Zurück zur Normalität

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Diane erwachte früh am nächsten Morgen, als das knurren von Blazing Storms Magen sie beide aus dem Schlaf riss. An der Stelle, an der am Abend noch Kamarov gesessen hatte, war niemand zu sehen. Unwillig richtete sie sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Guten Morgen", sagte der nun nicht mehr ganz so kleine Drache. Allein in den letzten Tagen war er fast 2 Meter lang geworden und wog fast so viel wie ein großer Hund. Seine Schultern hatten fast Dianes Hüfte erreicht. Wenn er weiter in diesem Tempo wuchs, würde er bald zu groß sein, als das er noch bei Diane in der Baracke würde schlafen können. Der Drache sah genau so verschlafen wie Diane aus. " Na komm", sagte sie und stupste ihn an, " Ich bringe dich dann mal zum füttern". Während Blazing Storm fraß, wandte sich Diane ihrem eigenen Frühstück, bestehend aus kross gebratenem Speck, Brot und einigen Eiern zu. Nach und nach gesellten sich die anderen Offiziere des Stützpunktes dazu. Aus ihren Tuscheleien konnte Diane heraushören, dass sich die Geschichte um die Eskorte der königlichen Familie, die beinahe in einer Katastrophe geendet wäre, herumgesprochen hatte. Plötzlich erhoben sich alle, als die Königin den Speisesaal betrat. Sie gab ihnen einen Wink und die Gespräche wurden, wenn auch etwas leiser als zuvor, wieder aufgenommen. Als sie an Diane vorbei ging, warf sie ihr ein freundliches lächeln zu, das Diane erwiderte. Da ließ sich General Kamarov mit einem stöhnen neben sie auf die Bank fallen. Diane lief puterrot an, angesichts der Tatsache, dass sie sich in der Nacht zuvor so schamlos bei ihrem Vorgesetzten ausgeheult hatte. Doch Kamarov verhielt sich wie immer. Anscheinend schien es ihm nichts auszumachen, dass sich seine Untergebenen weinend an ihn klammerten. Er verwickelte Diane in ein scheinbar belangloses Gespräch. Irgendwann schien ihm aufzufallen, wie kurz angebunden Diane ihm gegenüber war, und er runzelte die Stirn. " Was ist den los? Du bsit doch sonst nicht so." Diane schaute ihn nicht direkt an und antwortete erst nach einem kurzen Schweigen: " Naja... finden Sie es nicht ungewöhnlich, das sich Ihre Soldaten so privat mit ihnen unterhalten? Denken sie nur an gestern Abend". Kamarov sah sie an, als hätte er keine Ahnung, wovon sie da redete. Dann schien es ihm wieder einzufallen. " Tja wissen Sie, manchmal muss man eben ungewöhnliche Dinge tun, grade als Kommandant. Ich sorge mich um meine Soldaten, und da sind Sie ebend mit eingeschlossen". Trotz seiner beschwichtigenden Worte blieb Diane auf Abstand. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Das morgendliche Training lenkte sie wenigstens etwas von ihren trüben Gedanken ab. Je länger sie Blazing Storm dabei beobachtete, wie er einen Pappkameraden nach dem anderen in Roast Beef verwandelte, desto mehr wurde sie von einem Gefühl des Stolzes übermannt, die Partnerin eines so außergewöhnlichen Drachen zu sein. " Nun, wenn er so weiter wächst, werden wir bald mit den Flugübungen beginnen können", sagte Ferris, einer der Ausbilder. " Können sie einschätzen, wie groß er werden wird?", fragte Diane neugierig. Sie selbst lernte jeden Tag neue Dinge über Drachen und die Fähigkeiten der einzelnen Rassen. Ferris betrachtete Blazing Storm. " Nun, das ist schwer zu sagen. Bisher gab es nur wenige Male in der Geschichte der Guardians einen solchen Drachen, also ist kaum etwas über ihr Wachstumsverhalten und genauen Fähigkeiten bekannt. Den letzten Drachen dieser Art gab es vor über 300 Jahren". Diane würde sich also noch etwas gedulden müssen. Dank des Trainings hatte sie zahlreiche Gründe, um einem Gespräch mit Kamarov aus dem Weg zu gehen, und desto länger diese NAcht zurück lag, desto weniger verlor sie einen Gedanken daran. Bis Kamarov sie eines Tages vor der Tür ihrer Baracke abfing, als sie sich nach einem anstrengenden Tag noch etwas hinlegen wollte, bevor ihre Wache begann. " Haben Sie etwa gedacht, dass Sie mir für immer aus dem Weg gehen könnten?", fragte er und ein spöttisches Glitzern war in seinen Augen zu erkennen. Diane senkte peinlich berührt den Blick. " Nun, Sie haben mich gefragt, warum ich mich auf ein so vertrauliches Gespräch mit Ihnen eingelassen habe. Der Grund ist, das sie unter all den anderen Soldaten hervorstechen. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau sind, sondern auch aufgrund Ihres außergewöhnlichen Talents. Das haben Sie auch während des Angriffs auf die Eskorte bewiesen. Sie sind ein ausgezeichneter Soldat und Anführer. Und, wenn wir schon einmal so ehrlich sind, fühle ich mich auch persönlich zu Ihnen hingezogen". Als er seine Ansprache beendet hatte, starrte Diane ihn für einige Augenblicke fassungslos an. Hatte ihr Befehlshaber ihr grade gestanden, dass er sie liebte? " Nun... General... ich... ich danke Ihnen für das Lob", begann sie stotternd. " Aber... ich bin nicht sicher was sie mir sagen wollen". Kamarov sah sie an. Seine Augen durchbohrten sie förmlich. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. " Ich will damit sagen, dass Sie mehr für mich sind als die anderen. Sie sind etwas besonderes. Mir ist bewusst, das eine Beziehung zwischen mir und einem Untergebenen... nun ja... gegen die Regeln ist und uns mehr als nur Peitschenhiebe und das Ende unserer Karriere kosten könnte. Aber ich kann und will nicht zulassen, das du dich in ein Gefecht stürzt, ohne meine Gefühle für dich zu kennen". Diane war sprachlos. Kamarovs machte einen Schritt auf sie zu. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht, seine massige Gestalt mit den breiten Schultern und trainiertem Oberkörper baute sich vor ihr auf. Diane holte zitternd Luft. Einige Sekunden standen sie sich so gegenüber. Da riss Diane sich zusammen, machte einen Schritt und küsste Kamarov. " Das ist ein gewaltiger Fehler", dachte sie noch, dann verlor sie sich vollkommen in den Brührungen des Mannes. Er hob sie hoch und trug sie in Richtung des Bettes. Sie riss ihm seine Tunika vom Körper, während er damit beschäftigt war, ihre Oberbekleidung zu lösen und in eine Ecke des Raumes zu werfen. Er bedeckte ihren gesamten Körper mit Küssen. Diane musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien. Kamarov hielt ihr den Mund zu. Die Welt explodierte in tausende Farben, während die beiden die Nähe des anderen genossen. Beiden war klar. Sollte das jemals bekannt werden, waren ihre Karrieren vorbei. 

