Kapitel 6 - Feld

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,,Ich glaube wir sollten jetzt in Erstklässlergang angekommen sein.Hier sind die Klassen der Schüler, die neu eingeschult worden ist",leise sprechend gingen wir durch den verlassenen Gang und neben meiner brüchigen Stimme war das Aufhallen unserer Schuhe auf dem Boden das einzige Geräusch.,,Ich hoffe das alles war nicht zu verwirrend",nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, doch Will begann nur zu lachen und winkte ab.Irgendwie kaufte ich ihm das nicht ab, denn so wie er mir hinterher schlich als wir raus gehen wollten, könnte ich schwören er wäre hier alleine nicht wieder raus gekommen, da er den Weg zur Tür nicht gefunden hätte.

Nach der Schule, die heute besonders lange gedauert hatte war ich mit ihm noch hier geblieben, da er darauf bestanden hatte, dass ich ihm die Schule zeigte.Somit war es schon dunkel als wir das kleine Schulgelände verließen.

Gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg nach Hause.,,Und wie war das Buch?",irritiert guckte ich ihn an.

,,Welches Buch?"

,,Das was du so unbedingt haben wolltest"

,,Achso",verkrampft versuchte ich mir meine Panik nicht anmerken zu lassen als er mich darauf ansprach.Ich hätte ihm heute nicht erzählen dürfen mit was mich meine Cousine dazu gezwungen hatte ihr anzusprechen.Außerdem war ich nicht sehr erfolgreich gewesen.Gestern Abend noch hatte ich versuch heraus zu finden was diese komischen Zeichen hießen, jedoch ohne Erfolg.

,,Ähm...ja es ist sehr...interessant"

,,Um was geht es da?",prüfend sah er mich an.Amüsiert hob er dazu noch eine Augenbraue.

,,Ähm...also um Kinder und...so"

Ou man.

,,Um Kinder also"

,,Ja"

Ich konnte aus dem Augenwinkel noch erkennen wie er sich ein Grinsen unterdrücken musste.Er musste doch ahnen, dass ich ihn anlog.

Dabei wäre es viel einfacher ihm die Wahrheit zu sagen, doch ich durfte es keinem sagen, bis auf meinen engsten Bekannten vielleicht.Und Will zählte nicht dazu.Jedenfalls noch nicht.

Nachdem er dann darauf bestanden hatte mich noch nach Hause zu begleiten, waren wir dann nach 5 Minuten endlich angekommen.

,,Ähm...ja dann...bis morgen"

In solchen Momenten wusste ich nie was ich sagen oder machen sollte.Ungeduldig und nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen, bis Will endlich auch einmal etwas sagte.

,,Ja bis morgen" er lächelte mich noch an bevor er sich umdrehte und in die Richtung von seinem Haus ging.Schnell versuchte ich aus meiner Jackentasche meinen Schlüssel rauszuholen.Da es kalt war und die Dunkelheit mich zusätzlich noch etwas einschüchterte wollte ich einfach nur so schnell wie möglich in mein warmes Bett.

Ich weiß nicht wie lange ich da jetzt schon stand und an meiner Jacke ach meinem Schlüssel suchte aber mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass der Schlüssel weg war.Er musste mir wohl irgendwo in der Schule aus der Tasche gefallen sein.

Jetzt kann ich zwei Stunden in der Kälte sitzen und auf meine Mutter warten, da meine Mutter jeden Tag in einem kleinen Cafe in der Stadt arbeitete.Sie verdiente damit zwar kein Vermögen aber es reichte aus.Vor allem weil ich bald auch in dem Tierheim am Ende der Stadt aushelfen werde, können wir uns hoffentlich nach einer Zeit auch mehr leisten.Mein Vater ist gestorben als ich noch klein war und mit ihm auch mein Bruder Jamie.Es war ein Autounfall.Damals, als Autos in unserer Umgebung noch erlaubt waren.Schnell verdrängte ich den Gedanken an meinen großen Bruder.Ich konnte mir einfach immer noch nicht verstellen, dass er tot sein sollte.

Ich zog mir meine Handschuhe aus den Jackentaschen und zog sie mir an.Es war nun schon Mitte Winter.Der 12. Dezember um ehrlich zu sein.Trotz der Kälte wurde ich immer müder und erwischte mich dabei, wie ich beinahe, an meine Haustür gelehnt einschlief.Obwohl, was könnte schon an ein bisschen Schlaf so falsch sein?

Ich war gerade fast schon eingeschlafen, als mich ein Knacken störte.Ich dachte mir nichts weiter dabei und schloss wieder die Augen.Ich war so müde.

Keine Minute später knackte es nocheinmal.Irritiert stand ich dann schließlich doch auf und drehte mich in die Richtung aus der es gekommen war.

Mein Haus und das unserer wenigen Nachbarn stand mitten in den Feldern und nach diesem kam der Wald.

Ich blickte geradeaus auf das Feld und erkannte eine graue Gestalt am Anfang der Waldes.Sie war nicht groß, kleiner als ein Reh, aber größer als ein Dachs.Die Gestalt bewegte sich auf mich zu, aber da sie im Moment noch sehr weit weg war bereitete es mir keine Panik.Warum sollte es auch?War bestimmt einfach nur der Hund der Nachbarn, der aus dem Garten in den Wald gelaufen war.So wie sonst auch immer.Ich beschloss mich wieder hinzusetzten und mir die Zeit hier draußen so erträglich wie möglich zu machen.Langsam ließ ich mich wieder auf den kalten Boden sinken und schmiegte mich am die Tür.Entspannt schloss ich meine Augen und summte ein Lied vor mich hin.Alles schien friedlich und still zu sein und für einige Sekunden konnte ich sogar die Kälte ausblenden, bis ich wieder dieses Knacksen hörte.Erschrocken blickte ich in die Richtung der Gestalt und musste feststellen, dass sie nun schon die Hälfte des Feldes überquert hatte und mich misstrauisch anschaute.Ich konnte zwar wegen dem Nebel, der nun aufgekommen war immer noch nicht erkennen was es war, aber seine Augen leuchteten braun.Man konnte das Leuchten sogar noch hier etwas sehen.

Unruhig schloss ich wieder meine Augen und hoffte, dass die Kreatur nun wieder in Richtung Wald gehen würde.Schon fast hatte ich das Wesen vergessen und war beinahe eingeschlafen, als ich einen warmen Windhauch an meiner Wange spürte.Panisch riss ich die Augen auf, drehte meinen Kopf nach links und blickte in strahlende braune Augen.Ruckartig krabbelte ich rückwärts nach hinten um mich von dem Wolf zu entfernen.





Like a wolfWhere stories live. Discover now