Neues Leben, neue Liebe

Der Umzug

Es ist ein grauer, verregneter Samstag Nachmittag, der schon danach roch nicht besonders spaßig zu werden. Eine schwarze Wolkenbank zieht über die ganze Stadt und niemand, wirklich keine einzige Menschenseele, wagt es auch nur einen Schritt vor die Haustür zu setzen. Nicht mal unser Nachbar Herr Binder, ist draußen unterwegs, der um diese Zeit eigentlich immer mit seinem alten Dackel ein paar Runden dreht.
Da klopft es an der hölzernen Tür und meine Mutter kommt zu mir in mein beinahe leer stehendes Zimmer.

"Hast du alles gepackt Schatz?"
"Klar Mom, ich bin fertig, ich muss nur noch Nick bescheid sagen, dass wir los können."
"Hältst du es denn wirklich für eine gute Idee dir von Nick helfen zu lassen?"
"Nein nicht wirklich, aber ich schaffe es nicht allein all die schweren Kisten zu tragen... Und bei diesem Sauwetter bin ich auch nicht sonderlich erpicht darauf den ganzen Krempel selbst in die Wohnung zu bringen."

Nick ist mein Ex-Freund;
vor 5 Tagen, ausgerechnet an seinem 20. Geburtstag hatten wir uns getrennt. Meine Mutter hatte sich über diese Nachricht wie ein kleines Kind gefreut, da sie ihn abgrundtief hasste. Sie will mir bis heute nicht erklären wieso sie so eine tiefe Abneigung ihm gegenüber empfindet. Meine Theorie jedoch besteht darin, dass sie einfach alle Männer hasst, seitdem sie von meinem Vater geschieden ist.
Um endlich losfahren zu können rufe ich Nick an und er hebt schon nach dem ersten Läuten ab.

"Hey Celine mein Schatz, was gibts?"

Ich ignoriere die Art und Weise wie er mich begrüßt und konzentriere mich nur auf das Wesentliche.

"Ich bin fertig mit packen und wir könnten los, wenn du nichts dagegen hast."
"Klar, ich komme sofort rüber."

Eine Stunde später sitzen wir nebeneinander in seinem Van. Da mein ganzer Krempel dezent viel Platz braucht müssen wir eng aneinander rutsche. Ich verabschiede mich von meiner Mutter, die ihre Tränen kaum zurückhalten kann und mich schluchzend in ihre Arme schließt. Doch dann steigen wir ein fahren los. Während der Fahrt reden wir kaum miteinander, worüber ich eigentlich auch ganz froh bin, nach seiner Begrüßung am Telefon. Dabei war er derjenige der Schluss gemacht hat.
3 Stunden später sind wir endlich in der Kleinstadt angekommen, die sich wohl ab heute mein neues Zuhause nennen wird. Auch hier ist das Wetter nicht gerade besser und es nieselt weiter vor sich hin.

"Komm steig aus dann helfe ich dir die ganzen Kisten in die Wohnung hoch zu tragen."

Wortlos steige ich aus und wir tragen Kiste für Kiste nach oben in den 4. Stock. Er versucht immer wieder ein Gespräch mit mir anzufangen, doch ich blocke jedesmal ab und erinnere an die Trennumg. Es scheint fast so als würde er es bereuen, aber ehrlich gesagt kümmert es mich gerade wenig. Nach einer knappen halben Stunde ist der Van ausgeräumt und Nick macht Anstalten in die Wohnung mitzukommen. Weil ich selbst ganz aus der Puste bin erlaube ich ihm auf ein Glas Wasser mitzukommen.

"Vielen Dank Celine, das ist echt lieb von dir. Ich bin schon total verschwitzt. Kann ich eventuell noch schnell unter die Dusche gehen?"
"Ist nicht dein Ernst oder? Aber gut von mir aus. Ich muss sowieso noch meine Mom anrufen. Aber bitte tu mir den Gefallen und dusch' nicht 15 Minuten wie jedesmal."

10 Minuten später kommt er frisch geduscht aus dem Bad zurück. Wow er hat es also tatsächlich geschafft, denke ich mir belustigend. Naja was solls er soll endlich verschwinden.

"Nick ich will echt nicht unhöflich sein aber du musst jetzt bitte echt gehen. Es ist schon ziemlich spät und ich wollte heute früh schlafen gehen."
"Okay kein Problem, ich hab ja auch ne lange Fahrt vor mir. Machs gut Celine ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder."

Und mit dem letzten Satz küsst er mich zum allerletzten Mal in seinem Leben. Ich kann es ihm nicht übel nehem, immerhin waren wir 14 Monate zusammen gewesen und auch mich schmerzt die Trennung noch sehr. Und da ist er auch schon zur Tür raus und er lässt mich als ein kleines Häufchen Elend allein zurück.
Weinend lege ich mich in das bereits aufgebaute Bett und schlafe nach den Anstrengungen der letzten Stunden sofort ein.