36 - feel certain

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Nachdem Gemma und ich uns mit der heißen Schokolade aufgewärmt hatten und die Kekse derweil abgekühlt waren, konnten wir sie danach dekorieren. Dafür hatten Zayn und ich extra Lebensmittelfarbe, bunte Streusel und Puderzucker gekauft, aus dem wir Zuckerguss machten, damit die Streusel auch halten würden. Bei mir sah alles ziemlich chaotisch aus, nichts blieb an Ort und Stelle, nichts war so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber dadurch hatten wir immerhin was zu lachen. Zayns Kekse glichen natürlich kleinen Kunstwerken. Alles war ordentlich, genau auf den Punkt und man konnte die schönen Muster und die gesamte Vielfalt erkennen, auch wenn ich nicht gewusst hatte, das man mit Zuckerguss und bunten Streuseln so etwas schönes schaffen konnte. Und Gemma gestaltete die Dekoration der Kekse einfach so, wie sie wollte, wie ihre endlose Fantasie es ihr möglich machte.

Am Ende hatten wir viel zu viele Kekse, alle bunt und in den unterschiedlichsten Varianten dekoriert, dafür waren sie aber unheimlich lecker und man konnte ihnen kaum widerstehen. In drei, für mich, riesigen Dosen verstauten wir die weihnachtlichen Leckereien und stellten erst einmal zwei davon zur Seite. Mit einer Dose voll Keksen machten wir es uns vor Zayns Laptop gemütlich, auf welchem wir den restlichen Tag über Weihnachtsfilme schauten. So lange, bis Gemma immer wieder die Augen zufielen und es zumindest für sie Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Nachdem sie sich im Bad fertig gemacht und ihren Schlafanzug angezogen hatte, stellten wir dem Weihnachtsmann noch die von Grace gebackenen Mince Pies und ein Glas Milch in den Flur, bevor ich sie dann in Zayns Atelier ins Bett brachte. Dort schlief sie wieder auf ihrer geliebten Luftmatratze und kaum hatte sie sich vernünftig hingelegt, war sie auch schon eingeschlafen.

Ich ging zurück zu Zayn, wir schauten noch einen Film, warteten dabei, um wirklich sicherzugehen, das Gemma tief und fest schlief, ehe wir um kurz vor Mitternacht Zayns Wohnung verließen. Gemmas Geschenke lagerten alle noch bei uns Zuhause, sie bei Zayn zu verstecken wäre zu riskant gewesen, deshalb mussten wir sie jetzt holen, damit sie morgen früh alle unter dem geschmückten Baum liegen würden, sobald Gemma aufwachen würde. Mir kam dieser abendliche, beziehungsweise nächtliche Spaziergang aber ganz Recht, die frische Luft half mir, ein wenig besser nachzudenken und Zayn meine Gedanken über Louis hoffentlich so verständlich erklären zu können, damit er mir helfen würde.

,,Zee?", hauchte ich in die Dunkelheit, der Mond und einige Straßenlaternen erleuchteten uns den Weg. Nur wenige waren jetzt noch auf den Straßen, die meisten Kinder schliefen sicher schon und warteten auf die Ankunft des Weihnachtsmannes, während die Erwachsenen nur darauf warteten, die Geschenke unter dem Baum platzieren zu können. Manchmal hasste ich es, dass ich so früh erwachsen werden musste, aber mir war keine Wahl geblieben und für Gemma nahm ich das gerne in Kauf, ohne mich wäre sie vollends verloren gewesen, das war mir klar und hätte ich das zugelassen, hätte ich mir das niemals verziehen. ,,Ja, Haz?", gab mein bester Freund zurück, die Nacht war ziemlich kalt und man hörte an dem leichten Zittern in seiner Stimme, das auch er fror.

,,Ich habe Louis heute Morgen wiedergetroffen." ,,Habe ich doch gesagt, dass ihr euch wiedertreffen werdet. Und hast du ihm wieder die kalte Schulter gezeigt?", fragte Zayn, rechnete wahrscheinlich schon fest mit einem Ja und ich selbst hätte das wahrscheinlich auch gedacht, aber das es nicht so war, machte mir schon ein wenig Angst. ,,Nein, also ich habe es versucht, aber irgendwie hat es nicht geklappt. Es war komisch, es war seltsam, ich weiß auch nicht", murmelte ich, kurze Zeit später fühlte ich Zayns Hand in meiner und sofort fühlte ich mich etwas besser, etwas beschützter und weniger allein. ,,Inwiefern war es komisch? Was hat dieses Treffen so anders gemacht? Und wo habt ihr euch überhaupt getroffen?"

,,Ich wollte heute Morgen gerade Feierabend machen, da kam Louis in die Bäckerei und als er mich gesehen hat, hat er mich natürlich auch direkt angequatscht. Er hatte keine Uniform an, er war nicht im Dienst und irgendwie hat allein das schon alles etwas verändert. Absurderweise hing über unseren Köpfen auch noch ein Mistelzweig, natürlich haben wir uns nicht geküsst, aber irgendwie hat auch das die Stimmung etwas lockerer gemacht, genauso wie die Tatsache, das Louis heute Geburtstag hat. Da hab ich auch an die guten Seiten gedacht, die unser Treffen im Café gehabt hatte, das er dort wirklich mehr Mensch als Polizist war, genauso wie heute. Aber ich habe Angst, das zuzulassen Zayn. Ich weiß, du hast Recht damit wenn du sagst, dass der Beruf eine Person nicht alleine ausmacht, aber Gesetzeshüter zu sein ist doch ein Teil von Louis.

