Der pinke Elefant im Raum

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- Bas -
~Was ist 1000 minus 7?~
Ich drückte mit meinem Finger auf die Klingel. Nervös atmete ich aus, als die Tür geöffnet wurde. Ich versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

Betont lässig folge ich Noah in sein Zimmer. Es sah so aus wie immer. Von außen sah alles aus wie immer. Doch ich merkte, dass es nie mehr wie immer sein würde.

Schweigend setzte ich mich zu Noah an den Schreibtisch und packte meinen Laptop aus. Ich räusperte mich:" Ähm...also ich dachte wir machen eine PowerPoint?"

Ich sah, dass Noah schwer schluckte, tat aber, als hätte ich es nicht gesehen. "Klar. Ich recherchiere dann über erstmal über Pythagoras selbst und du über seinen Satz, ok?", antwortete er mir, bemüht, die Unsicherheit zu verstecken.

Ich nickte und machte mich an die Arbeit und merkte mal wieder, wieso ich Mathe hasste. Mich juckte es überhaupt nicht, was dieser Typ damals gesagt hatte. Es herrschte unbehagtes Schweigen, jeder bemüht, kein Geräusch von sich zu geben.

Es war, als würde ein riesiger pinker Elefant in Noahs Zimmer stehen und jeder war bemüht ihn zu ignorieren. Bei dieser Vorstellung musste ich schmunzeln und schaute kurz zu Noah hinüber.

Er saß wie gelähmt vor seinem Laptop, nur seine Augen bewegten sich, um die Informationen zu lesen. Seine blonden Haare fielen ihm leicht auf die Stirn. Seine Lippen sahen zart aus, waren wunderschön. Ich spürte, wie sich etwas in meiner Hose regte.

Und dann drehte er plötzlich seinen Kopf und schaute mich an. Peinlich berührt und wahrscheinlich so rot wie eine Tomate drehte ich mich schnell wieder zu meinem Bildschirm.

Fuck, er hatte mich erwischt, wie ich ihn beobachtete und dabei einen Ständer bekam. Fuck, fuck, fuck. Was denkt er sich jetzt bloß?! Hoffentlich sieht er es nicht. Okay, ich musste jetzt ganz ruhig bleiben.

"Ich geh mal kurz aufs Klo", sagte ich schnell, stand auf und zog dabei ganz unauffällig meinen Pullover runter. Ich drehte den Schlüssel um und ließ mich auf den Boden fallen.

Was war das denn?! Verzweifelt versuchte ich an etwas anderes zu denken. Aber es ging mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte wegen ihm...Oh Fuck! (Author's note: Denk an was Asexuelles! Denk an was Asexuelles! Lass uns BESTE Freunde sein")

Ich presste mir die Hände aufs Gesicht, um ja keinen Laut von mir zu geben. Langsam versuchte ich meine Atmung wieder in den Griff zu kriegen. So etwas war mir noch nie passiert! Noch nicht mal mit Es! Noch nie! Scheiße!

Ich rappelte mich wieder hoch und ging zu Waschbecken. Eine Ladung kaltes Wasser landete augenblicklich in meinem Gesicht. Langsam rubbelte ich mir mit dem Handtuch über dieses und ging vorsichtig in Noahs Zimmer zurück.

Ich setzte mich wieder an den Tisch und tat so, als wäre nichts passiert. Noah schaute mich einmal kurz an, wendete sich aber sofort wieder seine Arbeit zu.

Nach einer Weile brummte mein Handy. Wir schauten auf und sahen es beide: Es hatte mir geschrieben. "Ich vermisse dich, Baby ❤️!"

Peinlich berührt tippte ich schnell:
"ich dich auch" und steckte mein Handy in die Hosentasche. Ich räusperte mich und sagte: "Nun, ich glaube ich sollte dann mal."

Noah nickte nur, doch ich konnte sehen, dass er mehr als angepisst war. Früher war es uns egal, was passiert oder wer schrieb, wir blieben zusammen. Das hatte sich nun wohl geändert. Es war nicht so wie immer.

Schnell räumte ich meine Sachen ein und ging zur Tür. Noah zögerte, folgte mir aber.  Ich verließ das Haus und drehte mich nochmal zu Noah um.

Wir wusste beide nicht, ob wir uns nun umarmen sollen oder uns die Hand geben. Also entstand diese peinliche Situation einer Halben-mit-Hand-geben-Umarmung.

Rot wie eine Tomate ging ich also, ohne mich nochmal umzudrehen, weg. Ich lief zur Bushaltestelle und stieg in den nächsten Bus Richtung Es.

Während der Busfahrt versuchte ich mich zu beruhigen. Was war das gerade? Und dann plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf:" Du kannst es nicht länger leugnen!"

Leugnen, dass ich schwul bin? Fuck was mache ich denn, wenn ich wirklich schwul bin. Meine Eltern werde es nie akzeptieren. Und meine Freunde...eine Schwuchtel im Footballteam?! Scheiße ich durfte nicht schwul sein!

Der Bus hielt und ich stieg aus. Ich lief schnell zum Haus von Es. Doch kurz vorher stoppte ich. Ich konnte da jetzt nicht rein! Was bildete ich mir gerade eigentlich ein?!

Ich kehrte um und machte mich zu Fuß auf den Rückweg. Sofort zog ich meine Kopfhörer aus meiner Hosentasche, ignorierte, dass sie ein einziger großer Ball waren, und steckte sie mir in die Ohren. Ich drückte solange auf den Knopf an meinem Handy, bis die Musik so laut war, dass es fast weh tat, in der Hoffnung meine Gedanken würden so übertönt werden.

Als ich Zuhause ankam, versuchte ich mich in mein Zimmer zu schleichen, ohne dass meine Eltern mich abfingen. Doch gerade als ich die Treppe hochgehen wollte, bemerkten sie mich.

"Bas? Ach, schön, dass du wieder da bist. Magst du dich mit an unseren Tisch setzen?", fragte mich meine Mutter wie immer in ihrem lieben Ton. Ich unterdrückte ein Seufzen und folgte ihr ins Wohnzimmer.

Dort saßen schon mein Vater und meine drei Schwestern am Tisch. Widerwillig setzte ich mich zu ihnen. Wir fassten uns alle an den Händen und meine Mutter schaute mich erwartungsvoll an: "Schatz? Sprich du doch heute Mal das Gebet."

Ob wohl ich gar keinen Bock hatte, murmelte ich ein Gebet, was ich schon seit ich klein war kannte: "Lieber Gott,
wir danken Dir für den reich gedeckten Tisch,
der vor uns steht.
Du versorgst uns mit allem, was wir brauchen!
Lass uns die Menschen nicht vergessen,
denen es nicht so gut geht!
Und lehre uns teilen.
Amen"

Und dann fingen wir endlich an zu Essen. Da mir seit der Sache mit Noah heute, der ganze Appetit vergangen war, zwang ich mich nur, eine Scheibe Brot zu essen.

"Bas? Ist alles gut? Du siehst irgendwie bedrückt aus. Liegt dir etwas auf der Seele?", fragte mich meine Mutter nach einiger Zeit.
Ich schluckte schwer und entschied mich dazu, meinen Plan, den ich mir auf dem Rückweg ausgedacht hatte, durchzuziehen.

"Also heute hat sich ein Junge aus meiner Klasse als Schwul geoutet", sagte ich mit belegter Stimme.
Mein Vater atmete genervt aus und rollt mit den Augen.

"Das sowas nötig ist! Wieso müssen sie das denn allen mitteilen!? Sie sollten sich eher dafür schämen! Sowas abnormales gehört doch nicht in die Öffentlichkeit! Immer diese Schwulen! Sowas gibt es doch gar nicht! Die wollen doch nur Aufmerksamkeit!", wütete mein Vater. 

Langsam redete er sich in Rage:" Die armen Eltern! So jemanden in der Familie zu haben! Das kostet sie doch bestimmt jeden Nerv! Halt sich bloß fern von dem, nachher will der noch was von dir!"

Das war doch noch schlimmer als ich erwartet hatte, aber was mache ich mir vor, ich wusste ja dass sie schlecht darauf zu sprechen waren. Wie sollte ich ihnen jemals erklären, dass ich auch schwul bin? Wenn sie so schon auf meinen imaginären Klassenkameraden reagiert haben, wie werden sie dann auf mich reagieren? Wie sollte ich ihnen das jemals erklären?! Ich will sie doch auch nicht verlieren! Ich liebe sie doch auch!

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Nach einer langen Schreibblockade mal endlich wieder ein Kapitel!
Ich hoffe sehr, es gefällt euch!

- purpair

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⏰ Terakhir diperbarui: Nov 01, 2019 ⏰

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