𝔐𝔶 𝔩𝔬𝔳𝔢𝔩𝔶 𝔟𝔦𝔯𝔡𝔦𝔢 ⚚

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Eines Tages,
ich blicke aus dem Fenster.
Eine kleine Feder
fliegt in mein Zimmer,
bestrahlt von den letzten Sonnenstrahlen war sie,
so zart,
so rein,
so schön.

Das Schicksal traf mich
an einem gewöhnlichen,
kalten Herbsttag.

Eisiger Wind bläst durch mein
altes, klappriges Fenster
Und ich folge den
umher schwingenden Bewegungen
der Feder,
mit dem Gedanken,
ich könnte sie einfangen,
aber vergebens.

Ehe ich nach ihr greife,
stolpere ich und falle,
vorwärts landend auf meinem
samtweichen Bett,
welches mein geradezu
begehrtes,
attraktives,
aber dennoch
einschüchterndes Äußeres
auffing.

Ich richte mich auf,
hebe meinen Kopf,
schaue nach vorn
zu der einzigen
Lichtquelle.

Und da erblicke ich,
aus nicht weiter Entfernung,
auf der
schmutzig, verstaubten
Fensterbank sitzend;
ein kleines Vögelchen.
Es legt seinen Kopf schief,
schaut mich dabei an,
mit seinen Äuglein,
lieblich
und unschuldig.

Einige Sekunden vergehen,
die Zeit bleibt für mich stehen.
Ich kann meine Augen
nicht von ihm nehmen.
Ich starre es an,
unentwegt,
wie es mir dies gleichtut,
mit seinem fragenden Blick.

Dieser Anblick fasziniert mich,
der Anblick dieser Naivität
und Unberührtheit.

Es durchströmt ein
Gefühl in mir,
ich empfand dieses einmal
vor langer Zeit;
Das Gefühl der Glückseligkeit,
der unerklärlichen Vorfreude,
und bemerke dabei
einen entsetzlichen
Gedanken.

„Den Willen danach,
sie wieder einzufangen
und hier festzuhalten.
Den Willen danach,
sie wieder als meines
zu bezeichnen.
Den Willen danach, sie wieder
zu besitzen."

Langsam stehe ich auf
und mir entgeht ein
breites Grinsen,
während ich auf es zukomme.
Auf das ahnungslose Ding
vor mir,
mit vorsichtigen Schritten.

„Sekundenschnell,
begebe ich mich zum Fenster.
Hastig,
greife ich meine Hand
nach ihr.
Sehe sie an
mit einem finsteren Blick
und versuche,
sie mit aller Kraft
zu packen."

Der Atem stockt mir,
Vorfreude überkommt mich,
ich blicke rein,
erwarte meinen Fang sich wehrend.

Doch zu meiner Enttäuschung
sehe ich nichts weiter
als zwei schöne Hände,
welche in nichts
als Leere fassen.

Ehe ich mich versah,
erschrak es sich,
flog davon mit seinen
wunderschönen Flügeln,
und hinterließ dabei
erneut
eine kleine Feder.

Mir entsetzt es in der Miene,
ein schmerzendes Gefühl
und Reue quält mich.
Hätte ich doch nur länger gewartet,
hätte ich es nur gar nicht versucht!
Dessen Schönheit nur
im Stillen bewundert
und es in Gedanken
unberührt lassen sollen!

Und nun frage ich mich
Warum kam es in mein Zimmer?
Warum starrte es mich an?
Ich versuche zu begreifen...

„So schnell sie gekommen ist,
so schnell ist sie
auch wieder gegangen.
Und ließ mich zurück,
wieder,
einsam und allein."

Ich spüre,
meine Seele verdunkelt sich
bei diesem Gedanken,
es wird unerträglich;
das Verlangen,
es breitet sich in mir aus,
es wird unaufhaltbar.

„Ich spüre den Drang, dich wieder zu sehen."

Doch es scheint,
mir wird bewusst,
ich habe sie nun verloren.

Aber als die Hoffnung mich verließ,
erblicke ich
aus heiterem Himmel erneut,
jene zarten Flügel
die sich mir entzogen haben;
jene süßen Äuglein
die nur auf mich gerichtet waren;
in unmittelbarer Nähe,
auf einem dünnen Ast sitzend.

Ich trete an mein Fenster ran
und stelle fest,
es schaut mich wieder an.
Ich blicke erneut
mit durchdringendem Blick,
und bemerke nun
ein erleichtertes Grinsen
sich auf meinen
dünnen Lippen
widerspiegelnd.

Du gibst mir eine Chance, nicht wahr?

Vorsichtig,
trete ich zurück vom Fenster,
starre sie dennoch weiterhin an.

„Ich warte auf dich,
mein kleines Vögelchen.
Gewiss,
du wirst hierher zurückkommen.
Doch ahnst du nicht,
welch böse Überraschung
dich erwartet,
sobald du hier eintrittst,
in dein neues zuhause."

Verzeih mir
meine Grobheit
beim nächsten Mal.
Verzeih mir,
dass ich dir die Freiheit raube,
die du so sehr liebst.
Verzeih mir,
deinen naiven Glauben
in mich.

Doch sehe ich keinen
anderen Weg,
dich zu kriegen
als diesen.

Deine Schreie,
hallend in meinem Kopf.
Deine Flügel,
schlagend gegen meine Hände;
versuchen sich zu befreien,
aber vergebens.
Deine Äuglein,
mich anschauend,
mit angsterfülltem Blick.

„Verzeihe mir, mein Vögelchen.
Wenn du aufwachst,
und alles,
was du sehen wirst,
nichts weiter
als meine Fassade ist.
Wenn du aufwachst
und alles,
was du erkennen wirst,
nicht mehr sein wird
als mein herablassender Blick
auf dich,
bevor du eine
zuschlagende Tür erblickst,
und der Raum sich in einen
dunklen, düsteren
Ort verwandelt.

Wenn alles,
was du fortan hören wirst,
nun nicht mehr sein wird
als das rauschende Geheule
des Windes und
deinen eigenen Atem."

Ich habe 𝑠𝑖𝑒 nun gefangen,
und werde 𝑠𝑖𝑒 nicht gehen lassen.

Nicht noch einmal.

≫❡≪

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