Louis hat mich wieder nach einem Treffen gefragt und ich habe nicht so direkt wie sonst abgelehnt, sondern gesagt, das er mich nächstes Jahr noch einmal fragen soll. Und nun, nächstes Jahr ist in einer Woche. Ich weiß wirklich nicht, was da in mich gefahren ist." Zayn drückte meine Hand etwas fester, er merkte, das ich mir wirklich ernsthafte Gedanken über die gesamte Situation machte und jetzt keinen Scherz sondern wirklich Hilfe gebrauchen konnte. Ich war mit meinem Latein am Ende, ich wusste nicht, was ich noch machen sollte, was richtig und falsch war, was gut und was schlecht für meine Familie sein würde. Wenn ich nur mit absoluter Sicherheit wüsste, was Louis Absichten sind, würde mir das schon unendlich weiterhelfen.

,,Zayn", fuhr ich fort, bevor er etwas sagen konnte, denn noch hatte ich nicht alle Gedanken zu Ende gesprochen, ,,du weißt am besten, wie sehr ich Polizisten verabscheue und das ich niemals auch nur überlegt hatte, sie in mein Leben zu lassen. Aber jetzt, ich hasse es das zuzugeben, aber Louis geht mir nicht aus dem Kopf. Nicht weil er mir gefällt oder so, sondern weil er anders ist, als die Polizisten, die ich bisher getroffen habe. Zumindest behauptet er das. Er behauptet, mir zeigen zu wollen, das nicht alle Polizisten gleich sind, das nicht alle schlecht sind und ich denke du kannst am besten verstehen, weshalb ich das als zu schön empfinde, um tatsächlich wahr zu sein. Ich bin skeptisch, ich glaube, Louis könnte auch einfach im Sinn haben, an mich heranzukommen, um mich hinter Gitter bringen zu können.

Aber Zayn, du bist dir so sicher, dass Louis gut für mich sein könnte, mein Leben positiv wenden könnte und ich möchte wissen, was dich so davon überzeugt, dass er tatsächlich nichts böses im Schilde führt? Sonst müsste ich einem Treffen mit Louis wahrscheinlich noch einmal wirklich zustimmen, um seine Absichten herauszukriegen und erstens ist mir das ein wenig zu riskant und zweitens könnte ihm allein das schon genug Beweise liefern." Kurz war nur der knirschende Schnee unter unseren Schuhsohlen zu hören, Zayn dachte darüber nach, was ich ihm gerade aus meinem Gedankenwirrwarr erzählt hatte, bevor er sich räusperte und mir antwortete.

,,Du kannst weiterhin sagen, was du willst, aber ich denke, Louis gefällt dir. Ich glaube, dass sein Beruf dich abschreckt und damit auch seine Person an sich, aber gleichzeitig findest du den Mensch hinter dem Beruf interessant und anziehend und deshalb steckst du in so einer Zwickmühle. Ich denke, du musst dir dessen bewusst werden. Mit der Einstellung die du momentan hast, die natürlich auch verständlich ist, nachdem, was du erlebt hast, wirst du Louis und seinen Absichten niemals vertrauen. Du wirst hinter ihm immer einen Doppelagenten vermuten. Aber wie ich dir schon nach eurem Treffen im Café geraten habe, wenn du ihn durchschauen möchtest, ist das beste was du machen kannst, dich noch einmal mit ihm zu treffen.

Aber wenn du das weiterhin nicht möchtest, weil dir das Risiko zu hoch ist und du wirklich nur wissen möchtest, was mich persönlich davon überzeugt, das Louis nichts böses im Schilde führt, dann ist es allein schon die Tatsache, dass er sich Zeit nimmt. Er hat sich Zeit dafür genommen, deine Mutter vor Liam zu beschützen, als du sie aus der Bar abgeholt hast und sie völligneben sich stand, Zeit dafür, Gemma und dich an ihrem Geburtstag nach Hause zu bringen, Zeit dafür, dich zu holen, als deine Mutter den Unfall hatte, Zeit dafür, dich zu fragen, ob mit deiner Mutter alles in Ordnung ist und vor allem hat er sich Zeit dafür genommen, dich vor dem Ladendetektiv zu retten und sich mit dir zusammenzusetzen, um dir zu zeigen, das es auch gute Polizisten gibt. Wenn er wirklich böse Absichten hätte Harry, dann hätte er dich spätestens nach der Sache mit dem Ladendetektiv verhaftet, denn das waren schon genug Beweise. Und genau deshalb weiß ich, dass Louis die Lösung für dich sein könnte und das er in deinem Leben so einiges besser machen könnte."

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Harry ist ziemlich verzweifelt und weiß nicht, wo ihm der Kopf steht..einerseits will er das mit Louis ganz vielleicht zulassen, anderseits ist er aber auch total dagegen..ob Zayns Worte ein wenig helfen werden? :(
All the love xx

Locked Up Heart - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now