in Starre sah ich gebannt auf mein Handy. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte sie seid 3 Jahren weder gesehen, noch gehört. Alles in mir zog sich zusammen und ich konnte kaum atmen. Ich hatte Angst. Angst, was auf mich zu kommen würde. Ich hatte früher, mich sehr lange in den Schlaf geweint, bis es dann nach gelassen hat, als mir klar wurde, was für Menschen meine Eltern sind.

Plötzlich ging die Beifahrerseite auf und Aiden sah zu mir. „Komm mit rein, wir klären das jetzt" meinte er ziemlich ernst. „Nein, keine Chance" blieb ich stur. „Abigail, ich meine es ernst, komm rein oder ich trag dich rein." Aiden war schon immer genauso stur wie ich. „Warum sollte ich mit rein kommen? Sie wollten mich nie wieder sehen und so bleibt es auch." sah ich ihn nicht an. Klar, tat es mir weh, mich von meinen Eltern fern zu halten, aber sie wollten es so und ich hatte beschlossen, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen.

„Sie möchten sich entschuldigen, gib ihnen noch eine Chance" versuchte er es weiter. „Warum sollte ich?" verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Für deinen Bruder" sprach er von sich in der dritten Person. Mit geschlossenen Augen dachte ich kurz nach und stand dann wiederwillig aus meinem Auto aus. „Danke, es wird ihnen viel bedeuten" umarmte er mich einmal. „Ich mach es nur für dich und nicht für sie" stellte ich klar. „Danke" sagte er wahrheitsgemäß.

„Abigail" sprach meine Mutter, als ich vor ihr und meinem Vater stand. „Mutter" sagte ich kalt. „Wir haben dich so vermisst, wie gehts dir?" kam von meinem Vater. Ungläubig sah ich sie an. „Weil ihr mich so vermisst habt, habt ihr mich weggeschickt und  meinen Tod vorgetäuscht. Genau ihr habt mich vermisst." triefte meine Stimme nur so vor Sarkasmus. „Wir haben gedacht, dass du ein paar Tage bei deinen Freunden unterkommst und dann wieder nach Hause kommst, aber es war nicht so." meinte meine Mutter. „Genau, dass habt ihr gedacht" verdrehte ich die Augen und verschränkte meine Arme.

„Wie geht es dir?" ging mein Vater gar nicht drauf ein. „Gut" wenn sie es so wollen, dann können sie es haben. „Wo warst du die Jahre" fragte er weiter nach. „Bei einer Familie, die mich gut aufgenommen haben." „Gehst du noch zur Schule oder arbeitest du schon?" kam die nächste Frage. „Schule" hielt ich mich kurz. „Wie geht es deinem Kind?" kam von meiner Mutter auf einmal.

Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen und ich schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, runter. „Gut" krächzte ich. „Mädchen oder Junge?" kam dieses mal von meinem Vater. „Mädchen" atmete ich einmal tief ein und wieder aus. „Wie heißt sie?" in Mamas Gesicht bildete sich ein lächeln. „Angelina" antwortete ich mit einem traurigen Lächeln. „Wann werden wir sie kennenlernen?"

Das meinten sie jetzt nicht ernst, oder? Sie haben mich nicht unterstützt, sie haben mich weg geschickt, sie haben meinen Tod vorgetäuscht und dann verlangen sie sowas. „Gar nicht" sagte ich kalt. „Warum? Möchte Angelina nicht ihre Großeltern kennenlernen?" fragte mein Vater. „Ihr werdet sie nicht kennenlernen" zischte ich sauer. Langsam reicht es!

„Wir haben ein Recht darauf!" wurde Mutter lauter. „Wie bitte?" konnte ich meinen Ohren nicht trauen. Was erlauben die sich bitte? „Du hast mich schon verstanden Fräulein." sagte Mutter genervt. „Nein, ich glaube ihr habt mich nicht verstanden. Ganz egal, was ihr jetzt noch sagen würdet oder tun würdet, ich würde niemals zulassen, dass ihr sie kennenlernt" wurde ich diesmal lauter und bestimmt. Niemals hätte ich sie in ihre Nähe gelassen.

„So schlimm, waren wir jetzt auch nicht" meinte Vater. „Bitte?" lachte ich ironisch auf. „Ihr wart schlimmer als der Teufel und der Sensenmann zusammen." sagte ich mit ernster Miene und meinte es auch so. „Abigail Nelson, du wirst uns bald deine Tochter vorstellen." sagte sie bestimmend. „Nein" knurrte ich schon fast. „Abigail Nelson" wiederholte mein Vater. „Ich werde und kann sie euch nicht vorstellen" rief ich.

„Warum? Was soll das heißen? Wir sind ihre Großeltern." sagte meine Mutter. „Ihr seid keine Großeltern" sagte ich angespannt. „Natürlich, wir sind deine Eltern." wieder sprachen sie mir. „Sie ist tot, okay, also lasst mich in Ruhe und zwar für immer" sagte ich ruhig, drehte mich um und lies die geschockten Gesichter einfach hinter mir.

Mit schnellen Schritten lief ich zum Auto und fuhr einfach los. Nach und nach kamen immer mehr Tränen hoch und nach kurzer Zeit, waren meine Augen zu Wasserfällen mutiert. Es war das zweite mal das ich es ausgesprochen hatte. Der Schmerz fühlte sich noch genauso grausam an, wie damals und er würde niemals nachlassen.

Vor dem Friedhof kam ich zum stehen. Ich wischte mir einmal die Tränen aus dem Gesicht und stieg aus. Ich lief über den Friedhof. Keine Menschenseele war hier. Bei ihrem Grab blieb sie stehen.

Angelina Nelson.

Hab euch lieb ❤️

Eure Josy 💕

Ryan Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt