Ein neuer Tag im Paradies

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Blazing Storm brauchte eine Weile, um sich an das Tragen des Sattels zu gewöhnen, und noch einmal die gleiche Zeit, damit er damit zurecht kam, Diane auf seinem Rücken zu tragen. Noch war er nicht stark genug, um Diane auch in der Luft tragen zu können, aber am Boden waren sie zumindest in der Lage, erste Kampfübungen durchzuführen. Diane hatte bereits einige Erfahrungen an Bord eines Drachen gesammelt, sodass die Storm an manchen Stellen verbessern konnte. Alles in allem waren die Ausbilder sehr zufrieden mit ihren Fortschritten. Auch am Boden bewies der Drache einiges an Geschick. Schon schnell waren sie in der Lage, inmitten einer Infanterieeinheit zu kämpfen, ohne den Soldaten in die Quere zu kommen. Auch hier machte sich Storms scharfes Auge und Präzision bemerkbar. Er konnte seine Blitze knapp über die Köpfe der Soldaten feuern. Diese kostete es jedoch einiges an Überwindung und Nerven, sich an die Blitze zu gewöhnen, doch bald nahmen sie sie kaum noch wahr. Am Ende des Tages waren Diane und Storm zwar erschöpft, aber glücklich. Die Ausbilder hatten kaum Kritik geäußert, und das wenige, was sie zu bemängeln hatten, ließ sich mit etwas mehr Übung sicherlich ausmerzen. All diese Emotionen stellten ihre Sorgen rund um die Affäre mit Kamarov in den Schatten, sodass sie kaum noch daran dachte.

Als sie am Abend neben Storm in seiner Box saß und die warme Flanke des Drachen streichelte, schien die ganze Welt um sie herum kaum noch Bedeutung zu haben. Alle Sorgen schienen weniger groß zu sein, solange sie an der Seite ihres Drachen war. Sie merkte, das Storm sich immer enger um sie gerollt hatte. Die Nächte waren mit dem Näherrücken des Winters immer kühler geworden. Ihr Atem hinterließ weiße Wölkchen in der Luft. Sie sah ihnen eine Weile nach, bis sie verschwanden. " Worüber denkst du nach?", fragte Storm. " Kannst du nicht meine Gedanken lesen?", fragte Diane, anstatt zu antworten. " Einige. Aber anderes bleibt selbst mir verborgen. Ich spüre, dass dich etwas belastet. Also, was hast du?" Diane musste nun doch einsehen, dass sie vor Storm wohl nie etwas würde geheim halten können. " Du solltest aufhören dich selbst immer so unter Stress zu setzen. Das kann doch nicht gesund sein". " Du hast leicht Reden. In meiner Situation würdest du dir auch den Kopf zerbrechen". " Nun vielleicht. Aber da ich es nicht bin, muss ich dich wieder auf den Boden der Realität zu holen. Es ist noch nicht allzu spät, hättest  du Lust, mit mir noch etwas auf den Übungsplatz zu gehen und noch etwas zu üben?". Diane war überrascht, sowohl darüber wie Storm das Thema wechselte, als auch über sein Anliegen, doch sie hatte ihm noch nie einen Wunsch ausschlagen können. Als sie den Übungsplatz erreicht hatten, musste Diane mit einigem Unbehagen feststellen, dass Kamarov dort ebenfalls mit seinem Drachen trainierte. Sie wollte sich grade wieder abwenden und gehen, als sie hörte, wie er sie zu sich rief. Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, als sie langsam den Platz überquerte. Kamarov sah sie kurz an, dann begann er das Gespräch: " Was machst du noch um diese Zeit hier, Kadettin?" Diane schwieg für einen Moment, dann erwidert sie: " Ich wollte die Zeit nutzen um noch etwas mit Storm zu trainieren". " Hm, gut. Es kann nie schaden, noch eine zusätzliche Einheit an das normale Training anzufügen". Er murmelte noch etwas unverständliches. Dann schien er sich wieder gefasst zu haben. " Wenn du so weiter machst, werde ich dich demnächst offiziell als Soldatin willkommen heißen müssen. Zeit wäre es ja". Diane nickte nur. Kamarov schien zu bemerken, dass seine Versuche, ein Gespräch aufzubauen, im Sande verliefen. Schließlich entließ er Diane mit einer Handbewegung und brachte seinen Drachen zu den Ställen. Jetzt waren sie allein. Storm hatte den Wortwechsel aus einiger Entfernung verfolgt, doch er fragte nicht weiter nach dem Inhalt, als er bemerkte, wie niedergeschlagen Diane war. Sie blieb in Gedanken versunken, während sie mechanisch die gelernten Bewegungsabläufe wiederholten. Ab und An wies Storm sie auf Fehler in der Haltung oder Bewegungen hin, doch Diane nickte nur. Insgeheim wusste sie, dass es Storm gegenüber nicht fair war, an ihm ihre Laune auszulassen, doch sie konnte es nicht vermeiden. Sie kam einfach nicht dagegen an. Kamarov schien es überhaupt nichts auszumachen, dass seine Karriere auf dem Spiel stand. Er hatte gut Reden. Immerhin war er der General, und sie nur eine einfache Soldatin. Doch dann wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie teuer Unaufmerksamkeit einen im Kampf zustehen kommen konnte. Als sie sich auf dem Sattel drehen wollte, griff sie ins Leere und rutschte ab. Die Tatsache, dass sie sich auf Storms Rücken in beinahe 2 Metern Höhe Befand, machte es nicht besser. Mit einem recht würdelosen Aufschrei verlor sie den Halt, ihre schwitzigen Hände rutschten am Leder ab. Schließlich verlor sie endgültig den Halt und fiel. Der Aufschlag presste ihr die Luft aus den Lungen. Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch den Rücken und die rechte Schulter. Noch einmal schrie sie auf. Um sie herum wurden Fackeln entzündet und die Rufe der Wachen gellten in der Dunkelheit. Sie nahm das alles jedoch nur verschwommen wahr. Da beugte sich einer der Soldaten über sie und rief nach den Ärzten und einer Trage. Dann wurde Diane vom Schmerz übermannt und Dunkelheit legte sich über sie.

"Diane? Alles in Ordnung bei dir?" Kamarovs stimme klang stumpf und drang nur schwer durch Dianes eingetrübtes Bewusstsein. Sie sah die verschwommene Gestalt Kamarovs über sich, und spürte eine Berührung an ihrer Hand. Instinktiv wollte sie sie wegziehen, doch sie konnte ihre Hand nicht bewegen. Sie blinzelte ein paar mal, dann begann sie langsam ihre Umgebung wahr zu nehmen. Sie lag auf der Krankenstation. Das Licht der Kerzen brannte unangenehm in ihren Augen. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Zunge fühlte sich dick und ungelenk an. Sie brachte nur ein einfaches brabbeln zustande, bevor sie wieder in die Dunkelheit glitt. Nach einiger Zeit öffnete sie wieder die Augen. Nun konnte sie ihre Umgebung klar erkennen. Als sie versuchte sich aufzurichten, schoss ein atemberaubender Schmerz durch ihre Seite. Sie gab einen leisen Schrei von sich und ließ sich zurück in die Kissen fallen. Schon stand einer der Pfleger neben ihr. " Vorsicht! Sie haben sich einige Rippen gebrochen. Und ihr Kopf sieht auch nicht grade gesund aus", und hinderte sie erfolgreich daran, einen erneuten Versuch zu unternehmen, sich aus dem Bett zu schwingen. Schließlich gab sie es auf und lies schier endlose Untersuchungen über sich ergehen. Das bittere Gebräu, das ihr von den Ärzten eingeflößt wurde, sorgte immerhin dafür, dass die Schmerzen etwas nachließen. Doch schon bald musste sie an Storm denken. Wer würde sich um ihn kümmern wenn sie es nicht tat? In Gedanken versuchte sie den Drachen zu rufen, doch sie konnte seine Anwesenheit nicht spüren. Doch bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, betrat Kamarov schwungvoll wie eh und je das Zelt. Sein breites Grinsen wirkte etwas aufgesetzt und konnte nicht über die Sorge hinwegtäuschen, die sich in seinen Augen wieder spiegelte. " Wie geht's dir?", fragte er und ließ sich auf die Bettkante sinken. Diane sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, erinnerte sich dann jedoch schnell daran, dass sie hier mit ihrem General sprach. " Alles in allem gut, General. In ein paar Wochen bin ich wieder fit". Kamarov musterte sie kritisch, doch dann nickte er. " Wenn du das sagst". Beide schwiegen betreten. Keiner wusste, wie sie das Gespräch weiterführen könnten. Schließlich räusperte sich der General. " Ich glaube wir müssen reden" Diane lief puterrot an und nickte stumm. " Was da passiert ist... in dieser Nacht... das war kein Zufall...". Jetzt sah Diane ihm fest in die Augen. Sie brauchte einen Moment, bis ihr ihre Stimme gehorchen wollte, dann sagte sie: " Was soll das heißen 'kein Zufall'? Hattest du das etwa geplant?!". Kamarov schreckte angesichts dieses Wutausbruchs zusammen. " Nein nein, natürlich nicht! Ich wollte..." Doch Diane ließ ihn nicht ausreden. " Soll das heißen das du mich ausgenutzt hast? Was für ein krankes Spiel treibst du hier!?" Sie war so wütend das sie sich nicht im geringsten darum scherte, in welcher Art und Weise sie mit ihrem vorgesetzten General sprach. Kamarov wurde nun auch wütend. "Sie sollten aufpassen in welchem Ton Sie mit mir reden!", sprang auf und stürmte aus dem Zelt. Auf dem Weg nach draußen hätte er beinahe einen der Pfleger umgerannt, der grade im Begriff war, den Eingang des Zelts zu öffnen. Diane saß aufrecht in ihrem Bett, noch immer zitternd vor Zorn. Sie konnte nicht glauben, das Kamarov sie nur ausgenutzt haben könnte. Sie war fest entschlossen, nie wieder auch nur ein einziges privates Wort mit dem General zu wechseln, doch ihr war nicht klar, das ihr Urteil sie schon bald in ernste Gefahr bringen könnte...

Deamons Kliff GuardWhere stories live. Discover now