Kapitel 1 - Unser Anfang

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Wir schreiben den 2. März 1993. Es ist ein kalter Frühlingstag und ich war gerade am Brot backen als ich die Stimme meines Ehemannes Flamur, mich rufen hörte.

"Lirije, Lirije! Komm schnell und schau was ich dir mitgebracht habe!" schrie er glücklich durch den ganzen Hof. Ich eile um zu schauen was er heute wieder mitgebracht hatte. Seit dem Moment an als wir wussten, dass wir zum ersten Mal Eltern werden, bringt er jeden Abend was von der Stadt für das Baby und mich mit.

Flamur und ich sind seit 5 Jahren verheiratet. Wir sind beide Vollwaisen und sind bei unseren Großeltern großgeworden. Unsere Großväter mütterlicherseits waren beide erfolgreiche Bäcker und Freunde.
Diese beiden Männer, hatte das selbe Schicksal getroffen; beide verloren ihre Töchter und Schwiegersöhne und sorgten dann für deren Kinder. Flamur hat noch einen jüngeren Brüder, der an dem Tag geboren wurde als seine Mutter verstarb. Sein Großvater "verschenkte" ihn an ein junges Paar zu der Zeit, die nach vielen Jahren Ehe keine Kinder hatten. Und wie die Umstände sind, hat er zu ihm keinen Kontakt. Er weiß wahrscheinlich nicht ein Mal, dass Flamur existiert.

Zu erst, als "Baba" so nannte ich meinen Großvater, mir von Flamur erzählte, wollte ich nichts davon hören. Er war 10 Jahre älter als ich und ich hatte mit meinen jungen 20 Jahren das Gefühl, dass ich meinen Großeltern zur Last geworden bin und sie mich deswegen verheiraten möchten. Sie zeigten mir ein Bild von ihm, er sah nicht schlecht aus - aber nein, ich wollte nicht. Er war mir zu alt und ich war noch viel zu jung zum heiraten. Ich hatte Träume. Ich wollte Schauspielerin werden. Trotz der schwierigen Zeit damals aber dank meines erfolgreichen Großvaters als Bäcker, durfte ich studieren gehen. Ich hatte Freundinnen und jede Freiheit. Und diese Freiheit, wollte ich mir nicht nehmen. Baba bestand darauf und Nana Lide - so nannte ich Großmutter - sprach jeden Tag auf mich ein, wie gut es mir gehen würde und dass er ein sehr guter Mann für mich wäre. Flamur hat auch studiert, stieg aber in das Geschäft seines Großvaters als Bäcker ein.

Eines Tages kamen sein Großvater und der Onkel von Flamur zu uns und baten Baba um meine Hand. Und ab da ging alles sehr schnell, wir wurden verlobt. Nana Lide und ich packten die Heiratsgut die ich seit dem ich 15 war vorbereitet hatte. Innerhalb eines halben Jahres heirateten wir.

Unsere Schicksäle schweisten uns jeden Tag mehr zusammen, beide verloren Eltern früh und auch unsere Großeltern lebten nach unserer Hochzeit nicht mehr lange. Wir wurden zu einem glücklichen Ehepaar und überstanden die schlechte Zeit zusammen. Jetzt hatten wir außer uns zwei niemanden mehr. Ich hatte noch meinen Onkel Besim und seine Frau Zarife aber für Flamur war nur noch Ich seine Familie.

Wir leben in dem Haus seines Großvaters in einem Dorf im Süden Kosovos. Flamur hat eine Bäckerei unten an der Hauptstraße und ich war Hausfrau. Oft kommt uns unsere ältere Nachbarin - Dada Sanije besuchen. Sie ist eine sehr liebe Frau und kümmert sich um mich wenn ich sie brauche. Für mich und Flamur ist sie wie eine Mutter, Schwiegermutter und Schwester.

"Jetzt setz dich doch mal hin!" höre ich Flamurs Stimme besorgt sagen.
"Ich weiß, dass du ein Putzteufel bist aber das tut dir und dem Kind nicht gut!"

Er hatte eine Wiege aus Holz für das Baby mitgebracht mit einem Doppelkopfadler eingelötet.

"Danke lieber Ehemann, aber wenn du so weiter machst, dann haben wir bald kein Geld mehr unser Kind zu versorgen wenn es auf der Welt ist!" scherzte ich mit ihm.

Es vergingen 4 Tage. Nun war der 6. März 1993 und der Geburtstag unserer Tochter Zana - sie bekam den Namen meiner Mutter.
Zana bedeutet im albanischen Fee. Und genau das war sie für uns, eine kleine Fee die unser Leben von jetzt auf nichts zu etwas schönerem verzauberte.

Zusammen mit unserer Tochter wuchs auch die Liebe die wir füreinander hatten jeden Tag mehr. Flamur ist nicht nur mein Ehemann, er ist mein bester Freund. Mit ihm habe ich gute und schlechte Momente gehabt, er ist alles was ich auf dieser Welt habe.

Wir genießen die Tage und Wochen mit unserem kleinen Sonnenschein und schauten dabei zu, wie sich die Lage im Kosovo jeden Tag verschlechterte.

Mein verlorener SchatzOù les histoires vivent. Découvrez maintenant