Am nächsten Morgen brauchte Diane einige Sekunden, bis sie begriff, was geschehen war. Neben ihr lag Kamarov, noch immer halb nackt. Ihre Kleidung war im ganzen Raum verstreut. Hastig zog sie sich an und verlies die Baracke, um sich zu den Ställen zu begeben, in denen Blazing Storm neuerdings die Nächte verbrachte. Er war mittlerweile fast so groß wie ein zu groß geratenes Pferd und das machte es für ihn unmöglich, die Baracke überhaupt zu betreten. Sie wurde von einem liebevollen Stupser begrüßt. Dann beschnüffelte der Drache sie kritisch. Er legte den Kopf schief und sagte: " Hm. Du riechst anders". Obwohl er in Gedanken zu ihr sprach, war seine Stimme in den vergangenen Wochen immer tiefer geworden. " Inwiefern rieche ich anders?", fragte sie. " Nun, du riechst, als ob du die Nacht mit jemandem verbracht hättest. Ich rieche ihn überall an dir". Diane lief nicht zum ersten mal puterrot an. " Es ist Kamarov, oder? Ich kenne den Geruch". Zum ersten Mal war Diane froh darüber, dass nur sie den Drachen verstehen konnte. Ansonsten wären die anderen Reiter, die in den benachbarten Boxen ihrer morgendlichen Routine nachgingen, mit Sicherheit hellhörig geworden. " Ja. Er war es", gab sie schließlich zu. Ihre Gedanken hätte sie ohnehin nicht vor dem Drachen verbergen können. " Das war absolut nicht das schlaueste was du hättest tun können", tadelte sie Blazing Storm. " Du weißt genau so gut wie ich, welche Konsequenzen das haben könnte. Ich würde dich verlieren". Bei dem Gedanken daran, ihren geliebten Drachen nie wieder zu sehen, kamen Diane die Tränen. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt, nur weil sie sich nicht beherrschen und nein sagen konnte. Sie hatte in der letzten Nacht mehr als nur eine Gelegenheit gehabt, Kamarov abblitzen zu lassen, doch sie hatte es nicht getan. Insgeheim verfluchte sie sich selbst. Dann schüttelte sie den Gedanken ab und führte Storm zu den Werkstätten, wo er vermessen wurde. Anhand seines bisherigen Wachstums gingen die Ausbilder davon aus, dass sie bald mit ersten Flugübungen würden beginnen können. Ohne Sattel wäre dies jedoch unvorstellbar. Die Anfertigung gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Normalerweise wurde der Sattel mit Kupferschnallen um den Bauch des Drachen gegürtet und vor der Brust von einer Metallkette an Ort und Stelle gehalten. Ebenfalls waren die Metallstangen, die die Bänder verstärkten, problematisch. Sie hatten in früheren Versuchen herausgefunden, das all diese Materialen dafür sorgten, das Diane einen Stromschlag abbekam, sobald Blazing Storm einen Blitz abfeuerte. Auch dickeres Leder hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Schließlich waren sie dazu übergegangen, die Metallteile mit dick gewebten Baumwollstücken von der Haut des Drachen zu trennen. Dies sorgte sowohl dafür, das Diane nicht jedes Mal die Haare zu Berge standen, wenn Storm einen Blitz abfeuerte, als auch ein aufscheuern der Haut des Drachen. Diane und die Lederarbeiter benötigten einige Stunden, um den Sattel soweit anzupassen, das er Storm nicht zu sehr behinderte. In wenigen Wochen, wenn nicht sogar nur wenigen Tagen, würde sie endlich mit Blazing Storm das erste mal in die Luft steigen und endlich eine Drachenreiterin der Deamon's Kliff Guard werden.

Deamons Kliff GuardWhere stories live. Discover now